Dass wir ohne regelmäßiges Essen nicht überleben können, wissen wir. Gleichsam ist es aber wichtig, die aufgenommene Nahrung auch wieder zu entsorgen. Für beides finden sich in der Mülhauser Frauenzeitung 1918 entsprechende Ratschläge:
Diese Regeln sind durchaus heute noch gültig, denn häufig nehmen wir uns viel zu wenig Zeit zur Nahrungsaufnahme und essen hastig, kauen zu wenig und wundern uns dann über Magenkrämpfe. Sich bewusst auf das Essen zu konzentrieren, auf den eigenen Körper und seine Gelüste (Appetit) zu hören, kann uns auch heute dazu helfen, uns besser zu ernähren.Richtiges Essen
Ein allbekanntes Sprichwort lautet: Gut gekaut ist halb verdaut, und wer richtig ißt, lebt lange. Der Amerikaner Fletscher stellt folgende Regeln auf: 1. den Appetit abwarten; 2. den Appetit bei der Wahl der Nahrung berücksichtigen; 3. die Nahrung so kauen, daß man allen Nährwert herauszieht und den Nahrungssaft von selber heruntergleiten läßt; 4. der Mahlzeit die ganze Zeit widmen, die sie erfordert, sich niemals eilen, immer daran denken, daß man ißt, sich systematisch dieser Tätigkeit hingeben, 5. sich die Überzeugung zu eigen machen, daß jede Mahlzeit eine Handlung von entscheidender Bedeutung ist für das Leben, um sie so auszuführen, daß sie in vollständigem Maße ihrem Zwecke entspricht.
Wir dürfen nicht vergessen, dass sich Europa 1918 im Krieg befand. Das spiegelt sich auch in vielen Rezepten und Ratschlägen dieser Zeit wieder. Kartoffeln und Mehl kommen in den meisten Gerichten vor, es werden sämtliche Reste zu weiteren Speisen verarbeitet. Der Verdauung ist das nicht unbedingt zuträglich. Wir wissen heute, dass Ballaststoffe für eine gesunde Verdauung notwendig sind, die auch einen geregelten Stuhlgang zur Folge haben sollte. Da sich die meisten Bakterien im Darm befinden, sollte man definitiv darauf achten, diesen auch entsprechend zu entleeren.Geregelter Stuhlgang
In der gegenwärtigen Zeit sind die Gedanken eines jeden auf das gerichtet, was er seinem Körper zuführen soll und zwar möglichst in großen Quantitäten, aber daran, daß das Genossene auch ordnungsmäßig wieder ausgeschieden werden muß, denken nur die wenigsten. Die überaus zahlreichen Blinddarmoperationen, besonders bei jungen Leuten, sind ein Zeichen dieser Unbedachtheit. Ein unbedingtes Erfordernis ist, will man sich vor Krankheiten bewahren, schon in der Jugend auf geregelten Stuhlgang zu sehen und nicht erst zu warten, bis man in zunehmenden Jahren zu der richtigen Einsicht kommt.
Bild: By Underwood & Underwood. (War Dept.) [Public domain or Public domain], via Wikimedia Commons
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