Zensur 003 - Youtube Helden-Programm

in deutsch •  8 years ago  (edited)

Letzte Woche, am 20. September erschien auf dem Youtube-Kanal YouTube Help, der Videomachern Hilfeleistungen bieten soll ein Video, das viele aufhorchen liess. Das Video heisst "Getting Started with YouTube Heroes" und beschreibt ein neues Programm, mit dem die Firma YouTube angeblich ihr Angebot verbessern möchte [1]. In dem Video wurde aber offen darüber gesprochen, dass sogenannte YouTube Helden, sobald sie etwas aufgestiegen sind, die Fähigkeit bekommen sollen, Massenhaft Videos zu "flaggen", also sie als "unpassend", "unzweckmässig" oder "ungeeignet" zu bezeichnen. Es soll solchen "Helden" die Möglichkeit gegeben werden, dies am Fliessband und ohne Begründungen zu tun.

Das Video wurde mehrheitlich negativ zur Kenntnis genommen.
Stand heute, 28. September 2016, 10:34 MESZ lauten die Daten des Videos:

Anzahl Ansichten: 2'795'401

Anzahl Bewertungen: 829'337 (29.7 % der Zuschauer haben bewertet)

Davon positiv: 23'577 (2.84 %)

Davon negativ: 805'760 (97.16 %)

Es finden sich also 34.2 Mal so viele Zuschauer, die das untenstehende Video schlecht bewertet haben, gegenüber solchen, die es für gut halten.

Ich persönlich bezeichne mich als freiheitsliebend. Auch die Freiheit, seine Gedanken und Empfindungen frei äussern zu können, gehört dazu. Deswegen kommen Programme wie das genannte bei mir schlecht an. Die Befürchtung, dieses Programm könnte sich zum Tummelplatz für Ideologen, politisch Korrekte und Denunzianten entwickeln, ist sicher nicht völlig aus der Luft gegriffen, sondern berechtigt. Trotzdem oder gerade deswegen habe ich mich dazu entschieden, das neu lancierte Programm von Youtube auch von innen anzusehen und mich daran zu beteiligen. Vor allem aus dem Grund, zu erfahren, was dort genau getrieben wird und um zu erleben, wie rasch man als sich der Freiheit verpflichtet fühlender dort herausgemobbt oder herausgeworfen wird. Die Tatsache, dass ich mich für die Mitwirkung in diesem Programm beworben habe, mag zwar schon für viele fragwürdig sein, ich will aber wissen, was dort gespielt wird.

Ich bin Schweizer Staatsbürger und bezeichne ich mich als verfassungstreu. Auf Basis dieser Verfassung werde ich auch bei YouTube Heroes aktiv sein. Zum Thema Zensur steht in den Artikeln 16 und 17 der Schweizerischen Bundesverfassung folgendes geschrieben [2].

Art. 16 Meinungs- und Informationsfreiheit

1 Die Meinungs- und Informationsfreiheit ist gewährleistet.
2 Jede Person hat das Recht, ihre Meinung frei zu bilden und sie ungehindert zu äussern und zu verbreiten.
3 Jede Person hat das Recht, Informationen frei zu empfangen, aus allgemein zugänglichen Quellen zu beschaffen und zu verbreiten.

Art. 17 Medienfreiheit

1 Die Freiheit von Presse, Radio und Fernsehen sowie anderer Formen der öffentlichen fernmeldetechnischen Verbreitung von Darbietungen und Informationen ist gewährleistet.
2 Zensur ist verboten.
3 Das Redaktionsgeheimnis ist gewährleistet.

Aus diesen Zeilen entnehme ich, dass auf der Grundlage der Verfassung die ehrliche Kommunikation der Menschen in der Schweiz gewünscht ist. Man hat auch jederzeit das Recht, seine persönliche Meinung zu verbreiten. Diese setzt sich 1. aus Informationen von aussen, 2. persönlichen Empfindungen und 3. dem Wertekomplex eines Menschen zusammen. Die Meinung ist also eine Art Synthese, kann aber je nach Situation und je nach Mensch stark geprägt sein von Empfindungen, äusserer Beeinflussung oder von eigener Ideologie. Die quantitative Aufteilung der drei genannten Komponenten ist für jede Meinung individuell und kaum objektiv festzustellen.

Politische Korrektheit hat in einer solchen Ordnung keinen Platz. Wenn jeder das Recht hat, seine Meinung frei zu äussern, kann keiner ein Recht darauf beanspruchen, die Meinung eines anderen Menschen in seinen bevorzugten Worten zu hören. Die Wahl der Worte obliegt dem Menschen, der seine Meinung veröffentlichen möchte. Aussprüche wie "Du provozierst mich", "deine Worte machen mich wahnsinnig" oder "das ist reine Hetze" mögen zwar wiederum Ausdrücke von Empfindungen sein. Es besteht aber keinerlei Anspruch gegenüber dem Betreffenden dahingehend, dass der seine Worte zu mässigen hat.

Ich selber bin keiner, der gerne Hassreden von sich gibt, grossen Wert auf Provokation legt oder gerne Menschen bloss stellt. Mir ist auch wichtig, wenn ich bei mir von Meinung spreche, dass es sich um eine etwas verobjektivierte Sicht mit Hand und Fuss handelt. Ansonsten würde ich bei mir von einer Gefühlsäusserung sprechen, aber auch die ist erlaubt.

Aus meiner Sicht kann ein provokativer oder hetzerischer Stil bei der Veröffentlichung der eigenen Meinung zwar scharf und intensiv sein. Um seine Meinung anderen Menschen verständlich zu machen, ist er aber meist nicht wirklich förderlich. Man mag zwar ähnlich gesinnte damit gut erreichen, andere werden sich wohl höchstens empören. Meine Taktik ist eher die, dass ich die Wahrnehmung der Menschen für Dinge, die sie noch nicht kennen, behutsam erweitern möchte.

Bei YouTube Heroes, sollte ich denn überhaupt zugelassen werden, werde ich garantiert nicht massenhaft Videos denunzieren. Spezielles Augenmerk werde ich darauf legen, dass Konservative, Freiheitliche, Libertäre und Befürworter der Marktwirtschaft nicht denunziert werden. Dasselbe gilt für Kritiker von Globalismus, Korporatismus und dem staatsmonopolistischen Zwangsfalschgeldsystem und Freunde, respektive Betreiber von kleinem und mittleren Gewerbe- und Industriebetrieben.

[1] https://support.google.com/youtube/topic/7124235?hl=en&ref_topic=4355266
[2] Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft vom 18. April 1999 (Stand am 18. Mai 2014), Seite 4.

Authors get paid when people like you upvote their post.
If you enjoyed what you read here, create your account today and start earning FREE STEEM!
Sort Order:  

Es gibt zum YouTube Helden-Programm auch ein gutes, kritisches Video auf dem Video-Kanal "SemperVideo". Dort wird etwas ganz wichtiges gesagt, nämlich dass es längst genügend Tools auf YouTube gibt, um die Qualität von Videos einzuschätzen. Aufrufzahlen, durchschnittliche Betrachtungszeit, Bewertungen usw. Auch die Möglichkeit ein Video als unangemessen zu melden, existiert bereits. Von dieser Möglichkeit habe ich natürlich noch nie Gebrauch gemacht.