Liebe Steemit Community,
liebe Freiheitsfreunde,
liebe Freiheitsfreunde,
liebe in den 50ern, 60ern, 70ern, 80ern und 90ern Aufgewachsene,
liebe später Geborene,
ich bin erschüttert.
Ich habe mich heute gefühlt wie bei Planet der Affen.
Die Maß ist bestenfalls nur noch halb leer.
Offensichtlich haben wir es versaut.
Wobei, wer ist wir?
Ich weiß nicht was ich mir vorzuwerfen habe.
Aber irgendwer hat es versaut.
Aber fangen wir von vorne an.
Meine Intention war heute einen Bericht über das beste Volksfest in Bayern zu schreiben.
Über ein legendäres Fest.
Leider wird das aber ein sehr wehmütiger Bericht.
Das Pichelsteinerfest in Regen
Das letzte Mal war ich so richtig auf diesem Fest vor 20 Jahren, vielleicht ist es auch nur 15 Jahre her.
Die letzten Jahre war ich immer am Nachmittag mit meiner Frau und meiner Tochter.
Also familienmäßig. Karrusellfahren, Losen, maximal eine Maß trinken, etc.
Heute waren wir abends da. Aber auch familienmäßig.
Das Pichelsteinerfest wird von der Brauerei Falter veranstaltet.
Der heutige Chef, Josef Falter, war mit mir am Gymnasium.
Der Name
Das Pichelsteiner ist ein Eintopfgericht.
Hier das Originalrezept:
Das Fest findet auf beiden Seiten des Großen Regens statt.
Es dauert von Freitag bis Mittwoch und ist eigentlich das Highlight des Jahres der Stadt Regen.
Viele Betriebe sperren für eine Woche zu oder hören jeden Tag früher auf und gehen mit ihren Arbeitern zum Pichelsteinerfest.
Am Montag ist immer Tag der Betriebe und der Bundeswehr.
Da sind wir dann fein rausgeputzt in Ausgehuniform beim Umzug mitmarschiert (für die später Geborenen, es gab in diesem Land einmal eine Wehrpflicht. Da konnte man sich als junger Mann für ein Jahr so richtig austoben. Rumballern, sprengen, Panzerfahren, usw. und man bekam sogar etwas Geld dafür).
Wir bekamen Bier- und Essensmarken, viele ältere Männer haben sich gefreut Soldaten zu sehen, haben dir eine Maß gezahlt und Geschichten aus dem 2. Weltkrieg erzählt.
Am nächsten Tag bekam man dann Ärger, weil die Uniform vollgekotzt und/oder voller Blut war.
Es gab viele Clubs, die sich Six Days nannten.
Die hatten alle ein T-Shirt mit ihrem Logo, waren jeden Tag da und mussten gemäß ihrer eigenen Regeln 3,4, oder 5 Maß Trinken, hatten ihre eigenen Tische in der Tierzuchthalle, wo sie ihre Fahnen an die Wand hängen durften. Es gab da sogar Clubs aus Norddeutschland, die extra für eine Woche Saufen angereist waren.
Aber nichts ist wie es einmal war, aber dazu weiter unten mehr.
Die rechte Seite des Flußes
Alles wie immer.
Festhalle voll:
Hier findet man eher die älteren Festbesucher. Also Blasmusik, Lederhosen, etc.
Alles wie immer.
Biergarten voll:
Wie gesagt, alles wie immer.
Meine Tochter und mein Neffe sind Karrusell gefahren, haben gelost, Büchsenwerfen, ich habe eine Maß getrunken, etc.
Der Weg über die Brücke - erste Zweifel
Früher war die Brücke so voll mit Menschen, dass man mindestens 30min gebraucht hat, um rüber zu kommen. (nein @muelli, nicht das Rüber, das Du gemacht hast. )
Die Tierzuchthalle
Diese Halle war vor 20 Jahren der beste Partyort der ganzen Republik.
Spätestens ab 20 Uhr war hier die Hölle los. Nirgends waren pro Quadratmeter mehr Leute und nirgends wurde pro Quadratmeter mehr Bier gesoffen. Alle standen auf den Bierbänken, in den Gängen war alles dicht gedrängt.
Man hatte einen Riesenspaß, bei Bedarf hat man sich auch geprügelt, aber normal geprügelt, also nicht 5 auf einen der am Boden liegt eingetreten, sondern eben ganz normal geprügelt. Kam aber sehr selten vor.
Wenn das Fest beendet war, hat man sich auf dem Weg zum Freibad gemacht (praktischerweise haben die eine Tür im Zaun offen gelassen) und ist besoffen im Dunkeln vom Fünfmeterturm gesprungen.
Hatte man einen Aufriss gemacht, konnte man sich im Dunkeln auf der Liegewiese vergnügen.
Die Tierzuchthalle heute
Wir gingen also über die Brücke.
Als meine Tochter und mein Neffe mit irgend so einem Karrusell fahren wollten, nutze ich die Chance.
