Wochenthema Glück: Vielleicht ist es ein Unglück, vielleicht auch nicht. Wer weiß das schon?

in deutsch •  8 years ago 

Im allgemeinen steht das Unglück im Gegensatz zum Glück. Unglück kann als Unfall, ein negatives Ereignis oder auch als Kummer oder Trauer verstanden werden. Aber liegt Unglück nicht auch im Auge des Betrachters, genau wie Glück?

Alte taoistischen Parabel von Glück und Unglück

Im alten China lebte einst ein armer alter Bauer, dessen einziger Besitz ein wundervoller und kräftiger Hengst war. Eines Tages wollte der Kaiser dieses schöne Pferd für viel Geld kaufen, doch der Bauer antwortet nur: „Mir fehlt es an nichts. Einen Freund verkauft man nicht.“

Die Dorfbewohner lachten über soviel Dummheit. Wie konnte der Alte bloß wegen eines Pferdes soviel Reichtum und Glück ausschlagen? Eines Morgens war das Pferd davongelaufen. Die Dorfbewohner liefen aufgeregt zusammen, um das Unglück des Bauern zu beklagen: „Ach, das Unglück hat dich schwer getroffen.“ Der alte Bauer blickte ruhig in die Runde, nickte bedächtig und sagte: „Vielleicht ist es ein Unglück, vielleicht auch nicht. Wer weiß das schon?“ Kopfschüttelnd gingen die Leute auseinander. Der Alte musste verrückt geworden sein.

Wenige Tage später stürmte der vermisste Hengst laut wiehernd die Dorfstraße entlang, gefolgt von sechs wunderschönen wilden Stuten, die ihm in die Koppel neben dem leeren Stall folgten. „Du glücklicher Bauer“, riefen da die Dorfbewohner! „Jetzt hast du sieben Pferde und bist doch noch reich geworden. Bald wirst Du jede Menge Fohlen haben. Du musst nun ein glücklicher Mann sein!“ Der Alte schaute gelassen in die aufgeregte Menge und sprach: Vielleicht ist es ein Glück, vielleicht auch nicht. Wer weiß das schon?“
Der alte Bauer hatte einen einzigen Sohn. Er begann die Wildpferde zu zähmen und stürzte eines Tages beim Zureiten vom Pferd. Dabei brach er sich beide Beine und konnte Zeit seines Lebens nur noch humpeln. Wieder versammelten sich die Leute vor dem Haus des Alten. „O du armer, unglücklicher Mann!“ jammerten sie, „Dein einziger Sohn ist nun ein hilfloser Krüppel und kann dir keine große Hilfe mehr im Alter sein“. Abermals schaute der Alte in die Runde und antwortete: „Ihr könnt nur urteilen und seht die Welt entweder schwarz oder weiß. Vielleicht ist es ein Unglück, vielleicht auch nicht. Wer weiß das schon?“
Einige Zeit später wollte der Kaiser einen Krieg gegen sein Nachbarland führen. Alle jungen Männer wurden zwangsweise zu Soldaten eingezogen, obwohl alle wussten, dass die meisten Männer aus diesem blutigen Krieg nicht mehr zurückkommen würden. Wieder einmal liefen die Dorfbewohner vor dem Haus des alten Bauern zusammen: „Wie recht du doch hattest. Jetzt bringt dein verkrüppelter Sohn dir doch noch Glück. Wir sehen unsere Söhne bestimmt nie wieder, wenn sie erst einmal im Krieg gefallen sind.“
Lange redeten die Dorfbewohner aufgeregt unter sich weiter und schließlich wandten sie sich wieder an den alten Bauern und sprachen: „Du bist so ein weiser Mann. Wir möchten dich als Bürgermeister haben.“ Der Alte schaute nachdenklich in die Gesichter der Leute, dann erwiderte er: „Wenn ich euch nur helfen könnte, weiter und tiefer zu blicken, als ihr es bisher tatet. Niemand von uns weiß, wie sich das große Bild der Schöpfung zusammensetzt. Was eben noch wie ein großes Unglück scheint, mag sich im nächsten Moment als Glück erweisen.
Ihr wollt mich als Bürgermeister haben? Nun, vielleicht ist es ein Glück, vielleicht auch nicht. Wer weiß das schon? Geht nach Hause und freut euch über jeden Moment des Lebens, der euch geschenkt wird.“ Nachdem der Alte seine letzten Worte gesprochen hatte, drehte er sich um und ging in sein Haus.

Nach einer alten taoistischen Parabel,
bearbeitet von Karlheinz Schudt

Von Sonne und Schatten

Überall wo Sonne ist, fällt auch Schatten und ohne Schattenseiten können wir unsere Sonnenstunden nicht von Herzen schätzen. Das glaube ich fest. Das Leben ist mein Lehrmeister und jedes Unglück der Vorbote von Glück. Ich bin froh, dass ich das verstanden habe und nach dieser Philosophie lebe. Für mich ist das viel mehr als Optimismus. Es ist die Überzeugung, dass alles zu meinem Besten geschieht.

Wie sehr Ihr das? Habt Ihr Euch wiedergefunden in der Parabel?

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Hallo @sumsum, vielen dank erstmal für deinen tollen Post.

Ja durchaus, letztens zum Beispiel hatte ich zwei verschiedene Jobangebote. Den einen wollte ich unbedingt haben, der andere ist mir so zugefallen.
Zuerst war ich sehr betrübt, dass es bei meinem Wunschjob doch nicht geklappt hat. Doch dann stellte sich der andere Job als viel besser für mich heraus. Außerdem fand ich heraus, dass mein Wunschjob bedeutet hätte kaum noch Zeit mit meiner Familie verbringen zu können.

Also ja. Glück und Unglück sind nur Kategorien in denen wir Menschen denken, das Universum (oder was auch immer) fließt einfach.

👍👏👏