Die Zinskurve (Yield Curve) und der NOB-Spread

in deutsch •  7 years ago  (edited)

Liebe Steemit Community,
liebe Freiheitsfreunde,
liebe Freiheitsfeinde,

als Anschluss an meinen Artikel Bedeutung der Zinskurve, möchte ich heute noch etwas genauer auf die Zinskurve eingehen und Euch zeigen wie man die Entwicklung Zinskurve traden kann.

Schauen wir uns erst mal die aktuelle Zinskurve in den USA an:
Yield Curve.jpeg

Bildquelle:http://www.cmegroup.com/tools-information/quikstrike/treasury-analytics.html



Wie man sehen kann, ist das aktuelle Zinsniveau deutlich höher als noch zu Monatsanfang, aber die Steigung der Kurve hat sich kaum verändert.

Noch mal zur Wiederholung, es gibt normale Zinskurven , wo die Renditen mit steigender Laufzeit zunehmen, wie man im obigen Beispiel sehen kann.

Es gibt flache Zinskurven, wo es fast keine Zinsunterschiede zwischen den Laufzeiten gibt, wie man an folgenden Beispielen aus Mexico und Russland sehen kann:
Mexico-Russland.jpeg

Bildquelle:https://www.investing.com/rates-bonds/world-government-bonds


Und es gibt inverse Zinskurven, bei denen die kurzfristigen Zinsen höher sind als die langfristigen, wie man an folgenden Extrembeispiel aus Venezuela sehen kann:

Venezuela.jpeg

Bildquelle:https://www.investing.com/rates-bonds/world-government-bonds


Seit einigen Jahren sehen wir sogar Negativzinsen, wobei hier die Schweiz der Spitzenreiter sein dürfte.
Swiss.jpeg

Bildquelle:https://www.investing.com/rates-bonds/world-government-bonds


Man muss aber auch immer unterscheiden zwischen dem Nominalzins und dem Realzins, um die Renditen auf die unterschiedlichen Staatsanleihen richtig beurteilen zu können.

Also hier noch mal zur Wiederholung:

Nominalzinsen und Realzinsen

• der Nominalzins ist die aktuelle Rendite auf die jeweiligen Zinspapiere
• der Realzins ist der Nominalzins minus der Inflationsrate.

Es wird zwar immer viel davon gesprochen, dass die Inflationsraten manipuliert werden, z.B. durch die hedonistische Berechnungsmethode, aber so blöd, dass sie das nicht merken, sind die Märkte auch nicht.

Wie kann man auf die Zinsentwicklung spekulieren?

Bevor wir uns mit treasury futures beschäftigen, müssen wir uns noch einmal einen wichtigen Satz vor Augen führen:

Wenn die Zinsen steigen, fallen die Anleihenpreise und wenn die Zinsen fallen, dann steigen die Anleihenpreise.

Da man ja keine Zinsen direkt traden kann, muss man den Umweg über Staatsanleihen (treasuries) oder Anleihenfutures gehen. Treasury Bond Futures gibt es seit 1977 (am Chicago Board of Trade).
Auf Futures werden natürlich keine Zinsen gezahlt, sondern die Zinsen werden in die Preise miteinberechnet.

Folgende Produkte stehen uns zur Verfügung:

1. Eurodollarfutures (/GE)
GE.jpeg

Bildquelle: tastyworks

  • contract size $1,000,000
  • value per point = $25,000
  • initial margin = $165


    Der Name Eurodollar klingt verwirrend. Eurodollarfutures haben nämlich nichts mit der Währung Euro zu tun. Eurodollars sind auf US-Dollar lautende Termineinlagen, die auf Konten außerhalb der USA gehalten werden. Die Eurodollar haben wir übrigens den Sowjets zu verdanken, da sie Angst hatten, dass ihre US Dollar Reserven von US Banken eingefroren werden könnten, haben sie sie auf Banken außerhalb der USA deponiert. Der Eurodollarmarkt ist der größte Markt der Welt für kurzfristige Termineinlagen.
    Eurodollar bilden die Zinserwartungen (die sogenannte LIBOR rate = London Interbank Offered Rate) für Einlagen von 1 Million USD auf Banken außerhalb der USA für die nächsten 90 Tage ab.
    Eurodollarfutures werden vor allem von Unternehmen genutzt, die wissen, dass sie in naher Zukunft einen Kredit aufnehmen müssen. Diese Unternehmen shorten dann die entsprechende Anzahl Futures und hedgen so ihr Zinsrisiko. Sollten die Zinsen steigen, dann fällt der Preis des Eurodollarfutures und sie können die Kontrakte billiger zurückkaufen und einen Gewinn einstreichen und damit die höheren Zinsen, die sie jetzt auf ihren Kredit zahlen müssen ausgleichen.
    Man kann aus dem Kurs des Eurodollar Futures direkt die Zinserwartung ablesen, indem man den Kurs von der Zahl 100 abzieht.
    Also momentan sind die Zinserwartungen bei 100-97.61 = 2.39%.



