Zwei Wochen habe ich hier keine Inhalte mehr veröffentlicht, was sich heute ändern soll. Obwohl ich schon länger einmal über Depressionen schreiben wollte, hat mir ein Video des englischen Journalisten Paul Joseph Watson den echten Anlass vermittelt [1]. Mein Text ist der eines Amateurs, in dem ich eigene Eindrücke schildere. Wobei ich durchaus schon Phasen in meinem Leben durchgemacht habe, die mit Depression umschrieben werden können und aus denen ich auch wieder herausgefunden habe. Auf eine medizinische Behandlung habe ich aber stets verzichtet, weil ich gespürt habe, selber genügend stark zu sein, die entsprechenden Zusammenhänge selber herausfinden zu können, um mich auf den "rechten" Weg zu führen. Wer an wirklich starken Depression leidet sollte sich aber definitiv in die Hände von Experten begeben, da es sich um eine Krankheit handelt, eine psychische Verhaltensstörung. Wie sie definiert ist, lässt sich unter anderem bei der WHO nachlesen, unter F32 des ICD-10 [2].
An der Schwelle zur Ewigkeit. Gemälde von Vincent van Gogh (1853-1890) [3].
Die Selbstheilung wollte ich bei mir deswegen durchführen, weil mir zu viele Menschen bekannt sind, die wesentlich älter sind als ich und nie gelernt haben, soweit wie möglich für die eigene Gesundheit zu sorgen. Die haben sich, wenn sie krank waren, verzweifelt in die Hände der Medizin, Schul- und Alternativmedizin begeben und ihre Hoffnung auf Genesung im Wesentlichen auf die Ärzte und Medikamente projiziert. Mir ist wichtig, dass ich insbesondere durch meine Ernährung all das zu mir nehme, was mein Körper braucht und dass ich auf offensichtlich ungesundes mehr oder weniger verzichte. Da ich gehört und gelesen habe, dass verschiedene Medikamente, die als Antidepressiva verwendet werden, süchtig machen und die eigene Persönlichkeit verändern können, habe ich davor auch gehörigen Respekt. Warum? Weil die Zielsetzung jeder Behandlung die Heilung sein muss und nicht die Abhängigkeit von Substanzen, die dann wie Drogen konsumiert werden. In der Politik sieht man nur allzuoft, dass Subventionen jeweils als Mittel zur Genesung und der Wiedererlangung von Wettbewerbsfähigkeit eingeführt werden, am Ende aber wie Drogen funktionieren, von denen die Subventionierten in der Folge abhängig werden und sich sehr stark vor deren Abschaffung fürchten.
Nun zur sprachlichen Herkunft des Wortes Depression. Etymologisch betrachtet lässt sich das Wort Depression aus dem lateinischen herleiten. Das Verb "deprimere" bedeutet in Deutsch soviel wie "niederdrücken" und "herabdrücken". Im Kontext mit Feinden kann es auch "niederhalten", "unterdrücken" heissen, im Bereich der Schifffahrt kann es für das Versenken anderer Schiffe gebraucht werden. Aus dem Partizip des Verbs, "depressum" leitet sich das Substantiv "depressio" ab. Da ich es im Wörterbuch nicht erklärt bekommen habe, nehme ich als mögliche Übersetzungen "Niedergeschlagenheit", "Unterdrückung", "Niedergang" und "Tief" an.
Bezogen auf das menschliche Leben äussert sich eine Phase der Blüte darin, dass man Erfolg hat. Dass man spürt, dass sich die Dinge, die man täglich tut, auszahlen. Man gewinnt an Kompetenz und menschlichen Kontakten und erarbeitet sich damit eine Stellung in der Gesellschaft. Jeder Einzelne muss dies selber tun. Als Kind ist man in das Umfeld der Familie, der Eltern oder in ein anderes gegebenes Umfeld eingebettet. Als junger Erwachsener baut man sich durch die Kontakte aus der Schule, der Lehre, des Studiums, der Dienstzeit und Arbeit sein eigenes dazu. Eine Blütezeit zeichnet sich dadurch aus, dass sich aus den eigenen Aktivitäten immer wieder positive Ergebnisse ergeben und man somit in seinem Tun bestätigt wird. Dies heisst nicht, dass sich das Positive von alleine ergeben soll. Nein, vieles lässt sich nur mit grossem Fleiss kombiniert mit Geduld erarbeiten. Wichtig für den Menschen ist dabei, dass er auf seinem Weg Meilensteine erreicht, über die er sich auch vor der Vollendung seiner Wünsche und Ziele freuen kann. Zielsetzungen sollten nicht ein einziges Ganzes umfassen, sondern sich möglichst in Etappen unterteilen lassen
Nach dem Abschnitt über menschliche Blütephasen soll es nun in die angekündigte Gegenrichtung gehen, in die der Depression. Die des Niedergangs, der Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit und Tatenlosigkeit. In meiner Jugend habe ich zwar durchaus einen guten und wohlgemeinten Rückhalt von meiner Familie erfahren. Gleichzeitig scheiterte ich aber meist beim Versuch, mich in der Gesellschaft zu einem Leistungsträger zu entwickeln, da ich kaum je verstanden habe, was meine Mitmenschen eigentlich genau von mir wollen oder was in meinem Umfeld zum gegebenen Zeitpunkt gefragt gewesen wäre. Dies gilt für den Umgang mit Frauen und Männern. Woran das liegt, dass ich mich meist offenbar nicht am Puls des Lebens befinde, habe ich leider noch nicht herausgefunden. Vielleicht liegt es bei mir auch an der christlichen Erziehung verbunden mit intellektuellen Inhalten, die ich im Gymnasium und an der Universität mitbekommen habe. Diese beinhalten wiederum eine Gefahr. Nämlich diese, dass man eigentlich nur fertige Tatsachen und Zustände beschreiben und intellektualisieren kann. Das sprudelnde Leben ist aber spontan und kommt einfach zustande, ohne dass jemand darüber nachdenkt. Wer intellektualisiert, kommt zwangsläufig einen Schritt zu spät. Natürlich sagt einem das kaum ein Mensch, das muss man selber herausfinden.
