Gefühle codiert in Worten? Geht das? Ja natürlich! Keine Sorge, es ist keine Magie. Auch wenn es vielleicht doch ein bisschen was magisches an sich hat. Das liegt auch daran, dass ich nicht den ganzen Schleier lüften kann und selbst noch einiges dazu lernen muss. Aber ich denke auch dass der Einblick den ich gebe, den ein oder anderen doch zum nachdenken anregen kann.
Quelle: pexels
Gestern las ich einen Beitrag von @luegenbaron in dem er über das Schulsystem und die paradigmen der Wissenschaft geschrieben hat. Er war vielleicht schlecht gelaunt und ist (zumindest aus meinem subjektiven Blickwinkel) darüber hergezogen aber es ist ja auch nachvollziehbar. Ich kenne diese Momente. Wir hatten auf jeden Fall eine interessante Diskussion und sein Beitrag hatte Wirkung auf mich. Wenn auch erstmal eine ablehnende. Dass wir im Endeffekt doch auf einen Nenner gekommen sind, lag daran dass wir noch mehr Informationen ausgetauscht haben.
Dabei ist mir allerdings wieder etwas bewusst geworden. Jedesmal wenn wir hier etwas schreiben, haben wir einen Grund dafür. Logisch. Aber wie wir es schreiben, hängt auch davon ab wie unsere tägliche Verfassung ist und welche Emotionen wir bei dem entsprechenden Thema haben.
Vom Gefühl zum Wort und umgekehrt - Beispiele
So beeinflussen die Gefühle des Schreibers auch die Wahl der Worte die er verwendet. Jedes Wort erzeugt beim Leser aber eine andere Wirkung. Die Inuit kennen sehr viele verschiedene Worte für Schnee und Eis weil sie ständig damit leben. Jeder davon beschreibt eine andere Form des Schnees. Manche davon transportieren auch Gefühle wie es bei uns z.B das Wort "Frühling" machen kann. Zumindest habe ich das mal gelesen.
Es heißt auch es gibt Worte die sollte man grundsätzlich vermeiden. Nein, aber, Arschl*** und so. Doch das ist ein anderes Thema. ;D
Ich habe einen Freund der in einem Callcenter gearbeitet hat. Von ihm habe ich gelernt dass man die Leute nicht fragt "Wie kann ich ihnen helfen?" und das hat einen guten Grund.
Es liegt daran weil es impliziert dass der Gefragte Hilfe benötigt. Er ist hilflos und von mir abhängig. Das ist ein negatives Gefühl und es wirkt nur durch diesen einen Satz. Nicht bewusst, aber es ist da. Irgendwo im Hintergrund baut es sich bei dem Hilfesuchenden auf. Er merkt es vielleicht nichtmal selbst.
Ein "Was kann ich für sie tun?" klingt da schon ganz anders weil es den Mensch mit dem Problem an erste Stelle setzt anstatt ihn unterzuordnen. Man ordnet sich sogar selbst unter.
Ein anderes Beispiel. Ich kann auf lustige weise erzählen wie ich knietief in die Scheisse getreten bin oder ich kann zum Beispiel ein Drama draus machen bei dem jeder Mitleid mit mir entwickelt weil der ganze Tag so blöd gelaufen ist. Schon einzelne Worte oder wenige Sätze könnten den Unterschied machen.
In unserer Diskussion erwähnte @luegenbaron etwas ähnliches wie "Ich will ja nicht alles für den Leser vorkauen".
Schon in diesem einen Satz zeigt sich die Macht der Worte. Vorkauen klingt negativ. Ich sagte etwas zu ihm wie:
Wir als Schreiber haben dem Leser gegenüber einen Informationsvorsprung. Vielleicht besteht der sogar aus hunderten Beiträgen die wir zu dem Thema schon gelesen haben. Die Kunst besteht praktisch darin, aus diesem Jahre lang gesammelten Wissen die Quintessenz (das Entscheidende, das Wesentliche) zu destillieren und kurz und knackig zu präsentieren. So dass der Leser einen neuen Blickwinkel bekommen und ihn verstehen kann, dass er Lust bekommt sich selbst intensiver mit dem Thema auseinander zu setzen.
