Salzburger Landesgeschichte V

in deutsch •  7 years ago 

Heute möchte ich Euch vom zweiten Salzburger Landespatron, dem Hl. Virgil, erzählen.


Quelle Wandmalerei am Torbogen der Kirche St. Rupert in Gaden bei Waging in Bayern. Der Hl. Virgil mit seinem Atribut, dem Dom.

Die Leistungen des Heiligen Virgil stehen denen desHeiligen Rupert in nichts nach. Geboren wurde Virgil, auch Virgilius, Fergal, oder Fergil genannt, um 700 in Irland, als Sohn einer angesehenen Adelsfamilie. In irischen Klöstern bekam Virgil eine hervorragende Ausbildung, welche ihn zu seinen späteren Leistungen in Salzburg befähigen sollte.
Als irischen Mönch zog es Virgil im Sinne der „Peregrinatio“ auf den Kontinent. Einen ersten Nachweis von ihm finden wir 743, als er an den Hof des Hausmeiers Pippin III. kam. Dieser empfahl Virgil dem bayrischen Herzog Odilo, welcher ihn als geistlichen Berater einstellte.

Im Jahr 746/47 wurde Virgil zum Leiter der freigewordenen Diözese Salzburg erhoben. Nach irischem Vorbild hatte er die weltliche Leitung als Abt inne, während sein Gefährte Dodagrecus als eigentlicher Bischof die geistlichen Aufgaben übernahm. Die kanonische Irregularität von Virgils Bestellung sowie seine Lehre von den Antipoden, besonders aber die Ablehnung der Wiedertaufe brachte ihn in große Schwierigkeiten mit dem Hl. Bonifatius.
Nach Protesten seitens des Hl. Bonifatius musste sich Virgil aber fügen und wurde 749 zum Bischof geweiht.


Quelle Auszug aus dem Verbüderungsbuch von St. Peter, Salzburg 784

In ihm fand das junge Salzburg einen schöpferischen Geist ersten Ranges. Gleich zu Beginn versuchte Virgil Besitzungen, welche der Salzburger Kirche abhandengekommen waren zurück zu bekommen. Unermüdlich arbeitete er daran und legte sich dabei auch mit den mächtigsten Familien, ja selbst mit dem Herzog, an.
So schaffte er es nicht nur den Besitz zu sichern, sondern konnte durch diverse Tauschgeschäfte den Streubesitz immer weiter zentrieren. Was einer leichteren Verwaltung nur dienlich sein konnte.
Rigoros ging er daran die Seelsorge auszubauen und die Wirtschaftskraft des jungen Bistums zu stärken. Bei seinem Tod im Jahr 784 verfügte Salzburg bereits über 67 Filialklöster und –kirchen.
Und so dürfte es auch kein Zufall sein, dass es gerade Virgil war, der den Grundstein für den ersten Salzburger Dom legte. Mit seinen 66 Metern Länge war dieser Dom in etwa so groß wie die fränkische Krönungskirche in St. Denis! Darüber wurde lange spekuliert warum sie eigentlich so groß geraten war. Man nimmt an, ohne es wohl je genau zu wissen, dass die Kirche ursprünglich als Krönungskirche für die Bayrischen Herzöge gedacht war. Zu jener Zeit, der erste Dom wurde im Jahr 774 geweiht, lag Salzburg in etwa in der Mitte des damaligen Bayern. Auch die reichen Schenkungen und Förderungen des Herzogs würden in dieses Bild passen.
Abgerundet wird das Bild der Leistungen Virgils durch den Tassilokelch und das Verbrüderungsbuch von St. Peter. Beide bezeugen auf eindrucksvolle Art und Weise wie hoch das relative Kultur- und Kunstniveau Salzburgs in jenen Tagen war.


Quelle Das ältere Stammesherzogtum Bayern bei der Absetzung Tassilos III.

Berühmt wurde Virgil aber auch durch seine Streitigkeiten mit dem Hl. Bonifatius. Die Beschwerden Bonifatius´ sind überliefert, die Antwort des Papstes Zacharias leider nicht. Da Virgil aber nie irgendwelche Auflagen oder Behinderungen erfuhr, ist davon auszugehen, dass die Beschwerden letztlich erfolglos blieben. Da Bonifatius´ die weitaus mächtigeren Förderer hinter sich hatte, sprich dies Bände über Virgil.
Virgil starb 784 in Salzburg und liegt im Dom begraben.


Quelle Tassilokelch, Salzburg 2. Häfte 8. Jahrundert

Zugleich möchte ich hierbei noch etwas einbringen. Oft wird ja behauptet die Menschen wüsten erst seit Kolumbus oder gar erst seit Galilei das die Erde rund sei (obwohl sie streng genommen eigentlich oval ist, und ganz streng genommen nicht einmal das ist😊). Nun, vom Hl. Bonifatius ist, wie oben bereits erwähnt, ein Brief überliefert in welchem er sich beim damaligen Papst über den Hl. Virgil beschwert. Aufgeregt hatte er sich darüber das St. Virgil gesagt hätte das es auf der Unterseite der Erdkugel so genannte Antipoden gäbe. Diese dachte man sich als Wesen welche die Füße auf dem Kopf hätten, da man ja noch keine Ahnung von Gravitation hatte. Interessanterweise beschwerte er sich nicht mit einer Silbe darüber, dass er gesagt habe die Erde sei rund, sondern nur darüber es gäbe diese Antipoden. Tatsächlich hatte Bonifatius damit ja auch recht. Dies sei denen ins Stammbuch geschrieben welche meinen das Mittelalter wäre ach so rückständiug gewesen.


Quelle Behaim- Globus in Vollansicht, Nürnberg 1492/93.

Danke Fürs Lesen,

Euer parzifal1

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