Die sehr christliche Erziehung, die mir zuteil wurde, halte ich für die Entwicklung zu einem sehr anständigen Zeitgenossen für gut. Um sich unter Erwachsenen zu einer festen Grösse zu entwickeln ist sie allerdings untauglich. Zu viel Wunschdenken, Vorstellungen von heiler Welt und Aufrufe zum Untergebenenverhalten sind da mit eingebaut, so dass man eindeutig Gefahr läuft, auf seinem Weg vor allen Dingen ausgenutzt, übergangen und hintangestellt zu werden. Ein Leben in Selbstlosigkeit mag einen zwar teilweise auch erfüllen, man läuft aber auch da Gefahr, einen narzisstischen Minderwertigkeitskomplex zu entwickeln, in dem man zwar zahlreich Gutes tut, aber unbedingt den Dank und das Lob von denen braucht, denen man hilft.
In meiner Jugend kam ich mit harter Musik in Berührung, da mir die ansonsten angesagten Stilrichtungen wie Rap, elektronische Musik, Punk und Ska wenig sagten. Auch mit den so genannten Emos konnte ich nicht allzuviel anfangen, auch wenn sie sich meist dunkel kleideten und ihren negativen Gefühlen Ausdruck verliehen. Ich begann Metal zu hören, eine Stilrichtung, in der viele depressive Menschen als Künstler tätig sind. Mir ist bekannt, dass der kreativ Kopf hinter While Heaven Wept, Tom Phillips, der Sänger von Sonata Arctica, Tony Kakko, und der ehemalige Gitarrist von Stratovarius, Timo Tolkki an mehr oder weniger starken bis manischen Depressionen leiden, was man ihrer Musik des öfteren anhört. Diese Menschen unterscheiden sich zwar von den menschlichen Wracks des musikalischen Popmainstreams, können angesichts ihrer Krankheiten aber trotzdem kaum ein erfülltes Leben führen. Durch die Musik können einige ihren Lebensunterhalt verdienen, wobei damit aber kaum einer richtigen Wohlstand damit erreicht. Die genannte Musik, ist Musik, die in die Tiefe geht und immer wieder Schmerzen und Verzweiflung zelebriert. Mir gefällt diese Art von Musik noch heute, die Ausdrücke grosser Melancholie und von tiefgehender Gefühle, weiss aber, dass ich sie kaum dann gebrauchen kann, wenn ich aktiv tätig sein soll. Sondern dann, wenn ich entspannen möchte und emotional in die Tiefe gehen will.
Winterbild aus meiner Heimat im Norden der Schweiz. Aufgenommen bei ca. -15 °C, Position 47°42'28.7"N+8°29'59.5"E.
Für einen Menschen, der stark und frei sein möchte, kann ein solches Leben nicht viel Erfüllung beinhalten. Wer frei sein will, muss wissen, wie er seine Interessen gegenüber anderen Menschen und Institutionen geltend machen, vertreten und durchsetzen kann. Erstens hat jeder das Recht, dies zu tun und wer frei sein will, kommt gar nicht darum herum, konsequent und im zweifelsfall auch mit Nachdruck und Agressivität aufzutreten. Das eigene Umfeld mit dem eigenen Menschsein, der Persönlichkeit zu konfrontieren, ist ein Aspekt des Lebens. Wer nie für sich selber einsteht, läuft Gefahr, in unvorteilhaften Situationen keinen Ausweg mehr zu erkennen und in die Hilflosigkeit abzudriften.
