Ideologie 083 - Nicht alle Probleme sind Verwaltungsprobleme - Gefängnisse sind nie selbsttragend

in deutsch •  6 years ago  (edited)

10. August 2018

Dieses Jahr kann man in weiten Teilen Mitteleuropas einen wunderschönen Sommer erleben. Viele sehr warme und sonnenerfüllte Tage konnten schon erlebt werden und das Wetter scheint weiter einigermassen stabil zu bleiben. Einziger Nachteil ist die an vielen Orten bereits über Monate andauernde Absenz von Niederschlägen. Es gibt also eine Dürre. Die nur mit wenig Intelligenz und einem sehr beschränkten Bildungsstand gesegneten Medienerzeugnisse vermelden deswegen seit einigen Tagen, dass nicht die Dürre sondern die Hitze das grösste Problem sei.

Wenn es doch einmal regnet, möglicherweise etwas gar kurz und mit weniger Niederschlag als die Natur gebrauchen könnte, wird gerne noch behauptet, der Regen hätte nichts gebracht [1]. Doch, er hat garantiert etwas gebracht und wenn es nur eine ganz kurze Abkühlung mit wenig Regen ist, war es zu dem Zeitpunkt kaum mehr über 30 °C warm und direkte Sonneneinstrahlung gab es dann auch keine.

Wem das noch nicht weit genug geht, der kann darüber hinaus noch viele Artikel lesen, in denen sich die Journalisten Zusammenhänge zum globalen, menschenverursachten KlimawandelTM aus den Fingern saugen und zu behaupten versuchen, dass es ohne diesen Klimawandel auf der Erde wohl viel idyllischer wäre. Verweise dazu füge ich an dieser Stelle keine an, man kann sich auf jeder Nachrichtenseite und jedem Newsportal mit entsprechenden Informationen versorgen. Ehrlich ist dieses Vorgehen selbstverständlich nicht und man bedient sich derselben Verwechslung aus Wetter und Klima, die man sonst gerne den sogenannten Klimawandelleugnern unterstellt. Das Klima eines Ortes ist als Durchschnitt der Wetterverhältnisse über 30 Jahre definiert und ändert sich demnach pro Jahr um einen Dreissigstel der Zeit, hinten fällt ein Jahr weg, vorne kommt eines dazu. Es gibt umfangreiche Möglichkeiten, Gebiete in Klimazonen und -typen einzuteilen [2]. Ob viele Gebiete in jüngster Vergangenheit umgeteilt werden mussten, ist mir nicht bekannt.

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Bildschirmaufnahme von 20min.ch vom 10. August 2018. 20min.ch ist eines der meistbesuchten Nachrichtenportale der Schweiz. Der Klimawandel ist wie es scheint ein zentrales Thema.

Aus meiner Sicht sind das typische Sehnsuchtsbekundungen (pseudo-) religiöser Menschen. Ein Streben nach Idylle und Harmonie ist ein ganz typisch menschliches [3]. Es gibt damit aber ein Problem, welches darin besteht, dass die Erde ein sehr lebenserfüllter Planet ist und ein sehr offenes System darstellt. Alles Leben schreitet in Zyklen und Abläufen fort, in dem alles zeitlich begrenzt ist. Dazu ist jeder Mensch zu einem gegebenen Zeitpunkt mit eigenen Dingen beschäftigt. Es gibt zwar schon die Möglichkeit, als Gruppe zusammenzukommen und gemeinsam eine Idylle harmonisch zu geniessen, aber diese hält nicht ein ganzes Leben, sondern man wird wieder auseinandergehen und sich anderen Aufgaben widmen.

Nun aber zurück zum Klimawandel. Die physikalisch-chemische Theorie habe ich noch nicht in einem genügenden Masse nachvollzogen und verstanden, um als ein wahrlich Sachverständiger auftreten zu können. Das tun die meisten Menschen, die sich etwa auf Medienportalen an Diskussionen beteiligen sind in dieser Hinsicht auch nicht weiter. Das gilt auch für die Politik. In der Schweiz hat ein Mitglied des Bundesrates, so wird die Exekutive genannt, auch immer wieder versucht, zwischen katastrophalen Naturereignissen wie Bergstürzen und dem Klimawandel einen Zusammenhang zu erkennen und diesen zu propagieren, als gelernte Juristin.

