Sicherheit im Alltag, was tun?steemCreated with Sketch.

in deutsch •  7 years ago 

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Liebe Steemianer,
Ich glaube niemand zweifelt ernsthaft daran, dass es auf Deutschlands und Österreichs Strassen und an öffentlichen Orten in großen Städten nicht mehr so sicher ist wie vor 10 Jahren. Die Frage ist, was man dagegen tun kann (abgesehen davon, die entsprechenden Parteien zu wählen und sich entsprechenden Interessensgruppen und Vereinen anzuschließen). Ich meine, wie kann man ganz konkret im Alltag die eigene Sicherheitslage erhöhen?
Weiter gedacht, was kann und sollte man tun, um langfristig, bei einer Progression dieser Entwicklung (deren Umkehrung ja leider überhaupt nicht zu erwarten ist) sein Überleben und das seiner Anvertrauten zu sichern (und was, wenn die öffentliche Ordnung völlig zusammenbricht, wenn zum Beispiel eine ganze Stadt eine einzige no-go area wird)?

Das Risiko ignorieren


und weitermachen wie bisher erhöht vermutlich auf kurze Sicht die Lebensqualität wenn schon nicht die Lebenserwartung - sicher eine gute Option für Leute, denen alles egal ist und für Menschen, die ohnehin nicht an irgendeine Gefahr glauben (“sind alles nur Einzelfälle”).

Dem Risiko aus dem Weg gehen


Man kann zu Hause bleiben, öffentliche Orte und Veranstaltungen vermeiden, Auto oder Taxi statt öffentliche Verlehrsmittel benutzen, etc. Das ist vielleicht möglich, aber keine sinnvolle Alternative für jemanden, der sich nicht selbst aufgeben will.

Wachsam sein


„Your mind-set is your primary weapon“ (Jeff Cooper)

Stell Dir vor, Du gehst in ein Restaurant, es ist fast leer – wohin setzt Du Dich vermutlich? An einen Tisch an der Wand oder eher an einen Tisch in der Nähe des Eingangs, mit dem Rücken zur Eingangstür? Die meisten würden sich – völlig unbewußt – für einen Tisch weiter weg vom Eingang entscheiden, mit einer guten Übersicht. Warum? Weil der Mensch einen natürlichen Instinkt hat, und nicht gern von etwas Unbekanntem überrascht werden will. Dieses Verhaltensmuster wurde uns schon seit Jahrhunderttausenden vererbt von unseren Ahnen. Leider hören viele Menschen heutzutage nicht mehr auf ihre Instinkte (oder die Instinkte werden vergraben unter der Flut an Sinneseindrücken, die es früher nicht gab und die uns überfordern). Habt immer Jeff Cooper´s Farbcode im Hinterkopf und seid an öffentlichen Orten nie im Zustand “weiss”, also vollkommen unaufmerksam. Mehr zum Farbcode hier.
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Jedenfalls wäre es an öffentlichen Orten, zum Beispiel in der U-bahn oder einem Einkaufszentrum sehr angebracht, nicht ständig aufs Handy zu starren (was de fakto Zustand weiss entspricht) sondern immer zu wissen, wo die Ausgänge sind und diese nebenbei im Auge zu behalten beziehungsweise die Augen ständig nebenbei offenzuhalten um Auffälliges frühzeitig entdecken zu können. Nicht nur, falls mal ein Terrorist hereinstürmt, sondern auch bei einem Brand, Evakuierung oder sonstigem Notfall.
Wer wachsam ist, kann allein dadurch schon oft einen Zustand “rot” vermeiden (mein nickname ausgeschrieben ist ja auch stayoutoftheredzone 😊)

Wachsam und wehrhaft sein


Wachsam zu sein ist schon mal gut und grenzt Euch von ca. 95% aller Anderen ab, aber noch besser ist es, wachsam zu sein plus im Notfall auch zusätzliche Handlungsoptionen zu haben als Schockstarre. Es würde natürlich den Rahmen dieses Posts sprengen, auf verschiedene konkrete Verhaltensweisen in verschiedenen Situationen einzugehen, aber hier ein paar grundlegende Regeln:

  • Trainiert Euch ein Mindestmass an körperlicher Fitness an. Die werdet Ihr brauchen, wenn Ihr mal die Nike defense einsetzen müßt (davonrennen). Flucht ist eine effektive Option in vielen Situationen, zum Beispiel wenn Ihr einer Übermacht gegenübersteht (und Fluchtmöglichkeiten vorhanden sind). Oder bei allen möglichen Notfällen oder Katastrophen. Es gilt, Ausdauer und Kraft zu trainieren. Beides ist wichtig!