In einem Zustand der Depression ist dies nur sehr begrenzt möglich. Ich verstehe die Depression als Resultat von Niedergang, Misserfolg und der dabei entstehenden Verzweiflung und Frustration. Auswirkungen davon sind Lethargie, Passivität, Ausweglosigkeit und Hoffnungslosigkeit, die allesamt sehr unschön zu erleben sind. Während bei Leuten, die sich voller Aktivität erfreuen, dauernd etwas läuft, passiert bei Depression schlussendlich gar nichts mehr. Alles kommt zum Stillstand, der wie bei einem Atom am absoluten Nullpunkt der Temperatur nur mit Energiezufuhr überwunden werden kann . Persönlicher Rückzug geht oft auch damit einher, wobei dieser zeitlich begrenzt auch nützlich sein kann, um sich über gewisse Dinge neue Klarheit zu verschaffen. Immer wieder wird Depression von jenen, die dafür keinerlei Verständnis aufbringen, auch als Faulheit interpretiert oder bezeichnet, was mitnichten der Wahrheit entspricht. Wer faul ist, hat einfach keinen Antrieb und kein Interesse, etwas voranzutreiben. Für Depressive, die durch ihre Krankheit gelähmt und gehemmt werden, muss dies absolut nicht gelten.
Winterbild aus meiner Heimat im Norden der Schweiz. Aufgenommen bei ca. -15 °C, Position 47°42'28.7"N+8°29'59.5"E.
Wie gefährlich es ist, sich in der Nähe eines solchen Zustands zu bewegen, wird einem kaum je seriös gesagt. Das gilt auch für die richtige Entwicklung vom Kind zum erwachsenen Menschen. Ich habe diesbezüglich praktisch ausschliesslich belanglose Floskeln zu hören bekommen, aber kaum je ehrlich gemeinte, hilfreiche Ratschläge.
Woran liegt das? Ich vermute daran, weil es mehr als genug schwache Erwachsene gibt, die selber nie unabhängig geworden sind und deswegen vor jeder neu heranwachsende Konkurrenz fürchten. Aus diesem Aspekt heraus besteht also ein Interesse der Älteren, ihre Nachkommen nicht in die Geheimnisse des Lebens als Erwachsener einzuweihen. In allzuvielen Magazinen für Jugendliche und junge Erwachsene werden menschliche Wracks von Popstars glorifiziert oder die heile Welt voller Chancen vorgegaukelt, die sich bei realistischer Betrachtung als dreiste Lüge erweist, aber mit dem Ziel verbunden ist, die jungen Menschen so stark auszunutzen wie irgendwie möglich. Ich verachte diese Haltung zutiefst und halte sie für eine Geissel der westlichen Gesellschaften. Die jungen Menschen haben insofern eine Bringschuld, als dass sie die älteren für die Ausbildung, die ihnen finanziert wurde zu entschädigen haben. Ansonsten haben sie keine und sie sollen in Freiheit über ihr Leben, die Gesellschaftsform und die herrschenden Gesetze entscheiden können.
Mir ist es sehr wichtig, gegen Depression und die Gründe für sie vorzugehen. Depression stellt sich nicht plötzlich ein, sondern ist das Resultat eines Niedergangs. Innerhalb des Niedergangs gibt es Gelegenheit, den Trend nach unten abzuwenden und diese Chance soll genutzt werden. Kaum ein Mensch führt ein sich linear entwickelndes Leben, immer wieder muss man Umwege und Zusatzschlaufen erdulden. Wer sich zu einem starken Menschen entwickelt hat, lässt sich dadurch nicht unterkriegen und geht weiter.
[1]
[2] http://www.dimdi.de/static/de/klassi/icd-10-who/kodesuche/onlinefassungen/htmlamtl2016/block-f30-f39.htm
[3] Das Bild ist gemeinfrei und wurde folgendem Artikel auf Wikipedia entnommen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Depression
Wow, ich bin immer wieder von der Ehrlichkeit und Offenheit mancher User überrascht. Danke das du dir die Zeit genommen hast, deine Erfahrungen mit uns zu teilen. Ich beschäftige mich selbst sehr viel mit der Thematik "Persönlichkeit" und habe eine Serie dazu begonnen. Vielleicht interessiert es dich ja?
https://steemit.com/deutsch/@patze/der-zusammenhang-von-persoenlichkeit-und-stressbewaeltigung
Freue mich auf weitere Posts von dir =)
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Danke für den Kommentar!
Ich werde mir bei Gelegenheit sicher deine Inhalte ansehen. Da kann ich sicher was entdecken und lernen.
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Herzlichen Dank für diesen sehr offenen und inhaltsreichen Artikel. Ich habe ihn vollständig gelesen und kann das meiste gut nachvollziehen. Es ist nicht einfach, sich von anerzogenen Mustern frei zu machen. Ich meine hier vor allem die "christliche" Erziehung, die nicht immer für ein erfülltes und dem eigenen Ich Rechnung tragendes Leben förderlich ist. Der erwachsene Mensch sollte zu jeden Zeitpunkt in der Lage sein, Dinge zu hinterfragen und ggf. zu ändern. Man muss auch nicht maximal erfolgreich sein, Spass zu haben ist genau so wichtig. Und der Erfolg sollte sich immer am dem messen, was man selbst erreichen will und nicht an dem, was andere gut finden. Keep on writing!
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Danke fürs Lesen und Kommentieren.
Spass und Freude müssen auf jeden Fall ihren prominenten Platz im Leben haben!
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