Bücher schreiben - Wo und wie?

in deutsch •  6 years ago 

Liebe Steemitgemeinde,
Liebe Freiheitsfreunde,
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Liebe Autoren,


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in meinem letzten Artikel wurde mir von @nosdos folgende Frage gestellt:

Ich weiß ja nicht, ob es vielleicht einen Tick zu transparent wäre, aber ich würde es äußerst interessant finden, einen Beitrag über die Verdienstmöglichkeiten oder allgemein zu den Zahlen zu lesen. Wie viel da wirklich hinter steckt, wie viel Arbeit man da reinstecken muss und wie viel Kosten da für einzelne Dinge entstehen. Also so Details aus dem Nähkastchen geplaudert vielleicht.

Gerne werde ich diese Fragen und noch etwas mehr heute beantworten.

1. Wo veröffentlichen

Ich habe meine Bücher in digitaler Form bei Amazon, Apple, Google und Barnes & Nobel veröffentlicht.

Barnes & Nobel kann man vergessen.
Ich habe dort noch nie ein Buch verkauft.

Die meisten Bücher verkaufe ich bei Amazon.
Bei Google verkaufe ich sehr viel im asiatischen Raum.
Anfangs habe ich die meisten Bücher bei Apple verkauft.
Mittlerweile aber nur noch 3-5 Stück pro Monat. Keine Ahnung warum.

2. Wie?

Als erstes braucht man einen Account bei Kindle Direct Publishing, iTunes Connect oder/und Google Play.
Zusätzlich muss man bei jedem Publisher ein W8-BEN Formular ausfüllen, damit man in den USA keine Steuer bezahlen muss.

3. Welche Software?

Die mit Abstand beste Software ist die kostenlose Apple Author Software.
Ist man Besitzer eines Macs, gibt es nichts Besseres.
Man hat zahlreiche fertige Buchvorlagen zur Auswahl und kann bei Apple direkt aus der Software veröffentlichen.
Um auf anderen Plattformen zu veröffentlichen, kann man die Datei auch als epub oder pdf exportieren.

Von Amazon gibt es die Kindle Create Software.
Diese ist auch kostenlos und man braucht sie unbedingt, um auf Amazon zu veröffentlichen.
Sie eignet sich nicht besonders gut, um damit zu schreiben.
Man sollte das Dokument also schon fertig haben und kann es dann entweder in unverändert als pdf einfügen, oder man kopiert den Text rein und formatiert es dann speziell für den Kindle.
Auch hier stehen feste Vorlagen zur Verfügung.

Bei Google kann man entweder eine pdf Datei, oder eine epub Datei hochladen.

4. Wer kontrolliert es?

Bei Apple wird sehr streng von Menschen kontrolliert und ich habe irgendwo gelesen, dass 50% der Bücher abgelehnt werden.
Bei mir hat es 2 oder 3 Tage gedauert, bis mein erstes Buch online war.
Beim zweiten nur noch 24 Stunden.

Bei Amazon und Google kontrolliert nur irgend ein Algorithmus und das Buch ist in der Regel innerhalb 2 Stunden online.
Amazon und Google setzen darauf, dass sich hinterher die Kunden beschweren, wenn sich Fehler oder Copyrightverstöße im Buch befinden.

5. Was kostet es?

Für das Veröffentlichen der Bücher oder für die Software muss man nichts bezahlen.

6. Preisgestaltung und Verdienst?

Die Preise bestimmt man selbst, wobei Google die Bücher immer stark reduziert, den Autor aber so bezahlt, als ob das Buch zum vollen Preis verkauft worden wäre.

Amazon zahlt entweder 35% oder 70% vom Verkaufspreis.
Gibt es in dem Land, in dem das Buch verkauft wird eine Mehrwertsteuer, wird die auch noch abgezogen.
Beim 70% Modell darf das Buch nicht mehr kosten als $9.99 und als Autor werden Dir auch noch die Downloadkosten (pro MB) abgezogen.
Beim 35% kann man verlangen was man will und es wird auch kein Geld für den Download abgezogen.
Es gibt aber einen Rechner, wo man sich beide Preismodelle anschauen und dann entscheiden kann, mit welchem Modell man mehr verdient.

Mein Buch ist 35 MB groß, deshalb habe ich das 35% Modell genommen.