  • Macht regelmässig Selbstverteidigungskurse (bitte nicht Capoeira oder Taekwondo), am effizientesten wäre Ninjutsu oder Krav Maga (wird leider nicht überall angeboten), aber blosses Boxen ist schon mal ein guter Anfang, da man da auch lernt, Schlägen auszuweichen, Balance, etc.

  • Distanz! Wenn Ihr jemanden seht, der Probleme bereiten könnte, versucht, den potentiellen Angreifer auf Abstand zu halten und sucht Deckung (Regale, Säulen, etc.) oder Geländemöglichkeiten, um die Lage aus sicherer Entfernung zu beobachten. Spielt nie den Helden und geht nie auf die Bedrohung zu (um vermeintlich schlichtend einzugreifen), ausser es ist unbedingt erforderlich. Schneller als man glaubt könntet Ihr dann des Angreifers Primärziel sein.

  • Deeskalation! Signalisiert durch erhobene Hände, Handflächen nach aussen, dass Ihr gar nicht auf einen Kampf aus seid. Versucht, durch Reden den Angreifer abzulenken und zu beschäftigen, am besten sind offene Fragen – die bringen ihn zum Nachdenken (und sein Hirn vielleicht auf eine rationalere Ebene, weg von der irrationalen, in der er gerade ist), z.B “wie können wir das jetzt lösen?”. Das könnte Euch ein paar wertvolle Sekunden bringen, um die Lage zu checken (Flucht möglich? Zeugen, die helfen könnten? Hat er Komplizen?). Versucht nicht das vielleicht naheliegende “Komm, beruhig` Dich!” – jemand, der emotional aufgedreht ist, will als Letzes gute Ratschläge vom “Opfer” hören. Er könnte noch wütender (und unberechenbarer) werden.
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  • Kooperation: Wenn es jemand bloss auf Eure Geldbörse abgesehen hat, gebt ihm, was er will. Es lohnt nicht, wegen ein bißchen Bargeld Spital oder noch schlimmeres zu riskieren!
    Manchmal ist der Angreifer leider auf mehr aus als auf Geld:

  • Wenn Deeskalation nicht hilft und auch Flucht oder Kooperation keine Optionen sind, wäre es natürlich zweckmässig, bewaffnet zu sein. Auch aus Alltagsgegenständen lassen sich improvisierte Waffen herstellen, zB eine Zeitung oder Illustrierte lässt sich zusammendrehen und fungiert als Ministock zur Reichweitenverlängerung. Ein Stuhl oder Dinge, die gerade in der Nähe sind, schaffen ebenfalls Distanz. Ein Schlüsselbund in der Hand kann Eure Schlagkraft verbessern.

  • Besser als improvisierte Waffen wäre es, effiziente Gegenstände immer mitdabeizuhaben wie etwa einen Teleskopschlagstock, Pfefferspray und ein Messer. Man weiss nie, wann man sie brauchen kann (Motto: besser dabeizuhaben und nicht zu brauchen als umgekehrt). Vorteile: offensichtlich. Nachteil: Man sollte damit auch umgehen können – und wollen. Daher regelmässig üben oder es bleiben lassen! Es gilt:

“Owning a gun doesn´t make you armed any more than owning a guitar makes you a musician.”

Von Gas- bzw. Schreckschusspistolen ist übrigens abzuraten, wie hier schön erklärt wurde.

