Wie wir mit Erwartungen unsere Wahrnehmung der Realität beeinflussen

in deutsch •  7 years ago  (edited)

Unsere Gehirne müssen ständig eine Unmenge an Daten verarbeiten. Milliarden an Gehirnzellen arbeiten zusammen, um Sinn aus dem zu erzeugen, was über unsere Sinne reinkommt. Da wir eine selektive Wahrnehmung haben, haben wir nur unvollständige Daten. Unser Gehirn kann also praktisch nur raten, was in der Welt passiert und wie es anderen geht. Diese Daten vergleicht es mit vergangenen Erlebnissen, um vorherzusagen, wie die Zukunft sich entwickeln wird. Diese Vorhersagen sind Erwartungen, die eng mit Emotionen verbunden sind. Je nachdem ob wir optimistisch sind oder uns Sorgen machen, sind wir gut gelaunt oder ziehen lieber die Decke über den Kopf. 

Wir können die Daten in unserem Gehirn allerdings gezielt beeinflussen, indem wir uns informieren. Mit neuen Blickwinkeln aus einem Post, einem Video oder z.B. einem Gespräch fördern wir die Wahrscheinlichkeit, Situationen richtig einzuschätzen. Je mehr unterschiedliche Standpunkte ich zu einem Thema kenne desto besser für mich. Auch Vorhersagen können treffender werden, besonders wenn man sie immer wieder überprüft und anpasst. Mir persönlich gefällt der Rat von Buddha ganz gut: “Glaube nichts, was du nicht selbst überprüft hast.” In meinen Ohren klingt das nach einer vertrauenswürdigen und praktisch wissenschaftlichen Herangehensweise. 

Illustration © Hansteinmedia

Eine Erwartung besteht zu einem großen Teil aus Imagination. Wir erleben die Gegenwart und stellen uns eine Realität vor, in der wir glücklich(er) sind. Wir vergleichen den aktuellen Stand mit dem gewünschten Zustand - und treffen Entscheidungen, die uns diesem Ziel näher bringen (sollen). So entsteht ein Spalt zwischen dem was wir erleben und dem was wir uns vorstellen. Auch das ist eine Art Erwartung. Wenn ich voller Energie und Tatendrang bin, treibt mich diese Differenz an, denn ich will ja glücklich sein. Wenn ich wenig Energie habe und müde bin, kann mich derselbe Unterschied unzufrieden machen. In dem Fall finde ich es eine gute Idee, die Erwartungen bis morgen temporär sausen zu lassen, die Füße hochzulegen und Netflix anzumachen. 

Doch nicht nur Vorstellungen haben einen großen Einfluss auf unsere Wahrnehmung. Auch welche Wörter wir benutzen, trägt viel zu der Art bei, wie wir mit der Welt interagieren. Tony Robbins geht so weit, zu behaupten, dass alle unsere Handlungen im Kern auf Glaubenssätzen beruhen. Ich lerne seit ca. 8 Jahren von Tony Robbins und ich habe in dieser Zeit zentrale wie auch oberflächliche Glaubenssätze gefunden. Diese hatten teilweise einen erheblichen Effekt auf das Wahrnehmen meiner Umgebung. Viele hatte ich im Laufe meines Lebens angesammelt ("geglaubt"), sie waren mir aber unbewusst. 

Wie auch Napoleon Hill in seinem berühmten Buch "Think And Grow Rich" beschreibt, können wir mit gezielter Erwartung unsere Wahrnehmung der Realität beeinflussen. So schreiben die "Psychologen Robert Michael und Maryanne Garry von der Universität Wellington in Neuseeland sowie Irving Kirsch von der Harvard Medical School" (Quelle: sueddeutsche.de) in einem Übersichtsartikel zu Suggestion und Autosuggestion (Current Directions in Psychological Science, Bd. 21, S. 151, 2012): "Wenn wir ein bestimmtes Ereignis erwarten, dann setzen wir automatisch eine ganze Kette von Denkmustern und Verhaltensweisen in Gang, die dieses Ergebnis eintreten lassen - nur dass wir die Ursache dafür falsch bewerten". 

Das funktioniert in den meisten Fällen unbewusst. Wenn mir etwas Unangenehmes widerfährt, berechne ich fast automatisch wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass das wieder passiert. Dabei kann es sich um einen Ort, einen Menschen oder auch ein Tier handeln. Ich schätze es ist mein Überlebensinstinkt, der das subjektive Erleben sofort mit der Vergangenheit abgleicht und Prognosen für die Zukunft macht. Oft genug erscheint mir ein Ereignis oder ein anderes Phänomen im Alltag als völlig sinnfrei. Von daher weiß ich die Bemühungen meines Gehirns zu schätzen, Sinn aus den Daten zu erzeugen. 

Ich kann diesen Prozess aber wie gesagt auch bewusst nutzen, indem ich mich dazu entscheide, etwas Bestimmtes zu erwarten. Wenn ich erwarte dass der Tag angenehm ist und entspannt verläuft, sucht mein Gehirn nach Signalen dafür. Es kommt natürlich oft anders als man denkt, aber einen gewissen Einfluss hat man. Es gibt eine schöne Übung, die ich gerne morgens mache. Ich schreibe drei neue Dinge auf, für die ich dankbar bin. Während ich überlege scannt mein Gehirn die Umwelt oder die Erinnerungen an gestern nach positiven Ereignissen. Mit dieser Übung kann ich mein subjektives Wahrnehmen in die gewünschte Richtung lenken. 

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Jeder lebt seinen eigenen Film. ;)
Sehr toller Post! :)
Schau mal, dass du den Code noch hinbekommst :)
Grüße

So ist das. :) Selbst Teile der Wissenschaft haben das durch Forschungen in der Quantenphysik erkannt. Freue mich wenn noch mehr Leute wissen, dass die Realität subjektiv ist!
Code ist repariert.

Super! Jetzt sieht das direkt noch besser aus :)
Ja! Das ganze Thema ist mega interessant!
Schau doch auch mal bei meinem Content vorbei ;)
Grüße

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