2. Two Year US Treasury Note Future (/ZT)
ZT.jpeg

Bildquelle: tastyworks

  • contract size $200,000
  • value per point = $2,000
  • initial margin = $374
  • Quotierung (Tick Size) = 1/64 (Kein Dezimalsystem)
  • 1 Tick (1/64) = $15.625

Hier gibt es im Prinzip nicht viel zu sagen, nur dass man aus den US Treasury Futures den Zins nicht mehr direkt ablesen kann.


3. Five Year US Treasury Note Future (/ZF)
ZF.jpeg

Bildquelle: tastyworks

  • contract size $100,000
  • value per point = $1,000
  • initial margin = $616
  • Quotierung (Tick Size) = 1/128 (Kein Dezimalsystem)
  • 1 Tick (1/128) = $7.8125


    4. Ten Year US Treasury Note Future (/ZN)
    ZN.jpeg
    Bildquelle: tastyworks
  • contract size $100,000
  • value per point = $1,000
  • initial margin = $990
  • Quotierung (Tick Size) = 1/64 (Kein Dezimalsystem)
  • 1 Tick (1/64) = $15.625


    5. Thirty Year US Treasury Bond Future (/ZB)
    ZB.jpeg
    Bildquelle: tastyworks
  • contract size $100,000
  • value per point = $1,000
  • initial margin = $2,365
  • Quotierung (Tick Size) = 1/32 (Kein Dezimalsystem)
  • 1 Tick (1/32) = $31.25


    Nachfolgend ein Chart der Renditeentwicklung für die jeweiligen US Treasuries der letzen zwölf Monate:
    1 Year Yield History.jpeg
    Bildquelle: tastyworks



    Jetzt kann man natürlich auf steigende Futures Kurse (long =fallende Zinsen) oder auf fallende Futureskurse (short = steigende Zinsen) spekulieren, aber bei $1,000 pro Punkt Kursänderung kann man da schnell ins Armenhaus kommen (oder auch reich werden), wie der folgende Chart zeigt:
    ZB long term.jpeg
    Bildquelle: tastyworks



    Vom Höchstkurs von 177.34375 zum jetzigen Kurs von 141.71875 sind es 35.625 Punkte.
    Das ganze mal $1,000 macht $35,625 Gewinn oder Verlust.
    Deshalb brauchen wir eine Strategie, die weniger risikoanfällig ist.

Der NOB-Spread (Notes over Bonds)

Mit dem NOB-Spread spekuliert man auf die Entwicklung der Zinskurve (flacher oder steiler).
Der aktuelle Zinspread zwischen den zehnjährigen und dreißigjährigen US Staatsanleihen ist 18.4 Basispunkte oder 0.184%.
Also lächerlich niedrig, wie man auf folgendem 1-Jahreschart sehen kann:
Zinsspread.jpeg

Bildquelle: ThinkOrSwim trading platform



Spekuliert man jetzt darauf, dass die Zinskurve noch flacher wird, muss man die 10-jährigen Futures shorten (verkaufen) und die 30-jährigen Futures long gehen (kaufen).
Spekuliert man darauf, dass die Zinskurve wieder steiler wird, muss man die 10-jährigen Futures long gehen (kaufen) und die 30-jährigen Futures shorten (verkaufen).

Da gibt es nur noch ein Problem. Futures mit unterschiedlichen Laufzeiten regieren unterschiedlich auf Zinsänderung. Um dieses Risiko abzubilden, kann man auf der Website der CME die sogenannte DV01, den dollar value of 1 basis point nachschauen. Also wie verändert sich der Wert meines Futures, wenn sich der Zins um 0.01% ändert.

Hier sind die aktuellen DV01 für unsere Futures:
DV01.jpeg

Bildquelle: http://www.cmegroup.com/tools-information/quikstrike/treasury-analytics.html



Der DV01 für die zehnjährigen ist also $72.05 und für die dreißigjährigen ist er $179.96.
Um jetzt die richtige hedge ratio zu finden, teilen wir $179.96/$72.05 = 2.5
So jetzt müssen wir uns entscheiden, nehmen wir 2 Kontrakte von den zehnjährigen und einen von den dreißigjährigen oder 3 Kontrakte von den zehnjährigen und einen von den dreißigjährigen.
Ich würde sagen 2:1, das spart margin requirement.