Eine solche Diskussion will ich hier auch nicht führen, sondern das erwähnen, was mir an dieser besonders sauer aufstösst. Als einfacher Zeitgenosse muss ich mich, wenn ich eine Geschäftsidee umsetzen will, dem freien oder teilweise freien Markt stellen. Ich bin verpflichtet, sicherzustellen, dass mein Produkt oder meine Dienstleistung konkurrenzfähig ist und ich damit in der Lage bin, mein Leben finanziell im grünen Bereich zu halten. Mit diesem marktwirtschaftlichen Modell können sich die Menschen weitgehend selbst mit allem versorgen, was sie brauchen, ohne dass es irgendeiner Form von zentraler Planung und Steuerung bedarf. So wird Wertschöpfung erzielt, in der Regel sogar mehr als unbedingt gebraucht, denn die Menschen leben und zahlen über ihr persönliches Nettoeinkommen hinaus eine Menge an Steuern, Abgaben und Versicherungsprämien.

Wer also eine konkurrenzfähige Erfindung gemacht hat, braucht diesen Markt eigentlich nicht fürchten, sofern sich das Produkt der Erfindung im aktuellen Modell nicht zu nah an geschütztem geistigen Eigentum orientiert.

Die ganze Klimawandeldebatte stösst mir genau deswegen sauer auf. Es wird praktisch ausschliesslich auf das Erzielen politischer Massnahmen gesetzt. So als ob man wüsste, dass man nichts markttaugliches anzubieten hat und es deswegen gar nicht erst damit versucht. Oder man hält sich für so wertvoll, dass man für sich das Vorrecht in Anspruch nimmt, sich dem Markt gar nicht erst aussetzen zu müssen.

Wer sich noch an meine erst kürzlich erschienene Übersetzung von Tom Woods Vortrag zum Thema nationalsozialistische und faschistische Ökonomie erinnert, der erinnert sich auch an das Gedankengut der damaligen Politiker mit in deren Sendungsbewusstsein und Gestaltungswahn. Diesen erschienen alle Dinge, die mit freier Marktwirtschaft, mit Gewerbe und Handel zu tun hatten, viel zu ordinär und gewöhnlich. Stattdessen priesen sie ihre Ideen an, die teilweise absichtlich wirtschaftliche Zusammenhänge negierten. Ich habe nicht gesagt, dass Klimawandellobbyisten dasselbe tun, sie sind auch nicht die politischen Entscheidungsträger. Aber man sollte stets insbesondere die jüngere Geschichte und ihre negativen Auswüchse im Blick haben, wenn man Veränderungen fordert.

Beim zuvor erwähnten Nachrichtenportal 20min.ch ist ein ganz kurzes Interview [4] mit einem Klimaforscher erschienen. Ich fand das vor allem deswegen interessant, weil sich danach mal wieder eine riesige Diskussion ergeben hat, zu der mehr als 1'000 Kommentare beigetragen wurden. Ich habe dem befragten Prof. Martin Grosjean noch nie länger zugehört und kenne ihn auch nicht. Er leitet ein Institut für Klimawandelstudien in Bern, das Oeschger-Zentrum. Eine Frage lautete.

Was braucht es, damit wirklich jeder glaubt, dass der Mensch verantwortlich ist, und bereit ist, den Lebensstil zu ändern?
Die Geschichte zeigt, dass die Leute erst aus grossen Katastrophen lernen. Ich habe grosse Zweifel, dass der Hitzesommer 2018 als genug grosse Katastrophe wahrgenommen wird, damit sich zumindest hierzulande in den Köpfen etwas ändert.

Natürlich ist 20min.ch eine Seite auf besserem Boulevard-Niveau, aber trotzdem würde ich nicht so reden. Die Aussage, dass die Leute, also das Kollektiv, erst aus grossen Katastrophen lernt, ist hanebüchen. Wirkliche Katastrophen überleben sehr viele nicht, diese können also gar nicht lernen und die anderen, übrig gebliebenen haben meist nicht die Ressourcen um wirklich etwas zu verbessern. Ich kann, um das besser verstehen zu lernen nur raten, sich mit der Geschichte Russlands zu beschäftigen. So von 1850 bis heute, inklusive der Sowjetunion, da merkt man rasch, wie der Mensch aus Katastrophen lernt. Wenig bis gar nichts und solange man noch Macht hat, braucht man erst recht nichts ändern. Im warmen und trockenen Sommer 2018 gab es in der Schweiz bisher nur sehr wenige Schäden, trotz Dürre gibt es bisher eine schöne Ernte, in den Flüssen und Seen wird es für viele Lebewesen kritisch und einiges ist schon gestorben. Aber es gab bisher kaum Bergstürze, keine Flutkatastrophen, keine Krankheitsepidemien und auch kein völliges Verdorren. In der Schweiz von einer Katastrophe zu sprechen macht deswegen keinen Sinn. Und ich habe auch nicht das Gefühl meinen Kopf dergestalt ändern zu müssen, dass ich soviel positives gegnüber wenig negativem als Katastrophe wahrnehmen kann.

