Adam Smith erkannte schon im 18. Jahrhundert, dass der freie Markt die natürliche Wirtschaftsform ist. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis und regulieren sich selber. Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage, von Kosten und Nutzen trifft allerdings nicht nur bei Wirtschaftsgütern zu, sondern auch bei Kriegen und Konflikten.
Auch Kriege sind in ökonomische Normen zu sehen
Letztendlich ist auch jeder Krieg und jede von einer Seite mutwillig herbeigeführte Krise eine Handlung im Rahmen eines Marktes. Zwar braucht ein Kriegstreiber nicht unbedingt eine Nachfrage um sein Angebot, den Krieg, zu „verkaufen“. Wohl aber muss auch er immer ein Verhältnis von Kosten und Nutzen in Betracht ziehen. Gemeint sind hier keineswegs (nur) finanzielle Faktoren, sondern vielmehr ein ganzes Konglomerat an Faktoren.
#Der Nutzen eines Krieges oder Konflikts
Wer einen Krieg beginnt sieht darin einen Nutzen. Dieser kann beispielsweise die Erweiterung des eigenen Territoriums, die Verringerung oder Ausschaltung einer militärischen Bedrohung, die Ablenkung von internen Problem oder auch nur die Erlangung von Ruhm sein. Doch auch das blanke Überleben kann ein Nutzen sein, sei es für ein Volk an sich oder nur für ein Regime. Ganz entscheidend hierbei ist jedoch, dass dieser Nutzen völlig individuell ist und oftmals noch nicht einmal klar von außen erkannt werden kann. Eine LRA unter Joseph Kony mag ihren Krieg alleine wegen des Wunschs ihres Anführers nach Macht über seine Anhänger oder wegen der erbeuteten Frauen führen, was für die meisten staatlichen Akteure völlig unvorstellbar ist.
Die Kosten von Kriegen und Konflikten
Dem gegenüber stehen Kosten. Diese sind noch weitaus vielschichtiger als der mögliche Nutzen. Neben den offensichtlichen Kosten in finanzieller Hinsicht, also Sold, Material, Munition, etc. der Soldaten, kommen auch andere ökonomische Faktoren hinzu. Wird eine Nation in und nach einem Krieg mit einem Embargo belegt, sind auch dies Kosten, die dem Nutzen gegenübergestellt werden müssen. Doch auch die Verluste an eigenen Soldaten sind ein Kostenfaktor, erzeugen Verluste doch Unmut in der eigenen Bevölkerung und während gefallene Soldaten in künftigen Konflikten und als produktive Mitglieder in der Zivilgesellschaft nicht mehr zur Verfügung stehen, sind Kriegsinvaliden auch langfristig ein erheblicher Kostenfaktor.Doch auch diplomatische Kosten müssen einberechnet werden, wie beispielsweise die verringerte Bereitschaft anderer Staaten mit einem Aggressor zu kooperieren. Weitere Kostenfaktoren können auch Veränderungen der Weltwirtschaft sein, wie beispielsweise eine forcierte Nutzung der Kernenergie, wenn die Ölversorgung durch einen Konflikt bedroht wird oder man sich aus der Abhängigkeit eines Öl verkaufenden Aggressors lösen möchte. Die Kosten können in einem autokratischen System sogar durchaus die Bequemlichkeit des oder der Anführer sein. Seine Zeit im Bunker statt am Strand verbringen zu müssen können bereits ausreichend hohe Kosten für eine Beendigung eines Krieges sein.
Kurzum, alle Folgen eines Konflikts, ob innenpolitisch, ökonomisch, demographisch, außenpolitisch, moralisch, etc. sind „Kosten“ eines Konfliktes, dem ein möglicher „Nutzen“ gegenübersteht.
Kosten und Nutzen sind stets individuell
Sowohl Kosten wie auch Nutzen sind hier keineswegs einheitlich bewertbar. Eine Sowjetunion unter Stalin hat dem Leben ihrer Soldaten praktisch keinen Wert zugemessen, womit auch Millionen Gefallener kein ausreichender Kostenfaktor waren um die Fortführung des Krieges durch einen Frieden mit Deutschland zu beenden. In Afghanistan bewertet der Westen hingegen die ökonomischen und personellen Kosten so hoch, dass der Nutzen eines möglichen demokratischen und pluralistischen Landes geringer ist. Deshalb erfolgt gerade der Abzug.