Hier ein 1-Jahreschart des 2:1 long NOB-Spreads:
1 Year NOB Spread.jpeg

Bildquelle: ThinkOrSwim trading platform



Wer jetzt darauf setzten will, dass die Zinskurve wieder steiler wird, also die Zinsen auf die dreißigjährigen schneller steigen als auf die zehnjährigen, muss diesen spread long gehen.
Das heißt, man kauft zwei Kontrakte Treasury Notes und verkauft einen Kontrakt Treasury Bonds.
Wie wir ja in meinen vorherigen Artikeln schon gelernt haben, steht eine steiler werdende Zinskurve für die Erwartung von steigendem Wirtschaftswachstum und eine flacher werdende Zinskurve für die Erwartung einer Rezession.
In Börsenkürzeln sieht das ganze so aus:
2 x /ZN-/ZB

Das ganze kostet $4,345 Sicherheitsleistung (margin requirement).

Wer jetzt darauf setzten will, dass die Zinskurve noch flacher wird (also Rezession), also die Zinsen auf die zehnjährigen schneller steigen als auf die dreißigjährigen, muss diesen spread short gehen.
Das heißt, man verkauft zwei Kontrakte Treasury Notes und kauft einen Kontrakt Treasury Bonds.
In Börsenkürzeln sieht das ganze so aus:

/ZB - 2 x /ZN

Das ganze kostet $4,345 Sicherheitsleistung (margin requirement).

Wer das ganze jetzt kapiert hat, kann direkt bei Goldman Sachs oder sonst einer Investmentbank anfangen (ohne Scheiß).
Morgen wird es viel leichter, da zeige ich euch wie man die Gold/Silver-Ratio tradet.

Bis bald,
Stephan Haller

Haftungsausschluss: Das sind natürlich keine Anlageempfehlungen!
Trading ist gefährlich und ganz böse. Sagt auch Mama Merkel und Onkel Schulz.
Also Finger weg!
Legt Euer Geld lieber auf die Bank.

Authors get paid when people like you upvote their post.
If you enjoyed what you read here, create your account today and start earning FREE STEEM!
Sort Order:  

Ob die bei den Goldmänneren so einen abgetackelten Balten noch nehmen, wage ich zu bezweifeln, selbst wenn er es kapieren würde, was er aber nicht tut!! werde es mal in Ruhe am WE versuchen, danke, aber, upvote and re-steem! Wo bleibt Dein Goldman Sucks- Ehren-Engagement????

Wo bleibt Dein Goldman Sucks- Ehren-Engagement????

Ich könnte ja versuchen bei der Deutschen Bank anzuheuern.
Eine Fehlüberweisung von 28 Milliarden bringe ich auch locker hin.

Ich auch!!!

Klasse Beitrag und super erklärt.

Hab endlich mal wieder was dazu gelernt.

Wenn eine Rezession kommt und die Zinstrukturkurve invers wird gibt es sicherlich Möglichkeiten auf diesem Weg in fallenden Märkten etwas dazu zu verdienen.

Interessanter Ansatz allemal auch um RIsiken zu hedgen, die sich aus Zinsanstiegen für alle ergeben.

Vielen Dank.

Das Geschäft macht man aber dann nicht durch die fallenden Märkte, sondern durch die hohe IV.

Das Konzept erinnert an Straddle Strategien. Man sollte vielleicht sinnvollerweise auch ergänzen, dass es dabei zu nicht unerheblichen Verlusten kommen kann, wenn die Erwartungshaltung bei einer solchen Vorgehensweise sich nicht erfüllt und natürlich ist ein Handelsplan elementar und öberlebenswichtig um nicht in Schieflage zu geraten. Neben der Auswahl der Positionsgröße ist das Risikomanagement ungemein wichtig.

Würde in diesen Märkten aber keine Overnight Position fahren - es sei denn man hat einen Kapitalpuffer der einen nicht zerreisst.

Viele Grüße und viel Erfolg.

30 delta short strangles managed at 50% of max profit und short straddles managed at 50% of max profit bringen das selbe Ergebnis.
Mein Anlagehorizont ist 45 Tage, aber nach 21 Tage manage ich, damit das gamma risk nicht zu groß wird.

Zahlenoverflow - bin leider nach 2 Absätzen ausgestiegen - soll aber mein Danke für Deine Bemühungen uns etwas beizubringen nicht schmälern.