Google zahlt 52% des Verkaufspreises.
Downloadkosten werden nicht berechnet.
Gibt es in dem Land, in dem das Buch verkauft wird eine Mehrwertsteuer, wird die auch noch abgezogen.

Apple zahlt 70% des Verkaufspreises.
Downloadkosten werden nicht berechnet.
Gibt es in dem Land, in dem das Buch verkauft wird eine Mehrwertsteuer, wird die auch noch abgezogen.

7. Papier oder Ebook

Nur bei Amazon kann man sein Buch auch in Papierform anbieten.
Das kann man auch direkt in der Kindle Create Software machen.
Kosten entstehen nicht, da Amazon die Bücher nach Bestellung druckt.
Auch hier gibt es einen Rechner, der einem anzeigt, wie viel man bei welchem Preis verdient.
Bei meinen ersten Optionsbuch hätte ich wegen der vielen farbigen Abbildungen $40 verlangen müssen, um $1 zu verdienen.
Deshalb gibt es das Buch nur als Ebook.

8. Exklusiv auf Amazon?

Bei meinem nächsten Buch werde ich exklusiv auf Amazon veröffentlichen.
Nur so kann man am Kindle unlimited Programm teilnehmen und auch bei Audible.
So können die Kunden das Buch per Flatrate ausleihen bzw. anhören und als Autor wird man nach den gelesenen Seiten bezahlt.
Die meisten Autoren in den USA erzielen damit über 50% der Einnahmen.
Zusätzlich bietet Amazon, wenn man exklusiv bei ihnen veröffentlicht, sehr günstige Werbemöglichkeiten.
Außerdem kann man sein Buch auch einmal pro Quartal für ein paar Tage reduziert oder sogar kostenlos anbieten.

9. Werbung?

Ich bewerbe mein Buch hauptsächlich selbst auf Twitter und auf den Vorträgen, die ich mittels Skype halte.
Ich erziele auf Twitter durchschnittlich 15.000 organic views pro Tag und 30 Link Klicks.
Ich stecke aber auch extrem viel Arbeit rein.
Man kann das Buch nicht nur anpreisen, sondern muss den Leuten einen Nutzen bringen.
Ihr könnt Euch ja meine Tweets hier anschauen.

Letztes Wochenende habe ich zum ersten Mal bei Twitter kostenpflichtige Werbung geschaltet.
Ich habe 100 € investiert. Die Werbung hat sich nahezu selbst bezahlt und hat mir 30 neue Follower gebracht. Es hat sich also rentiert.
Man kann ja die Werbungskosten auch noch von der Steuer absetzen.

10. Wird man reich?

Irgendwo habe ich gelesen, dass der durchschnittliche self published Autor auf Amazon im Jahr $100 verdient.
Bei mir sind es durchschnittlich $350 pro Monat.
Ich investiere aber extrem viel Zeit.
Das schreiben und veröffentlichen der Bücher hat ca. 1.500 h gekostet.
Zusätzlich halte ich meist einen Vortrag pro Woche in den USA (per Skype).
Das heißt dann man sitzt bis 2 Uhr morgens vorm PC und erzählt.
Dazu kommt noch die Zeit, die man braucht, um vorher eine Präsentation zu erstellen.

Wenn man nicht wirklich erfolgreich ist (also 97% der Autoren), muss man schon sehr zufrieden sein, wenn man einen Stundenlohn von $2 hat (vor Steuern).

Warum Ihr auch Bücher veröffentlichen solltet

Die meisten hier schreiben gerne und sind oft Experten auf irgend einem Gebiet.
Verdienen tut man hier praktisch nix, außer man hat ein paar Wale, die einem mit Upvotes beschenken.

Nehmt also Eure Texte, die Ihr hier sowieso schon veröffentlicht habt, verpackt sie in ein Buch und raus damit.
Im schlimmsten Fall verdient man etwas Geld.

Bis bald
Stephan Haller

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Hey @stehaller, vielen Dank für den Einblick. Weiterhin viel Erfolg damit.

Posted using Partiko iOS

Wow, was für ein ausführlicher Einblick! Das ist sehr Interessant. Vielen Dank dafür!
Mich würde interessieren, welche Hürden man nehmen muss um ein Buch (zb bei Amazon) einzustellen.

  1. Muss ich das ganze irgendwo melden? Gewerbeanmeldung ist ja wohl nicht nötig, da es ein freier beruf ist.
  2. Welche Daten brauchen Amazon/Google und Co von mir? Reichen Namen und Adresse?
  3. Kann man unter einem Pseudonym veröffentlichen/verkaufen?
  4. Was ist mit der VG Wort?

