Post in eigener Sache 007 - Ein Hoch auf die Handschrift

in deutsch •  7 years ago  (edited)

08. Mai 2018

Neben den gängigen Themen, die ich auf meinem Blog so abdecke, gibt es immer wieder einmal auch Themen, die ich gerne mal bringen möchte. Leider bin ich, wenn ich das Gefühl habe, ein Thema sei nicht ergiebig genug, eher etwas rigoros und verwerfe es rasch. Auch heute, es soll um die Handschrift gehen, bin ich nicht schlüssig, ob daraus wirklich ein vollwertiger Artikel werden wird.

Selbstverständlich kann aus heutiger Sicht die Handschrift aufgrund der omnipräsenten, digitalen Technik als Anachronismus gesehen werden. Elektronische Notizen können in Sekundenbruchteilen weltweit versendet werden, maschinell erfasst und ausgewertet. Ein nahezu unschlagbarer Vorteil, der die Handschrift schon fast überflüssig machen könnte.

Ja, könnte. Denn es gibt bekanntlich auch Notizen, die eben gerade nicht in Sekundenbruchteilen weltweit versendet, maschinell erfasst und ausgewertet werden sollen. Auch ein unerwünschtes Abgreifen durch Hacking, Skimming und ähnliche Techniken ist bei einem handschriftlich verfassten Brief einigermassen schwierig. Bei allen Dingen, von denen man also nicht will, dass sie möglicherweise die ganze Welt erfährt, sollte man sich genau überlegen, ob man sie in das digitale Universum einspeisen will oder eben nicht.

Ein weiterer Vorteil der Handschrift ist der, dass man beim Erstellen handschriftlicher Notizen meist näher mit dem entstehenden Text verbunden ist und mehr Persönliches hineinlegt, als wenn man ihn vielleicht etwas stumpf in die Tasten haut. Dort kann man bekanntlich auch jederzeit korrigieren. Die Handschrift erfordert deswegen auch mehr Aufmerksamkeit. Seit ich im digitalen Erfassen von Texten auch ziemlich geübt bin und durchaus schneller als von Hand vorankomme, kann ich auch am Computer denken, schreiben und in die kleine Welt meiner Texte eintauchen.

Anbei seien ein Paar Beispiele von Notizen gezeigt, wie ich sie mir da und dort anfertige. Ich schreibe eigentlich immer mit den Standard Schweizer Caran d'Ache [1] Kugelschreibern, die es in den vier Farben schwarz, blau, grün und rot gibt. Mit vier Farben kann ich schon einigermassen viel Struktur in die Notizen hineinbringen. Dass ich meist auf unlinierte, weisse Blätter und höchst ungern auf karierte Blätter schreibe, ist der Übersicht enorm zuträglich. Es gibt kaum etwas, was mich mehr irritiert, als aufdringlich intensiv kariertes Papier. Diese lasse ich gerne von mir unbeschrieben stehen, es ist ja bereits bedruckt, da lasse ich es gerne zufrieden in seiner Welt der Kästchen und Häuschen, wie das Karomuster umgangssprachlich auch bezeichnet wird.

Als ich meine heutige Handschrift zu entwickeln begann - klein war sie schon immer - war mir wichtig, dass sie gleichzeitig kompakt, ansehnlich und leserlich ist. Je nach Situation gelingen Notizen leider nicht immer ganz schön. Fahrten mit dem Bus oder die Mitfahrt im Auto lassen schöne Notizen meist nicht zu, Bahnfahrten teilweise schon. Am besten ist es wohl, wenn man ganz klassisch am Schreibtisch sitzt.

Zum Schluss, nach der Einleitung sollen ein paar Beispiele von Handschrift angefügt werden, von denen fast alle mit meinen Aktivitäten bei Steemit zu tun haben. Sie sind eher zum Anschauen, als zum Durchlesen gedacht. Zum Lesen gibt es bekanntlich die elektronisch verfügbaren Beiträge.