In der Diskussion hat dann ein Kommentarschreiber namens Fertig lustig verklausuliert die harte Diktatur zum Klimaschutz gefordert. Die Forderung ist nicht neu und wird intelligenzunabhängig ins Feld geführt. In meiner Umgebung hat sie auch schon ein ehemaliger Arzt ausgesprochen. Ich habe die Rechtschreibung und Satzstellung korrigiert.

Fertig lustig: Knallhart durchziehen
Da gibt es meiner Meinung nach nur eines: harte Gesetze die konsequent eingehalten werden. Wie zum Beispiel, dass keiner mehr die Schweiz verlassen darf oder sowas ähnliches. Nur wenn man mit gutem Beispiel voran geht kann man die anderen mitziehen.

Ich habe darauf geantwortet:

Saamy48: Bevormundung und Sklaverei
haben in der Vergangenheit und der Gegenwart immer nur eines bewiesen. Dass sie weder nachhaltig, noch produktiv sind, sondern im schlimmsten Masse ineffizient und dummheitsfördernd, da sie den Leuten keine Handlungsfreiheit mehr geben und damit auch kein Bewusstsein für Verantwortung mehr existiert. Jedes Gefängnis auf dieser Erde wird nicht selbstversorgend betrieben, sondern in irgendeiner Weise von der draussen lebenden Gesellschaft versorgt. Alles klar, fertig lustig?

Wer ein Gefängnis bauen will, das kann man auch mit einer grossen Population tun, der braucht eine draussen lebende Gesellschaft, die das Gefängnis versorgt. Es gibt kein Gefängnis weltweit, das produktiv tätig ist, also sich selbst versorgt, die Angestellten bis zur Direktion bezahlt und darüber hinaus noch für die Kosten von Räumlichkeiten und Infrastruktur und deren Unterhalt aufkommt. Das gibt es nicht. In der Schweiz soll der durchschnittliche Häftling pro Tag 390 Schweizer Franken kosten [5] also gut CHF 140'000 pro Jahr, in Süddeutschland sollen es pro Tag etwa € 122 [6] sein oder etwa € 45'000 pro Jahr. Damit solche Betriebe gewinnbringend werden können, muss sich also noch einiges tun, wie sich den Zahlen leicht entnehmen lässt.

Wer also glaubt, eine Gefängnisgesellschaft sei gleich oder wenigstens ähnlich produktiv wie eine offene oder dass eigentlich alles da ist auf der Erde, aber dieses Alles nur nicht richtig verwaltet wird, lebt aus meiner Sicht weitab der echten Tatsachen. Vieles, was sozusagen nicht vollständig gerecht auf dem Planeten verteilt ist, lässt sich gar nicht verwalten, sondern nur produzieren und Verteilen, zum Beispiel frische Lebensmittel. Bis man die verwaltet hat, sind sie längst verdorben und haben ihren Wert verloren ohne dass sie ihren Zweck - als Nahrung zu dienen - erfüllt haben. Aber es spricht niedrige Triebe im Menschen an, wenn man ihm in Aussicht stellt, er dürfe andere zu etwas zwingen, sie kontrollieren oder bedrängen. Auch in der heutigen, weitgehend individualisierten Gesellschaft dominiert offenbar nicht nur der Wille zur positiven Selbstverwirklichung. Sondern die Vorstellung, über andere Macht ausüben zu können, sorgt bei einigen noch immer für Freudensprünge, unabhängig von der Intelligenz.

Ich habe selbst auch noch einen Kommentar abgegeben, der leider nur eher wenig gelesen und bewertet wurde, dafür meist positiv.

Saamy48: Marktwirtschaft, keine Plan-Voodoo-Ökonomie bitte
Das Problem der Klimaforscher ist genau dieses, dass sie sich fast ausschliesslich auf die Politik konzentrieren und dass über diesen Weg (Zwangs-)Massnahmen ergriffen werden sollen. In der Vergangenheit waren politische und gesetzliche Massnahmen oft zu wenig effizient, zu bürokratisch und es dauerte lange, bis sie sinnvoll ausgearbeitet und in Kraft waren. Dazu gibt es laufend neue Technologie, die nicht einfach geplant und verwaltet werden kann, stets sind Anpassungen nötig. Also, warum nicht stattdessen freie Marktwirtschaft machen und damit noch Gewinn erzielen, womit auch immer? Das würde wahrlich auf Freiwilligkeit und Eigenverantwortung basierend auf die Beine und vorankommen. Jeder ordinäre Mensch mit Geschäftsidee muss diesen Weg gehen. Geht man über den Weg des politischen Lobbyings, wird man den Verdacht nicht los, eigentlich mit einem nicht konkurrenzfähigen Produkt dazustehen, welches man nicht selbst verbessern kann / will. Und möglichen Kunden nachzusagen, wie sie kollektiv seien, z.B. Weltmeister im Verdrängen von Tatsachen, ist ganz lausiges Marketing.


