Türkei bombardiert US-Verbündete und keinen störts

Liebe Steemianer,
kaum ist einigermaßen Ruhe eingekehrt im Syrienkonflikt durch die weitgehende Zerschlagung des IS, erfolgt die nächste Eskalation. Die Türkei hat einen massiven Angriff (auch mit deutschen Panzern) auf die kurdischen YPG-Miliz im Gebiet um das nordsyrische Afrin gestartet. Den Türken sind die Kurden seit jeher ein Dorn im Auge, je gefestigter diese sind, desto größer die türkische Furcht, dass sich ein Kurdenstaat etablieren könnte, der dann auch Ansprüche auf türkisches Gebiet erheben könnte. Doch verscherzt sich es die Türkei dadurch sowohl mit den USA (die die YPG-Miliz unterstützen im Kampf gegen den IS) als auch den Russen, die Syrien unterstützen und in der Region russische Soldaten stationiert haben. Die syrische Regierung selbst hat schon angekündigt, sie werde türkische Bomber und Kampfflugzeuge abschießen, wenn sie in den syrischen Luftraum eindringen.

Die Aktion scheint also insgesamt nicht sehr klug zu sein. Doch wie so oft ist die Situation komplizierter und niemand weiß genau, was davon vorher mit wem abgesprochen wurde.
www.rt.com verhält sich verdächtig unaufgeregt, und es scheint ziemlich sicher, dass Erdowahn die Sache mit Billigung der Russen durchzieht. Wenn Putin es schafft, seine Soldaten rechtzeitig aus den angegriffenen Gebieten abzuziehen, könnte er gemütlich zusehen, wie zwei NATO Staaten ihre Ressourcen gegenseitig zerstören. Abbas ist ja aus der Schusslinie (die Pläne der USA, ihn zu stürzen, sind wohl endgültig ad acta gelegt). Für die Amerikaner könnte es ungemütlicher werden. Sie selbst haben nichts gegen den IS beigetragen (ihn sogar unterstützt durch Bewaffnung antisyrischer Rebellen, die zum Großteil auch nichts anderes als islamische Terroristen waren), sondern andere wie die YPG die Drecksarbeit machen lassen. Jetzt können und wollen sie ihren Verbündeten nicht beistehen. Das wird ihren Ruf sicher nicht verbessern, doch sind sie quasi handlungsunfähig durch interne Probleme (government shutdown und FISA).
Oder gehört das sogar zum Teil des Plans, den Konflikt weiter am köcheln zu halten? Von einer stabilen Situation würden ja nur Assad und Putin profitieren. Solange der Krieg weitergeht, gewinnen zumindest die Waffenproduzenten und eine humanitäre Katastrophe im Krisengebiet könnte den USA sogar wieder einen Vorwand bieten, aktiver als zuletzt einzugreifen.
Ein anderes Kalkül der USA könnte sein, die Türkei scheinbar zu ermutigen, die Kurden zu bekämpfen, insgeheim aber an einer Absetzung Erdogans zu arbeiten, dessen Größenwahn und Unberechenbarkeit ihn als Partner der NATO zunehmend wertlos macht (zumal er sich mit Putin arrangiert hat, was auch nicht im Sinne der Amerikaner sein kann). Es würde mich daher nicht wundern, wenn auch in der Türkei die Opposition wieder wächst und es zu Massendemonstrationen kommt.

Pic: www.spiegel.de