Sollte sich jemand als Graphologe betätigen wollen, sei es erlaubt. Zu entsprechenden Gelegenheiten schreibe ich auch Dinge wie Glückwunschkarten sehr sorgfältig, solche werden aber erst in einem möglichen weiteren Beitrag zum Thema Handschrift zu finden sein.

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Notizen, die ich für die Rezension des kurzen Buches Finis Germania [2] von Rolf Peter Sieferle (1949-2016) [3] erstellte.

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Notizen für den Persönlichkeiten-Artikel über den Physiker Andrej Sacharow [4].


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Zwei Seiten aus meinem Notizbuch mit Bezug zu Steemit [5, 6], für einmal mit Bleistift geschrieben. Leider ist das Buch liniert, aber meist sind unlinierte Bücher nur als Skizzenbücher zu haben, inklusive viel zu weniger, zu dicker Seiten und zu einem Preis, der jenen des vorliegenden Buches - ca. € 5.- oder CHF 6.- - um ein Mehrfaches übersteigt.

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Zum Schluss ein Bild aus Zeiten des Chemiestudiums. Dort wurden in den fortgeschrittenen Vorlesungen der organischen Chemie auch für ziemlich komplexe Moleküle vor- und rückwärts die Synthesewege durchgespielt. Das Beispiel auf dem Blatt ist das Übungsbeispiel No. 43 aus einem entsprechenden Buch [7].



[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Caran_d'Ache_Unternehmen
[2] Ideologie 039 - Gedanken zu «Finis Germania», Rezension. @saamychristen, 26. Juli 2017 https://steemit.com/deutsch/@saamychristen/politik-034-gedanken-zu-finis-germania-rezension
[3] Persönlichkeiten 005 - Rolf Peter Sieferle, Historiker. @saamychristen, 12. Juni 2017 https://steemit.com/deutsch/@saamychristen/persoenlichkeiten-005-rolf-peter-sieferle
[4] Persönlichkeiten 011 - Andrej Dmitrijewitsch Sacharow - Der Physiker und Der Dissident -2 Teile. @saamychristen, 21.-22. März 2018, Teil 1: https://steemit.com/deutsch/@saamychristen/persoenlichkeiten-011-andrej-dmitrijewitsch-sacharow-der-physiker-1-2 Teil 2: https://steemit.com/deutsch/@saamychristen/persoenlichkeiten-012-andrej-dmitrijewitsch-sacharow-der-dissident-2-2
[5] Persönlichkeitsentwicklung 025 - Psychische Probleme bei jungen Menschen - Gründe - mögliche Auswege. @saamychristen, 07. März 2018 https://steemit.com/deutsch/@saamychristen/persoenlichkeitsentwicklung-025-psychische-probleme-bei-jungen-menschen-gruende-moegliche-auswege
[6] Ideologie 055 - Vom ungerechtfertigten «Wir / Uns / Unser». @saamychristen, 05. Februar 2018 https://steemit.com/deutsch/@saamychristen/ideologie-055-vom-ungerechtfertigten-wir-uns-unser
[7] Exercises in Synthetic Organic Chemistry. Chiara Ghiron und Russell Thomas, 1999, Oxford University Press https://www.amazon.com/dp/0198559437/ref=cm_sw_r_tw_dp_U_x_iTv8AbHWSV7PJ
Das in Handschrift/Handskizze abgebildete Beispiel ist No. 43. - Total Synthesis of 10-Decarboxyquinocarcin und auf den Seiten 60-61 zu finden. Erstmals publiziert wurde der gezeigte Syntheseweg von T. Katoh, M. Kirihara, Y. Nagata, Y. Kobayashi, K. Arai, J. Minami und S. Terashima in Tetrahedron, 1994, 50, 6239.


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Mir fällt es gar nicht mehr so leicht per Hand zu schreiben, da ich alles mit der Computertastatur schreibe. Darauf kann ich mit 10-Finger System schreiben - (bei den Zahlen muß ich aber spicken... ;-) ). Auf der Tastatur bin ich wesentlich schneller, als wenn ich per Hand schreiben.

