Atomwaffen vor der Haustür zu haben: Aus heutiger Sicht vielleicht faszinierend, zur Zeit des Kalten Krieges wohl aber verstörend. Wie sind also die Anwohner zu jener Zeit mit der Stationierung von Atomwaffen in ihrer unmittelbaren Nähe umgegangen?
Wichtig zu verstehen ist, dass die Debatte um Atomwaffen in Deutschland bereits 1956 entflammte. In vertrauten Kreisen wurde hier bereits der Wunsch geäußert die junge Bundeswehr auch mit eigenen Atomwaffen auszustatten . Hier standen Sicherheitspolitische, aber auch Machtpolitische Gründe im Vordergrund. Im Geheimen wurde mit den USA die Stationierung von Atomwaffen in der Bundesrepublik ausgehandelt . Zwar wurde 1958 auch die atomare Bewaffnung der Bundeswehr beschlossen , diese entfiel jedoch da der Rüstungspartners Frankreich in den Indochinakrieg eingebunden wurde .
Natürlich wurde die Diskussion auch im Stadtrat von Lüdenscheid aufgegriffen . So einigte man sich, auch in Hinblick auf den Willen der Bevölkerung, darauf Lüdenscheid zur „Atomwaffenfreien Zone“ zu erklären. Ausdrücklich wurde die Bereitstellung von Grund und Boden für die Lagerung von nuklearen Sprengköpfen untersagt . Gleichfalls würde die Stadt auch Versorgungsleistungen, wie Wasser oder Strom, im Falle einer Stationierung untersagen .
Trotz dieser eindeutig ablehnenden Haltung wurden 1960 eben solche Waffen am Stilleking stationiert , was kurioserweise Lüdenscheid zu einem der frühesten Atomwaffenstandorte in Deutschland überhaupt macht.
Warum also hat sich die Bevölkerung der Stadt nicht gegen eine Stationierung gewehrt? Die Antwort auf diese Frage ergibt sich aus den taktischen Überlegungen, denn die Standorte galten als geheim und bis heute sind nur verhältnismäßig wenige Informationen über alle Lager auf dem Gebiet der ehemaligen BRD bekannt. Nur leitenden Offizieren der US-Streitkräfte war bekannt, dass es sich bei den Waffen um Kernwaffen handelte. Der breiten Öffentlichkeit wurde dieser Umstand erst 1981 durch einen Artikel im Stern bekannt , welcher das Ausmaß der in Deutschland stationierten Kernwaffen beleuchtete. 1963 wurden die Waffen schließlich wieder aus Lüdenscheid abgezogen. Laut Quellen geschah dies aus geographischen Gründen , gleichwohl könnte aber auch ein in DDR übergelaufener Bundeswehrsoldat der Grund für den Abzug sein .
Die Recherchen dieser Beiträge sind das Grundgerüst für URANIUM RESERVE. Nach wie vor weist die Geschichte eine Quellenkritische Lücke auf.
Nichtsdestotrotz handelt es sich aber um ein spannendes Kapitel der Stadtgeschichte. Denn wer kann schon behaupten Atomwaffen vor der Haustür gehabt zu haben.
Quellen
http://www.spiegel.de/einestages/deutsche-aufruestung-a-947286.html
http://www.lebenshaus-alb.de/magazin/008960.html
http://www.friedensgruppe-luedenscheid.de/neu_aktiv_akt2013_Matthias.html
Westfälische Rundschau, 31.05.1958
http://www.relikte.com/lahn/
http://www.atomwaffena-z.info/geschichte/atomwaffen-in-deutschland/standorte.html
http://www.zeit.de/1981/10/ein-fadenscheiniger-knueller
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