Entscheidend dabei ist doch auch, dass die Kosten der anderen Seite nur durch diese selbst bewertet werden können. Das heißt die eigene Erwartung, eine Maßnahme treibe die Kosten über den Nutzen entspricht noch lange nicht der Realität.
Die Rechnung gilt für beide Seiten
Die Abwägung zwischen Kosten und Nutzen gilt dabei stets für alle nur denkbaren Akteure. Wenn sich Deutschland in einen militärisch ausgetragenen Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha nicht einmischt, dann weil es überhaupt keinen Nutzen und ausschließlich Kosten erkennt. Eine Nation die schon unter Androhung von Gewalt klein beigibt, führt – ob bewusst oder unbewusst – eine Berechnung von Kosten und Nutzen eines Widerstands durch und kommt zu dem Schluss, dass der Nutzen weit unter dem der Kosten steht.
Diese Rechnung gilt natürlich auch für jede einzelne Aktion innerhalb eines Konflikts. Die USA haben gegen die Taliban keine Kernwaffen eingesetzt, weil die Kosten nach obigem Muster als drastisch höher als der Nutzen eingestuft werden. Die Taliban hingegen sahen die Kosten einer Auslieferung von Osama bin Laden als deutlich höher an, als es der Nutzen einer dann nicht erfolgenden Intervention durch die USA 2001 gewesen wäre. Gerade dieses Beispiel belegt, wie individuell Kosten und Nutzen sind.
Kosten erhöhen um Krieg zu vermeiden
Die Tatsache, dass auch Kriege und Konflikte Marktgesetzen unterworfen sind, ermöglichen auch an sich unbeteiligten Akteuren eine Beeinflussung. Ohne einem Krieg selbst beitreten zu wollen (zu geringer Nutzen bei zu hohen Kosten), kann ein Embargo die Kosten einer Fortführung des Krieges oder seine Auslösung für die betroffenen Seiten möglicherweise weit genug erhöhen, um seinen Nutzen zu übertreffen.
Wollte man also den immer wieder gewünschten Weltfrieden, müssen alle Akteure auf dem Parkett der Konflikte und Kriege die allgemeinen Kosten für Aggressionen so drastisch erhöhen, dass sie für alle Beteiligten den Nutzen weit übersteigen.
Ein konkretes Beispiel habe ich im Bezug auf die Krim-Annexion Russlands genannt. Noch vor der Annexion hätten die Kosten für Russland weit genug erhöht werden können, hätte man eine Annexion verhindern wollen.
Daher ist es nun zwingend notwendig, Russland die Grenzen aufzuzeigen. Eine militärische Intervention ist undenkbar, vom politischen angefangen hin zu den militärischen Realitäten. Doch wäre eine militärische Unterstützung der Ukraine keinesfalls nötig. Ein Abschneiden der russischen Unternehmen und Banken von den westlichen Finanzmärkten würde Russlands Wirtschaft auf einen Schlag in die Knie zwingen. Das Einfrieren aller Auslandskonten sowie Reisebschränkungen für die oberen 10.000 würde Putins Gefolgschaft von ihm abwenden lassen, wie sich die von Janukowich abgewendet hat. Weitere Sanktionen und Embargos könnten folgen. Auch ein signifikantes NATO-Manöver in Polen und den baltischen Staaten würde ein deutliches Zeichen setzen.
Putins und Russlands Gesichtsverlust wäre bei einer nun erfolgenden Aufgabe nach einer Annexion hingegen so hoch, dass er als Kostenfaktor inzwischen wahrscheinlich auch einen Krieg mit den Westmächten nicht mehr verhindern könnte.
Für Obama waren diese Zusammenhänge zu kompliziert oder was denkst Du?
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Ganz offensichtlich. Aber er glaubte ja auch, dass Amerika das wesentliche Problem der Welt sei, wie er mit seiner Rede in Kairo damals belegt hat.
Er war der Grund, dass in den Kreisen von Sicherheitspolitik-Fachleuten ernsthaft darüber debattiert wurde, ob ein russischer Atomschlag auf eine polnische Stadt eine realistische Option wäre. Weil Obama als Reaktion den Knopf drücken müsste, was man ihm nicht zugetraut hat. Woraufhin am nächsten Tag die NATO Geschichte wäre und Russland weitgehend freie Hand auf dem Kontinent gehabt hätte.
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