Wenn ich meine alten Schulhefte durchgehe, kann ich auch die Veränderung der Handschrift gut nachverfolgen. Man kann daran gut die Persönlichkeitsentwicklung mitverfolgen, würde ich sagen.

Selbstverständlich kann aus heutiger Sicht die Handschrift aufgrund der omnipräsenten, digitalen Technik als Anachronismus gesehen werden. Elektronische Notizen können in Sekundenbruchteilen weltweit versendet werden, maschinell erfasst und ausgewertet. Ein nahezu unschlagbarer Vorteil, der die Handschrift schon fast überflüssig machen könnte.

Überflüssig ist sie dennoch nicht. Wenn der Strom mal länger ausfällt, wird man es spätestens merken.

P.S.: Toller Beitrag!!!

Danke für den Kommentar und das Lob! Ich hatte mal wieder Lust, etwas anderes zu machen und zu veröffentlichen.

Bei mir überwiegt die elektronische Kommunikation auch bei weitem, ich schreibe auch viel lieber als dass ich telefoniere. Ob man an der Handschrift wirklich die Entwicklung der Persönlichkeit erkennen kann, weiss ich. Voraussetzung dürfte sein, dass man sie öfter braucht oder wenigstens pflegt.

Mir sind durchaus Menschen bekannt, die ihre Handschrift weder in grösserem Masse pflegen, noch viel brauchen. In der Schule bekommt man auch eine offiziell propagierte Schriftart zur Reproduktion und beginnt erst später mit der Individualisierung.

Neulich hab ich in alten Briefen gestöbert, das war toll. Heute schreibe ich nur noch Sachen handschriftlich, die mir besonders wichtig sind. Dafür freue ich mich auch selbst über Handschriftliches besonders.
Wir hatten damals noch "Schönschrift". Heute krakeln die alle in der Schule. Schade!

Danke für den Kommentar!

Ich hatte die Ehre, die Schweizer Schreibschrift [1] - in Dialekt auch Schnürlischrift genannt - zu lernen. Ich halte sie bis heute nicht für eine besonders elegante Schriftart, auch wenn ich sie heute auf meine Bedürfnisse angepasst wohl auch ansehnlich schreiben könnte. Einiges habe ich trotzdem übernommen. Die Sütterlin-Schrift, bei der ich die Logik einiger Buchstaben bis heute nicht verstehe, habe ich nie gelernt. Ich tue mich mit dem Lesen alter Schriftstücke meist eher schwer.

Wie heute gekrakelt wird, weiss ich nicht, ich habe schon länger keine Schüler-Sauklauen - Entschuldigung Schriften - mehr begutachtet. Aber auch bei uns haben viele nicht schön geschrieben. Einige hatten schlicht keine Geduld, die Hände ruhig zu halten, anderen hat eine schöne Handschrift kaum was bedeutet, egal ob das später Handwerker, Büromenschen oder Akademiker wurden. Die Füllfederhalter, die wir noch verwendeten, hatten auch eine zu breite Feder, so dass man gar nicht wirklich miniaturklein schreiben konnte, wie ich es mag...


[1] http://www.lothosoft.ch/schulschriften/

Die Handschrift ist für mich nachwievor wichtig, denn nur handschriftlich entfaltet sich meine volle Kreativität, das ist mit dem Computer gar nicht möglich. Danke für deienen Beitrag!

Danke für den Kommentar!

Bei mir ist das mit der Kreativität mittlerweile nicht mehr gravierend unterschiedlich. Es ist mehr so, dass ich zu Hause oder am Arbeitsplatz ohnehin am PC sitze und wenn ich draussen bin oder in der Bahn sitze, eher zum Blatt Papier oder Notizbuch greife.

Kleinere Graphiken zur Veranschaulichung von irgendwelchen Dingen, Abläufen, Gesetzmässigkeiten usw. lassen sich von Hand auch oft viel rascher zeichnen. Vielleicht nicht absolut schön und aufgeräumt, aber zweckmässig und einleuchtend.