[1] Zu wenig Wasser - Regen brachte nichts – Trockenheit hält an. 20min.ch, 10. August 2018 http://www.20min.ch/schweiz/news/story/Hitzewelle-in-der-Schweiz-mit-Rekord-Temperaturen-und-Wetter-News-ohne-Regen-18527633
[2] Natur und Klima 002 - Vom Klima, grundsätzliches. @saamychristen, 29. März 2017 https://steemit.com/deutsch/@saamychristen/natur-und-klima-002-vom-klima-grundsaetzliches
[3] Ideologie 082 - Meine Haltung zu Ideologien und neue Statements von Grünen. @saamychristen, 07. August 2018 https://steemit.com/deutsch/@saamychristen/ideologie-082-meine-haltung-zu-ideologien-und-neue-statements-von-gruenen
[4] Klimaforscher - «Die Leute lernen erst aus Katastrophen». 20min.ch, 09. August 2018 http://www.20min.ch/schweiz/news/story/-Die-Leute-lernen-erst-aus-Katastrophen--27885952
[5] Ein Häftling kostet die Schweiz 390 Franken pro Tag. Südostschweiz, 04. Juli 2013, von Anna Wanner https://www.suedostschweiz.ch/zeitung/ein-haeftling-kostet-die-schweiz-390-franken-pro-tag-0
[6] So viel kostet ein Häftling pro Tag. Schwäbische, 08. Oktober 2017, von Christian Schellenberger https://www.schwaebische.de/sueden/baden-wuerttemberg_artikel,-so-viel-kostet-ein-h%C3%A4ftling-pro-tag-_arid,10748844.html


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Vielen Dank für deine interessanten Gedanken. Die Diskussion über den vermeintlichen menschengemachten Klimawandel ist unerschöpflich und treibt - wie du dargelegt hast - erstaunliche Blüten.

Es ist bereits alarmierend, wenn einflussreiche Gruppen Meinungsgefängnisse errichten wollen.

Die Frage, warum sich Gefängnsse nicht selbst versorgen können, ist auch interessant. Sollte man es vielleicht mal zumindest versuchen? Man könnte eine interne Währung kreieren, die sich die Häftlinge verdienen müssen, um damit für ihren Unterhalt zu bezahlen.

Bezüglich des Klimawandels bin ich mittlerweile agnostisch, aber ich sehe in den Bemühungen zur Dekarbonisierung durchaus positive Effekte in anderen Bereichen, z.B. Luftreinhaltung, Lärmreduktion, ökonomische und technologische Vorteile.

Danke für die Antwort!

Wenn aus der Klima- und Umweltschutzdebatte tatsächlich ein verantwortungsvoller Umgang mit allen möglichen Ressourcen und weniger Verschmutzung resultieren, habe ich auch nichts dagegen. Als durchaus von libertären Gedankengängen und Literatur geprägte Individuen ist uns aber sicher nur zu gut bekannt, zu wieviel Verschwendung und lausiger Effizienz zuviele Zwangsmassnahmen führen.

Bei den Klimaforschern fällt mir leider oft ihre sehr undankbare Haltung auf. Da können sie mit üppigen Mitteln an öffentlich finanzierten Instituten forschen und es fällt ihnen nichts besseres ein, als für noch mehr Geld für allerhand aus meiner Sicht wahnwitzige Projekte auf dem Wege des staatlichen Zwangs einzutreiben. Ich finde das unverschämt und frech und den Anteil der Politik darin halte ich für zu gross und ausgeprägt.

Auf die Idee mit dem Vergleich zum Gefängnis bin ich wegen verschiedenen Informationen gekommen. Ein Historiker hat die UdSSR zur Zeit Stalins als das grösste Gefängnis bezeichnet und das Ding war kaum selbst lebensfähig. Dann gab es die Aussage des Sheriffs Joe Arpaio aus Arizona, der gesagt hat, es gebe ein Utopia, in dem es 'kostenlose' Versorgung und Waffen nur bei den Ordnungskräften gibt. Es nennt sich Gefängnis. Aber das Gefängnis ist auf die Versorgung von aussen angewiesen, wie es ein sozialistischer Staat auch ist. Gibt es keine 'freie' Aussenwelt, in der man sich bedienen kann, wird es sehr problematisch.

Die Idee mit einem Prison-Coin und Cell-Cents usw. finde ich auch noch interessant. Das Problem würde aber in der Kompatibilität und Kompetitivität mit den Aussenwährungen liegen. Wenn man jetzt sieht, wieviel ein Gefängnis kostet, so wären die Deckung und das Vertrauen in eine Gefängniswährung nicht unbedingt gross.

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