Mir hat ein Leser meiner Facebook-Seite geschrieben und mir seine Erfahrungen mitgeteilt, die den Rückgang der Straftaten in erwartbaren Kontext setzen.
"Zum Thema Polizeistatistik:
Vor einigen Jahren wurde ich als Berliner Busfahrer noch über vierzig mal im Jahr in Ausübung meiner normalen Tätigkeit Opfer eines Übergriffes unter Hinzuziehung der Polizei.
Im Schnitt jede gearbeitete Woche (abzüglich Urlaub und übergriffsbedingter Krankschreibung) ein mal.
Schon damals war es nur einer defensiven Grundeinstellung zu verdanken, dass es trotz Engagements für die Einhaltung der Tarif- und Hausordnung nicht mehr Übergriffe durch renitente Fahrgäste waren.
Jetzt ist diese Zahl der Vorkommnisse in der Tat in den letzten Jahren nicht nur bei mir persönlich, sondern bei vielen Kollegen des Fahrbetriebs rapide gesunken.?
Ist die Gefahrenlage eine andere? Nein! Im Gegenteil.
Weshalb ist dann trotzdem ein Rückgang der Fallzahlen zu verzeichnen?
Die Fahrer der Verkehrsbetriebe haben in der Masse aus Gründen des Selbstschutzes resigniert und sich weitestgehend aus der Verantwortung zurückgezogen oder wurden von der Betriebsführung davon entlastet.
So wurden alle Türen zum Einstieg freigegeben. Eine Kapitulation vor den Schwarzfahrern und renitenten Fahrgästen, die nun mit Bier und Döner, aber nicht selten ohne Fahrtausweis hinten einsteigen ohne das der Fahrer es überhaupt registriert und die Möglichkeit hat es zu bemerken und einzugreifen.
Immer wieder wird von sich ordnungsgemäß verhaltenden Fahrgästen gefragt:
„Weshalb schauen die Fahrer nicht mehr hin, wenn ich meine Karte vorzeige?“
Die pure Angst vor der oft zu erwartenden Gewalt in jeglicher Form als Reaktion, wenn denn doch jemand statt seinem Monatsticket eine Krankenkassenkarte oder sonst was vorzeigt, hat die Kollegen mittlerweile vollkommen gleichgültig werden lassen und abgestumpft.
Eine Win-Win-Situation für Fahrer und Straftäter (§265a) b.z.w. der Fahrgäste, die sich nicht an die Hausordnung halten, aber ein Fiasko für die allgemeine Ordnung, Sicherheit, Sauberkeit und Tariftreue in den Verkehrsmitteln zum Nachteil der „normalen“ Nutzer, die wohl nicht zuletzt auch aus diesen Gründen immer weniger werden und zunehmend durch sogenannte „Neubürger“ ersetzt werden.
Sie glauben es nicht? Dann fahren Sie mal in den Abendstunden in Berlin und anderen Großstädten mit Bus, Straßenbahn, U- oder S-Bahn."