Die Frau des Zeitreisenden (2009) - High Weirdness mal im Gewand eines Melodrams

in deutsch •  7 years ago  (edited)

Die moderne Physik lässt viele Spekulationen über Reisen in der Zeit zu, und das Medium Film hat sich schon oft mit dieser Thematik beschäftigt. Dieser Film tut das einmal auf eine noch wieder ganz andere Weise als bisher, die Befremden auslösen kann, aber wohl schließlich doch sehr gerechtfertigt ist, wie ich in meinem Fazit erläutern werde. Zunächst schien mir die Idee sehr gut und die Umsetzung mäßig. Aber mit veränderten Erwartungen erschloss sich die Welt dieses Films für mich schließlich doch auf positiv auffallende Weise.

Henry ist Claires Traummann. Doch es gibt ein Problem. Henry ist ein Zeitreisender und das von Geburt an gegen seinen Willen. Immer wieder wird er in Stresssituationen in andere Zeiten versetzt und verschwindet dann, oder taucht auch aus anderen Zeiten bei Claire auf. Nun wirkt einer seiner ersten gezeigten Zeitsprünge ja erst ähnlich wie in der bekannten Terminatorreihe. Aber hier wird es dann nötig wieder komplett auf andere Sehgewohnheiten umzuschalten, denn Action und typische SciFi-Elemente verschwinden gänzlich zugunsten der Beziehungs- und Familienthematik. Es sind die treibenden Fragen der Familienplanung, die bei dieser Konstellation im Vordergrund stehen, wo lebt man, wie wird die Hochzeit, kommt das Kind gesund zur Welt? Nun mögen böse Zungen das Frauenfragen nennen, aber wenn wir ehrlich sind, sind es ja meist doch genau so Männerfragen. Dieser Enttäuschung, keine Heldenaction durch verschiedene Zeiten oder Erläuterungen der zugrunde liegenden Zeitreisemetaphysik geliefert zu bekommen, sollte man aber nicht nachgeben und kann dann wohl dem Film doch den etwas eigenen Charme abgewinnen.

Warum mir der Film schließlich doch gefiel, war dass er einen üblichen Wunsch nach Normalität mit den völlig unwahrscheinlichen Anomalien um Henry versöhnt, die allzu oft als Widerspruch erscheinen. Die ganze Familienplanung funktioniert, mit gewissen tragischen Aspekten, wie sie aber letztlich ganz normal ohnehin zum Leben gehören können, also Dinge wie Krankheit oder Tod. Lässt man sich einmal auf diese Wirkung ein, hat der Film durchaus seinen Wert. Denn der teils gewalttätige und für Mensch und Erde destruktive naive Realismus, der noch stark ist in der Gesellschaft und einigen Institutionen, entspricht längst nicht mehr der heutigen Physik und ihren wahren Möglichkeiten mit ihrem Indeterminismus, dessen Gültigkeit immer weiter in Makrobereiche hinein bewiesen wird in unseren Jahren. Wohl ist also das starre Festhalten an Grenzen von der Wissenschaft widerlegt und das noch kaum von der Öffentlichkeit verstanden, und dennoch ist eine Normalität von Geburt, Leben, Liebe und Tod, die es immer gab, nicht bedroht dadurch, was der Film nicht zu beweisen vermag, aber zu illustrieren.

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