Je komplexer das Thema ist und je mehr Informationen man dazu kennt, umso schwieriger kann das werden.
Gefühle lösen Reaktionen aus
Und so bahnt sich das Gefühl des Schreibers vom Herz durch den Kopf in die Tastatur, wird in Bits und Bytes umgewandelt und wandert vielleicht durch tausende Kilometer Leitung bis es dann auf einem Bildschirm landet, darauf wartend von einem Leser interpretiert und durchdacht zu werden. Dort wandelt es sich (im Optimalfall) wieder in ein Gefühl um. Die Frage ist nur; in welches Gefühl und wie intensiv ist es?
Quelle: pexels
Das Gefühl kann den Leser zu einem Kommentar bewegen oder sogar zum resteemen und upvoten. Je nachdem wie intensiv sein Gefühl ist. Vielleicht macht er das weil er sich ärgert oder auch weil er sich freut.
Es ist tatsächlich so, dass der Mensch durch Gefühle angetrieben wird und nicht durch Gedanken. Dessen sollte man sich bewusst sein! Erst wenn ein Gedanke Emotionen auslöst, handeln wir. Das Bedürfnis zu handeln hängt von der Intensität des damit verbundenen Gefühls zusammen.
Das Gefühl des Schreibers wird durch die Wahl der Worte sozusagen vorbereitet auf einen Codierungs und Decodierungsprozess. Dieser wird vom Computer aber noch wichtiger auch vom Menschen bei seiner interpretation ausgeführt!
Die Kunst besteht allerdings darin, das Gefühl mit den richtigen Worten so vorzubereiten, dass es im Codierungsvorgang
Herz -> Kopf -> Worte -> Bildschirm -> Leser -> Gefühl -> Handlung
das gewünschte Ergebniss liefert. Ein Buchautor will z.B. dass sein Buch weiter gelesen wird und der Leser auch den zweiten Band bestellt. Wir Blogger freuen uns natürlich wenn die Handlung ein Upvote oder Resteem ist weil der Leser zufrieden ist.
Darüber sollte man vor und nach dem Schreiben am besten nochmal nachdenken. Hab ich das Gefühl gut transportiert? Kommt es richtig beim Leser an? Könnten man das geschriebene falsch verstehen?
Dabei soll man dann auch noch seinen natürlichen Schreibstil behalten und nicht künstlich rüberkommen. Klingt garnicht so einfach aber ich denke das kommt von selbst mit der Zeit.
Ja, ich manipuliere. Du auch! ;)
Man könnte jetzt auch sagen jemand der das so genau durchdenkt und plant, manipuliert die Leute. Ja, das stimmt auch. Es ist allerdings auch entscheidend wie man das einsetzt. Messer sind ja auch nicht gleich schlecht nur weil es Messer sind.
Alles ist manipulation. Alles was wir sehen, hören, reden. Ein freundliches "Guten Morgen" ist auch manipulation. Es sorgt ja in der Regel auch für eine Reaktion.
Das alles bedeutet nicht unbedingt dass der Schreiber (der vielleicht negative Gefühle hat wegen dem Thema) will dass seine negativen Gefühle beim Leser auch gefühlt werden. Der Schreiber will vielleicht nur dass wir auch über das Thema nachdenken. Aber durch seine negativen Gefühle werden seine Worte beeinflusst, was dazu führen kann dass er nicht das gewünschte Ergebniss erzielt.
Jetzt steht der Schreiber vor der Herausforderung ein Thema zu dem er negative Gefühle entwickelt hat, so rüberzubringen dass der Leser nicht auch negative Gefühle entwickelt, sondern positive! Zumindest in dem Sinne dass der Leser die Lust am Lesen behält und nicht gleich damit aufhört.