"Ich geh kurz eine Runde durch die Tierzuchthalle", sagte ich zu meiner Frau.
Auf dem Weg dorthin überlegte ich mir schon die Ausreden für die ehemaligen Saufkumpanen, die ich hoffte zu treffen, warum ich nicht bleiben kann.
Am Eingang stand ein Wachmann, der grüne Armbänder an Jugendliche verteilte.
Mir hat er keines gegeben. Scheinbar bekommt man die nur, wenn man so aussieht, als ob man noch kein Bier trinken darf.
Der Anblick in der Halle und die Stimmung war so traurig, dass ich gar kein Foto gemacht habe.
Ein Drittel der Tische war leer. Die Musik sehr laut, aber furchtbar.
Keiner stand auf den Tischen, niemand sang mit. Niemand war, da den ich kannte.
Die meisten Leute tranken nicht einmal Bier.
Eine Welt brach für mich zusammen.
Was ist mit den jungen Leuten los - haben wir es versaut?
Was ist passiert?
Ich weiß es nicht.
Vielleicht können mir einige 16-20-jährige, die hier mitlesen weiterhelfen.
Aber irgendwann in den letzen 20 Jahren muss sich etwas gewaltig verändert haben.
Haben wir älteren etwas falsch gemacht?
Nun verstehe ich, warum meine Schüler immer so entsetzt/verwundert sind, wenn ich Geschichten aus meiner Jugend erzähle.
Liebe Jugendliche und junge Erwachsene,
ich verstehe ja, dass ihr vor lauter demonstrieren gegen die AfD, gegen Donald Trump, gegen den Klimawandel, gegen Plastiktüten usw. kaum noch Zeit habt, euch zu amüsieren.
Ich versteh auch, das es Zeit kostet die vielen Refugees Welcome Schilder zu malen und hoch zu halten.
Ich versteh auch, dass es Zeit kostet sich zwischen den 72 Geschlechtern zu entscheiden.
Es kostet bestimmt auch Zeit, im Internet zu recherchieren, ob die Zigaretten, die man nicht raucht, vegan sind.
Aber müsst ihr nicht auch irgendwann die Sau raus lassen?
Wo feiert ihr?
Feiert ihr überhaupt noch, oder produziert das zu viel CO2?
Sind solche Feste zu wenig gendergerecht?
Oder ist es der Name Tierzuchthalle, der euch stört?
Würde es was bringen, wenn man den Namen in Sojahalle oder Tofuhalle ändert?
Würde es helfen, wenn man Transgendertoiletten einführt?
Ich weiß wirklich nicht mehr weiter?
Bis bald,
Stephan Haller
P.S. Gegrillt hab ich heute natürlich auch:
Und die Avocados waren sogar vegan...
Ist schon ein paar Jahre her, da war ich mit einem Kumpan auf einer Festivität in seinem Heimatdorf.
Alles wie beschrieben.
Quadratmeter mehr Bier gesoffen. Alle standen auf den Bierbänken, in den Gängen war alles dicht gedrängt.
Man hatte einen Riesenspaß, bei Bedarf hat man sich auch geprügelt
Könnte teilweise also regional bedingt sein ;-).
Andererseits gibt's weniger Jugendliche (sog. Babyboom müsste ja in den 60ern gewesen sein) und wenn man die Ergebnisse von Jonathan Haidt aus den USA auf Deutschland übertragen will, trinken die Jugendlichen später und weniger, haben später Sex, einen Führerschein, arbeiten.
(Grafik auf die ich mich beziehe bei 6:30)
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Ich kenne die Volksfeste auch noch so wie du diese beschrieben hast. Schade dass man älter geworden ist, sonst würde es da heute anders zugehen.
Man muss natürlich auch bedenken, dass heute alles überwacht wird und verboten ist. Man darf ja nicht mal mehr ein Feuer am See machen und seine Würstchen grillen. In der Disco wirst du vom Türsteher nach Drogen untersucht, sowas hätte es früher nie gegeben, bzw. dort wäre niemand hingegangen.
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Securities gab es ja damals auch kaum.
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Hab zwar Zivi gemacht (Uniklinik mit 200 Zivis in der Notaufnahme also eher schlimmer als Bund) aber interessant, hoffentlich gab es auch genug Freibier für das Volk im/in Regen. Also meinetwegen könnten sich die ganzen Hippster-Studis auch hier verziehen, politisch bin ich aber eher anti gegen fast alles. Beste Grüße
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Keine Sorge, die Jugend von heute trinkt auch noch genug Alkohol:D Würde mich nicht wundern wenn der Drogenkonsum sogar zugenommen hat.
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Das klingt ja deprimierend. Vielleicht sollten wir Trinkfreudigen Steemians solch ein Fest mal gemeinsam entern und diesen Spassbremsen zeigen wo der Maßkrug hängt. 😎
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Trinkfreudig bin ich gar nicht mehr.
Aber als ich jung war, war das was anderes.
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