Auftanken am See, mitten in der Stadt. - Gedanken und Fragen zu den Tiefen des Lebens.

in deutsch •  3 years ago 

Dieser Beitrag sollte ein paar entspannte Gedanken am See in die Welt bringen und dann wurde es doch schwerfällig, düster und eher ernst. Wenn das Thema mentale Gesundheit dich belasten könnte, ist das hier deine Triggerwarnung.

Heute schreibe ich von meinem Smartphone aus. Ich sitze unter einem Baum an einem schattigen Plätzen am Allersee in Wolfsburg.

Eine Oase mitten in der Stadt. Ein Badesee mit Sandstrand, Grünflächen und Spielplätzen drumherum. Ich mag es hier mitten unter den Menschen und gleichzeitig in der Natur. Keine Masken, keine Tests erforderlich.

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Im Meer ohne Ufer

Heute, und nicht nur heute bin ich emotional gestresst. Zu viele Dinge sind mir zu viel geworden in den letzten Monaten und ich habe nicht einmal die Energie darüber empört zu sein.

Ich mache jeden Tag weiter, nehme schöne Momente mit und ertrinke nicht in dem Meer, was das Trauma meines Lebens kreiert hat. Noch vor kurzem hoffte ich an an ein Ufer zu kommen.

Ich hoffte, es käme der Tag an dem ich nicht mehr eine Welle nach der anderen bewältigten muss. Heute habe ich den Eindruck mein Leben ist das Meer ohne Ufer.

Auch wenn ich das schwimmen liebe, erwischen mich hohe Wellen manchmal sehr hard und sehr überraschend. Das ist besonders schwer, wenn Beziehungen ins Wanken geraten.

Wird schon schief gehen

Am Anfang der Pandemie habe ich mal gehört, dass Menschen die neue Hindernisse ohne große Aufregung hinnehmen und annehmen einfach nur nicht mehr sehen, dass sie sich mitten in einer Traumareaktion befinden.

Nicht erst seit der Pandemie habe ich das Gefühl nie aus dem Kriegsgebiet heraus zu kommen. Aus „nur dieses eine Mal noch“ wurde irgendwann „Das wird wieder“ und heute ist es: „Es wird dich nicht umbringen, hast schon schlimmeres durchgestanden.

Manchmal vermisse ich meinen naiven Optimismus von früher.

Überleben ist zu wenig

Ich weiß, ich werde alles meistern, was ansteht und auch Menschen ziehen lassen, wenn es soweit ist. Aber es reicht mir wirklich nicht mehr zu überleben.

Wer von Euch ist über diese Schwelle hinüber und kann berichten, wie es ist, wenn es nicht immer nur ums überleben geht?

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Als Kinder lebten wir in den Tag.
Zumindest habe ich es so empfunden.
Schon über den Sonntag zu kommen, ohne die Schulfreunde zu sehen, war eine Leistung.
Größere Zeiträume, die Vorfreude auf Ferien und eine Reise oder ab etwa Ende Oktober auf Weihnachten, das waren abenteuerliche Sachen.
Dann veränderte sich das.
Verabredungen wurden getroffen, eigene Urlaube geplant, Zukünftiges in den Blick genommen. Optimistisch.
Dabei ging dann vielleicht verloren, dass die Zukunft nicht zu unserer Disposition steht. Sie ist zwar offen, so lange wir frei sind, und sie ist nicht mehr offen, wenn wir räumlich oder geistig eingesperrt sind.
Aber gerade letzteres sollte zu denken geben: wir sind geistig immer begrenzt, wir überblicken wenig - und haben doch Wünsche und Träume, als wäre unser Horizont viel weiter, als er in Wahrheit ist.
Hier, denke ich, liegt die Ursache dafür, dass der Optimismus müde wird. Es mehren sich die Erfahrungen fehlgeschlagener Pläne, unerfüllter Träume, unerledigter Aufgaben.
Können wir wieder wie Kinder in den Tag hinein leben?
Nicht so ganz, scheint mir. Wir können unsere Lebenserfahrungen ja nicht suspendieren. Aber wir können in der Gegenwart leben, im Tag, in der Stunde. Wir können Planungen als das ansehen was sie sind: Erwartungen von uns selbst, keine Versprechen aus der Zukunft. Wir können Träume in der Schwebe halten. Wir können unerledigt bleibende Aufgaben ertragen oder in neuer Form angehen.
Ist das nur "Überleben"? Das glaube ich nicht.
Das Überleben und der Wille dazu werden spürbar im Kampf. Und damit meine ich jetzt weder eine kriegerische Handlung noch einen Ärger im Büro oder auf der Baustelle, sondern den Kampf zB in finanzieller Notlage, im unfreiwilligen Hunger, in der Wohnungslosigkeit.
Ich würde die mentale Müdigkeit, die scheinbare Belanglosigkeit der täglichen Erlebnisse, die in der Gegenwart fehlenden Freundschaften ernst nehmen und mich öffnen für Neues, aber nicht sagen, ohne diese sei es ein reines Überleben. Das erschiene mir als "Jammern auf höchstem Niveau".

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In meinen Augen geht es nie ums Überleben. Das sehe ich nämlich mitnichten als höchstes aller Ziele an! Viel, viel wichtiger ist doch, WIE man lebt. Ob man sich selbst treu bleibt, sich morgens im Spiegel ins Gesicht sehen kann, ohne Scham und Reue zu empfinden. Ob man Freude an Kleinigkeiten spüren kann oder ob man alles zu selbstverständlich nimmt...

Überleben - okay. Nicht um jeden Preis, bitte...