Sind die Worte richtig gewählt, ist der Leser vielleicht begeistert, motivert, hoffnungsvoll oder dankbar. Das ruft natürlich Reaktionen hervor und das freut den Schreiber. Die wahl der richtigen Worte reflektiert also als Echo weiter! In Form von Gefühlen, Reaktionen und anderen Worten.
Quelle:pexels
Ich finde dessen sollten wir Schreiber uns immer bewusst sein. Am besten bei jedem Kommentar oder Beitrag. Leichter gesagt als getan! Sobald man mal gestresst oder schlecht gelaunt ist, kann man sich ganz schnell vergessen. Wir sind ja nur Menschen. Das darf man auch nicht vergessen. ;)
Ob dieser Beitrag jetzt bei jemandem Gefühle auslöst die ihn zur Reaktion bringen? Keine Ahnung. Darauf habe ich nicht bewusst geachetet. Mal schauen. Schreibfehler hat er bestimmt ein paar. Ob die im Codierungs- und Decodierungsprozess Fehler verursacht haben werden die Kommentare zeigen.
Hier noch ein Link zum Beitrag von @luegenbaron dem ich hier nochmal danken will für den Denkanstoß den er mir gegeben hat und die gute Diskussion gestern.
Edit:
Kann gut sein, dass ich den Beitrag noch bearbeite um ihn besser lesbar und vielleicht ein bisschen kürzer zu machen.
Super, ein sehr hochwertiger Artikel der mich sehr anspricht.
Die Worte sind sehr mächtig, im Miteinander mit Menschen merke ich immer wieder, wie viel die richtige Formulierung ausmacht.
Was fürs reale Leben gilt, gilt natürlich auch für Bücher, wobei man bei Romanen noch mehr mit den Worten spielen kann.
Es macht immerhin einen grossen Unterschied, ob eine Figur sagt, "Fick dich Arschloch" oder "Würden Sie bitte aus meiner Bildfläche verschwinden, werter Herr."
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Danke für dein Feedback. :)
Ja das sehe ich auch so.
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Danke für deinen ausführlichen Artikel über das Thema.
Ich denke nicht nur auf Steemit, sondern bei jeder Art der Kommunikation hängt es maßgeblich davon ab, wie die eigene Tagesform und die Tagesform des Gegenübers ist. So kann das gleiche Thema heute anders ankommen als gestern oder morgen, das beinhaltet immer ein gewisses Konfliktpotential.
Das Thema Manipulation ist noch einmal ein ganz Besonderes. Wenn ich es kurz beantworten mag würde ich sagen, es hängt stark davon ab was die intrinsische Motivation des Texters ist. willst du etwas gutes erreichen? dann ist alles ok. Willst du jemanden in die Irre oder in eine (kauf)falle locken? Das finde ich schon schwieriger... Aber so läuft die Welt nun einmal!
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Und ich danke vielmals für deinen Kommentar. :)
Ich stimme dir voll und ganz zu.
Das kommt natürlich auch noch dazu.
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cooler artikel. ebenso benutze positive formulierungen und weg mit dem "nicht oder kein"
das universum versteht das net und schwubs kriegt man das was man ja "NICHT WILL...."
hugs to ya
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Super Artikel!
Gute Tipps! :)
Habe ich nichts mehr hinzuzufügen!
Dein Baron ;)
ps: hier hat sich ein kleiner Typo eingeschlichen
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Danke vielmals! Wird gleich korrigiert. :)
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Ich bin kein großer Schreiber , aber ein Leser. Was du schreibst macht Sinn. Ich fand es immer blöd wenn der Lehrer in der Schule einen Aufsatz wollte, mit einem bestimmten Thema. Vielleicht war meine Laune an diesem Tag nicht dafür einen heiteren Text zu schreiben, aber es musste ja sein. Und so hat man irgendwas da hin geschrieben. Und dieses wiederum kann man später immer noch rauslesen, das der Schreiber eben zu diesem Zeitpunkt nicht heiter war sondern vielleicht einfach nachdenklich. Schreiben, formulieren ist sehr abhängig von dem persönlichen Befinden.
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