Liebe Steemianer und Film-Fans,
derzeit werden zusammen mit der Viennale im Filmmuseum Wien B-Movies gefeatured. Die Retrospektive möchte die B-Movies neu bewerten und sie vom Geruch des "Trash" befreien, den diese - oft zu Unrecht - haben. Ganz im Gegenteil. Unter ihnen gibt es viele Perlen, von talentierten Drehbuchschreibern und Regisseuren, und mit nicht minder talentierten Schauspielern.
"Weird Woman" (1944) Quelle
Dieser Low-Budget-Produktionsmodus wurde in den 1930er Jahren von den Studios in Hollywood erfunden, da damals im Rahmen eines Kinoabends vor dem teuer produzierten Hauptfilm noch ein B-Film gespielt wurde (das sog. "double feature"), und die Studios für die B-Filme eigene Filmcrews, Sets, etc. etabliert hatten. Beendet wurde diese Praxis weitgehend 1948, als es nach dem sog. Paramount-Prozess zur Zerschlagung des Oligopols der großen Studios kam.
Die B-Movies waren auch nach Ende deren Blütezeit weiter Inspirationsquelle für die unterschiedlichsten Regisseure – von Jean-Luc Godard und Seijun Suzuki bis Kathryn Bigelow und stellen als solche eine eigenständige Kunstform dar, die zwar quintessentiell amerikanisch ist, aber interessanterweise zu einem nicht kleinen Teil getragen wurden von vielen europäischen Emigranten und Künstlern, die konsequent in diesen "Randzonen des Hollywoodsystems" arbeiteten.
Peter Lorre (1904-1964) etwa, durch seine Rolle als Kindermörder in "M" (1931) weltberühmt, konnte nach seiner Emigration in die USA (1935) zunächst aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse nicht richtig Fuss fassen und galt Ende der 1930er Jahre als Star in B-Movies.
Peter Lorre als Verkörperung des Bösen in "Stranger On The Third Floor" (1940) Quelle
Der B-Movie gilt auch als Brutstätte für "kühne Neuerungen und experimentierfreudigen Umgang mit Genre und Handlung". Zum Beispiel lässt sich das, was man später Film noir nennen sollte, auf so wegweisende und unterschätzte Proto-Noir-B-Movies wie "Blind Alley" (1939) und "Stranger On the Third Floor" (1940) zurückführen. Beide Filme etablierten Noir-Archetypen, indem sie kriminelle Pathologien mittels Psychoanalyse und Traumwelten deuten, was damals für das Mainstream-Hollywood viel zu unkonventionell gewesen wäre. B-Movies hatten auch eine Faszination für das Übernatürliche und Okkulte, wie etwa in "The Leopard Man" (1943) oder "Weird Woman" (1944). Auch typisch die radikalen Genre-Hybride wie William McGanns haarsträubende Horror-Mystery-Komödie "Sh! The Octopus" (1937), die zu ihrer Zeit leider verkannt wurde. Sie machen deutlich, wie etablierte Genres im Kontext der B-Movies abgewandelt und teilweise völlig neu interpretiert wurden. Möglich wurde das übrigens auch, da diese Filme weit weniger Kontrolle unterlagen als die A-Movies, sodass sich talentierte Filmschaffende hier vermehrt austoben konnten.
Später mutierte der B-Movie in andere Low-Budget-Produktionsformen – Exploitation, Trash, aber auch Hybridfilme an der Grenze zwischen Genre und Kunst – als Beispiel sei nur der legendäre Billigstfilmer Ed Wood genannt. Zum Beispiel sein "Plan 9 from Outer Space" aus 1959, der in der Retrospektive auch zu sehen war, obwohl kein B-Movie in engeren Sinn. Man mag selbst darüber urteilen, ob er tatsächlich der schlechteste US-Film aller Zeiten ist ("Attack of the Killer Tomatoes" (1978) gilt ebenso als solcher, aber der war (angeblich) als Parodie auf Trash-Filme angelegt). Jedenfalls hat "Plan 9" über die Jahre eine beachtliche Fangemeinde gebildet. Unvergesslich die ca. anderthalb Minuten, die Bela Lugosi im Film vorkommt, obwohl sie vom Regisseur für einen anderen Film geplant waren. Nach dem plötzlichen Tod des Schauspielers wurden die Szenen kurzerhand für Plan 9 "umgewidmet".
"Plan 9 from Outer Space" (1959) Quelle
Die Retrospektive läuft noch bis zum 5.Dez.2018 im Filmmuseum Wien in derAugustinerstraße 1 (im Gebäude der Albertina), 1010 Wien
!steemitworldmap 48.204907 lat 16.368429 long Filmmuseum Wien d3scr
Ganz speziell frühe Science Fiction (ab ca. 1950) war perfekte B-Movie Ware. Nicht im Sinne der Double Feature B Movies, sondern als trashige Billigproduktionen, da das Genre als "Schund" galt und kaum richtige Finanzierung finden konnte. Es gab allerdings ein paar Ausnahmen, sogar schon vor dem Krieg.
Warum Filme wie Plan 9 nicht gerade als hohe Kunst angesehen wurden, ist schon verständlich, wenn man sie sich mal ansieht.
Allerdings gibt es auch Beispiele, wie man es mit wenig Geld besser machen kann, zB. die Filme von Jack Arnold - "It came from outer space", "The monster from the black lagoon", "Tarantula" usw. - bis hin zu den japanischen Godzilla Streifen.
Im Grunde hat sich bis heute soviel gar nicht geändert, außer das SF nicht mehr als aussätzig gilt weil es auch richtig Kasse machen kann.
Aber die dicken Budgets bekommt eine bestimmte Hollywood Elite, während tausend andere sich mit Low Budget Produktionen begnügen müssen - und manchmal richtig gute Filme damit machen.
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Oh, ein Connaisseur! Danke für Deine Ergänzungen! Über Godzilla und Co. sollte man mal einen eigenen Beitrag schreiben :)
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Die japanische Godzilla Kultur ist schon echt speziell. Und nicht tot zu kriegen - gerade vor ein paar Tagen habe ich noch einen nagelneuen Godzilla Film gesehen - (Shin Godzilla (J 2017)) - der ist genau wie früher, nur im heutigen Tokyo. Ok, die Effekte sind etwas besser, aber sonst das selbe Story-Muster.
Und es gibt dermaßen viele davon (mit den ganzen Spinoffs), da reicht ein Beitrag garnicht. :)
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#oldisgold - leider werde ich es nicht noch bis zum 05.12 nach Wien schaffen...
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