Gewerbeanmeldung habe ich keine.
Bin mir aber nicht sicher. Habe gehört, dass man ab 2.400€ Zusatzeinkommen eins braucht (@taxguy weißt Du mehr?)
Wird sich bei der nächsten Steuererklärung zeigen.

Man muss für einen Autorenaccount Name, Adresse, Kontodaten und Steuernummer angeben.
Unter einem Pseudonym kannst Du veröffentlichen. Dann gibst Du halt als Autor einen anderen Namen an, als als Verleger.
Wenn man auf Englisch veröffentlicht hat man mit VG Wort und Buchpreisbindung nichts zu tun.

  ·  6 years ago (edited)
  1. bei natürlichen Personen sowie bei Personengesellschaften um einen Freibetrag in Höhe von 24 500 Euro

Gewerbesteuergesetz (GewStG)
§ 11 Steuermesszahl und Steuermessbetrag

ansonsten in jedem Fall Einkommensteuerrelevant, da ja auch Gewerbeeinkünfte Gewinneinkünfte sind. Und darüber ab einem gewissen Umsatzt (50k) auch noch Umsatzsteuerrelevant. Kommt ja auch auf die Administration an ob man nicht eventuell auch im EU-Ausland das Gewerbe anmeldet.

Dann müsste man bei einem Stk-Reingewinn von über 20€ aber 100 Exemplare im Monat absetzten oder bei niedrigeren Preisen deutlich mehr und das will erstmal geschafft sein (mit der Zeit kommt man da sicher hin). Aber kein Plan ob das so noch passt.

Danke, aber das muss es noch irgend etwas anderes geben.
Kollegen von mir mussten ein Gewerbe anmelden, weil sie noch als Prüfer in der Meisterschule tätig sind und da eben über 2.400€ zusätzlich zu ihrem Lehrerberuf verdient haben.

  ·  6 years ago (edited)

ja passt doch. Sry, die oben genannten sind Jahreseinkommen bzw. 50k Jahresumsatz für zusätzliche Umsatzsteuer. Also 2040€ monatlich für Gewerbesteuerpflicht oder was das sind und 50k Jahresumsatz für Umsatzsteuer.

Die Regel ist aber, ab einem zusätzlichen Jahreseinkommen von 2.400€.
Man muss sich das einmal vorstellen, als Berufsschullehrer ist man verpflichtet Prüfungen der HWK, IHK oder Meisterschule abzunehmen.
Wenn man dann seiner Dienstpflicht nachkommt, darf man zum Dank ein Gewerbe anmelden.

Vielen Dank für den sehr ausführlichen Einblick in Branche. Erschreckend zu sehen, wie viel von den Einnahmen deiner Arbeit abgezweigt werden.

Peinlich ist nur, dass ich danach gefragt habe und dann deinen Artikel irgendwie verpasst habe. Sorry! :-S

Als self publisher fährt man eh noch gut. Wenn Du über einen Verlag veröffentlichst bleiben dir nur 10%.

Posted using Partiko iOS

Kostet nichts? Wie sieht es mit den Covern aus? Und Lektorat wird selbst gemacht?

Machst Du alles selber oder die Ehefrau.

Ich habe eigentlich dich gefragt. Für Cover arbeite ich mit Grafikdesignern zusammen und das kostet Geld. Es gibt Seiten, die haben vorgefertigte Cover. Für das Lektorat habe ich Testleser und den Rest mache ich, so gut es geht.

Es gibt hier auf Steemit Artikel, welche gut geschrieben sind. Und andere brauchen sowohl sprachlich und grammatikalisch gehörigen Feinschliff. Einfach so Artikel von hier in ein eBook packen und hochladen, kann da schnell zu schlechten Bewertungen führen.

Ja sagte ich ja, alles selber und die Ehefrau das Cover und das Lektorat.

Ich bin ein Idiot, danke für die Antwort.

sehr interessant, resteem

Danke für den Einblick. Übe aber vorerst noch ein Weilchen hier...

Danke, wertvolle Infos und Erfahrungen!

Besonders deine Geschichten hätten das Zeug zum Bestseller.
Mein voller Ernst.
Dann kannst Du deinem Chef Adieu sagen und von überall aus arbeiten.