  • Wenn ein Kampf wirklich unvermeidlich ist und alle anderen Möglichkeiten schon ausgeschöpft, dann sollte man nicht halbherzig, sondern mit aller Kraft und Willensstärke und ohne Zaudern vorgehen und nicht aufhören, bevor der Angreifer ausgeschaltet ist. Das Notwehrrecht befiehlt nicht (zumindest in Öst.), einen Notwehrakt erst dann zu beginnen, wenn man bereits z.B. einen Schlag erhalten hat, sondern wenn der Angriff “unmittelbar drohend” ist. Wer zuerst zuschlägt, hat einen Riesenvorteil. Das Überraschungsmoment ist auf Eurer Seite. Notwehrfähige Rechtsgüter sind: Leben, Gesundheit, körperliche Unversehrtheit, Freiheit und Vermögen (aber nicht die Ehre).

  • Langfristig sollte sich jeder (und jede!) überlegen, eine Waffenbesitzkarte zu lösen und sich Schusswaffen zur home defense bereitzuhalten. Das ist in Deutschland weit schwieriger als in Österreich, wo Eigenheimsicherung (noch) ein legitimer Grund dafür ist. Ist sicher Geschmackssache, aber ich würde es extrem empfehlen, auch als Rückversicherung, falls die öffentliche Ordnung zusammenbrechen sollte. Der “modernsurvivalist” weiss von der Krise um 2001 in Argentinien sehr Interessantes zu berichten, seine Seite http://www.themodernsurvivalist.com/ ist überhaupt eine Fundgrube an nützlichem Wissen.
    Auch eine Schrotflinte sollte in keinem Haushalt fehlen. In Krisenzeiten wird Munition sicher Mangelware – entsprechende Eindeckung ist anzuraten, auch als Tauschobjekt geeignet. Seit 2015 sind die Preise für Munition übrigens sprunghaft angestiegen und manche Sorten nur mehr schwer zu bekommen.
    Man könnte zum Thema legaler Waffenbesitz ganze Romane füllen, bildet Euch Eure eigene Meinung, aber bedenkt: Es gibt hier sehr viel Desinformation und der Staat (außer die USA) will keine selbstbewussten wehrfähigen Bürger, die ein Unrechtsregime theoretisch auch mit Waffengewalt hinwegfegen könnten.

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Pics:
Copyright @melange
https://gotimesurvival.wordpress.com/
http://yourwarriorsedge.com/alain-burrese-de-escalation-stance-for-self-defense/

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Das sind wichtige, mahnende Worte! Viel größer als die Angst ist bei mir der Zorn. Warum muss ich einen Teil meiner kostbaren Lebenszeit diesem Thema widmen? Warum muss ich mich mit einer bestimmten Religion beschäftigen, die mich normalerweise nie interessiert hätte? Warum gerate ich in Streit mit Menschen, denen ich noch vor kurzem sehr verbunden schien?
Nun gut, ich habe die Herausforderung angenommen. Und ich bin mir sicher, dass ich zur gegebenen Zeit die richtigen Antworten parat habe.

Ich danke dir von Herzen für diesen Beitrag!

Sehr gerne und danke für Dein feedback! In der Tat berechtigte Fragen, die uns Merkel und Co. vermutlich nur unter Folter beantworten würden. Nie würde ein Politiker uns verraten, warum er seinen Eid verletzt und gegen die Interessen seiner Bürger handelt.

"Man sollte damit auch umgehen können – und wollen. Daher regelmässig üben oder es bleiben lassen!"

DAS kann man nicht genug betonen!!! Die eigene Waffe kann einem abgenommen und gegen einen selbst verwendet werden. Deshalb halte ich das "Wollen" für das wichtigste: Die Waffe mit aller Brutalität einsetzen, BEVOR man sie evtl. verliert. Der Berserker ohne Training kommt weiter als der gut trainierte Zauderer. Aber: Auch die Vernachlässigung des Trainings steigert die Chance, dass man seine Waffe verliert. Wer nicht trainieren kann oder will, ist besser bedient, gar nicht erst eine Waffe zu führen.

Danke, kann ich nur beipflichten.