Flächenverbrauch und Wohnungsnot in Deutschland: Aktueller Fall in Roßdorf (Hessen)steemCreated with Sketch.

in deutsch •  6 years ago 

Erst einmal gebe ich es zu, dass ich auf den Fall durch Facebook aufmerksam geworden bin …
… ich will jetzt hier aber nicht einfach den Artikel kopieren, sondern in eigenen Worten beschreiben um was es geht und dann zu einer (hoffentlich) spannenden Diskussion anregen.

In Roßdorf soll (auf Nachfrage habe ich von einem Mitglieder der Grünen erfahren auf einem Grundstück wo bisher ein 1-2 Familienhaus steht) ein 6-Parteien-Haus mit Tiefgarage entstehen.

Eine Interessengemeinschaft, die laut eigener Aussage die Unterstützung der Grünen hat (es war auch das oben benannte Mitglied der Grünen, der übrigens bei der vergangenen Landtagswahl als Ersatzkandidat für den örtlichen Wahlkreisbewerber der Grünen fungierte) kritisiert, dass das 6-Parteienhaus nicht in das Wohngebiet passe und will verhindern, dass dieses gebaut wird.

Man muss wissen, dass die Grünen sich vehement für einen Flächenverbrauch NULL einsetzen, d.h. es soll in Deutschland keine Fläche (zusätzlich) versiegelt werden.

Ich habe daher gefragt: "Hier geht es um ein 6-Parteien-Haus - wieviel Grundstücksfläche wird da versiegelt und wieviel Grundstücksfläche wird versiegelt wenn statt dessen 6 Einfamilienhäuser gebaut werden ? Schonmal darüber nachgedacht ?"

Eine befriedigende Antwort habe ich nicht bekommen, sondern nur die Aussage, dass Wohnen in der Gemeinde immer teurer wird.

Das Problem ist mir zwar bewusst, aber aus meiner Sicht wurde es von der Politik leider maßgeblich mit geschaffen.
Es gibt genügend Wohnraum.

In Hessen steht z.B. der halbe Vogelsberg leer und Deutschlandweit bekommt man in großen Teilen Sachsens und Brandenburg Einfamilienhäuser ab 20.000 Euro hinterhergeworfen, weil niemand dort hinziehen will.

Erstaunlicherweise sind aber fast alle Bundes- und Landesbehörden gerade in den Großstädten wo die Preise am stärksten steigen, anstatt sie dort hinzuziehen wo das Angebot größer als die Nachfrage ist. Letztlich wird trotz (deutschlandweit) genügend vorhandenen Wohnraums in den Ballungsgebieten immer mehr Grundfläche für neue Wohngebiete versiegelt.

Wie steht ihr zu dieser Entwicklung ?
Denkt ihr auch man sollte gegensteuern und z.B. Bundes- und Landesbehörde gerade dorthin umziehen bzw. neu ansiedeln (es werden ja auch immer wieder mal neue Behörden geschaffen) wo Wohnraum im Übermaß zur Verfügung steht um somit den Druck immer neue Wohngebiete in Ballungsräumen ausweisen zu müssen zu nehmen oder zumindest abzumildern ?

Auf eine offene, faire und interessante Diskussion - ich freue mich auf Eure Meinungen

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Das ansiedeln von Behörden in Regionen mit guten Wohnungsangeboten ist ein Weg, nichts anderes hat man mit Kasernen gemacht. Sie wurden in der Provinz errichtet, weil durch sie ein Rattenschwanz an Jobs kamen.

Eine andere Idee ist es, wie bei mir in der Nachbarschaft, nachzuverdichten. Man riss drei Vierstöckige Häuser ab und stellte an ihre Stelle vier Gebäude mit mehr Grünflächen dazwischen, jedoch wurden diese mit 5-10 Stockwerken errichtet und die Zahl der Wohnungen um 50% erhöht. Entweder wir betonieren immer mehr Fläche zu oder wir bauen in die Höhe, was anderes bleibt uns nicht übrig. Das Umsiedeln von Behörden bringt nicht viel, es gibt leider Gründe warum viele in Städte ziehen.

Also ich denke, dass der Hauptgrund ist, dass der Arbeitsplatz in der Stadt ist.
Man sieht es doch jeden Morgen und Nachmittag:
Morgens sind die Züge nach Frankfurt am Main gerammelt voll und die aus Frankfurt am Main gähnend leer und nachmittags ist es umgekehrt.
Ich kenne viele, die auf dem Land wohnen und nach Frankfurt am Main hereinpendeln, aber ich kennen keinen Einzigen, der in Frankfurt am Main wohnt und zum Arbeiten herauspendelt.
Ein Behördenumzug ist außerdem ein Schlagen von zwei Fliegen mit einer Klappe:

  1. Werden viele Mitarbeiter wohl in die Nähe des neuen Arbeitsplatz ziehen, insbesondere wenn die Wohnungen dort wesentlich günstiger sind.
  2. Steht durch den Umzug das Gebäude zur Verfügung und kann zu Wohnzwecken umgebaut werden.

Da hast du schon recht, Behörden aufs Flache Land zu bringen ist auf jeden Fall ein Schritt.
Leider bringt er aber nicht sehr viel, Beamte gehören in den meisten Städten zur oberen Mittelschicht und es würden kaum Wohnungen für kleine und mittlere Einkommen frei. Das sind auch jene, die vor allem aus Kostengründen in das Umland ziehen. Es gibt auch in den Städten mit kritischen Mietsituationen viele freie Wohnungen, da immer mehr Luxissanierungen stattfinden und primär für gehobene Einkommen gebaut, da man dort mehr verlangen kann, weswegen diese Bauherren auch bereit sind mehr für Grund zu bezahlen, weswegen andere keine bezahlbaren Wohnungen bauen können. Will man weitere Bodenversiedlung verhindern, sollte man die Häuser höher bauen und gleichzeitig versuchen Genossenschafts- und Sozialwohnungen nicht zu konzentrieren, sondern so zu verteilen, dass sie in direkten Kontakt mit höheren Schichten sind. So kann man Kriminalität senken, nur werden eben auch "gute" Wohngegenden etwas unsicherer, jedoch kaum im Vergleich zu den Zuständen in einem Ghetto.

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Es gibt noch ganz andere Gründe für die Wohnungsnot nur weiß ich nicht was man tun kann. Ich habe z.B. einen Arbeitskollegen, der sich nach der Scheidung eine eigene Wohnung in Frankfurt gemietet hat. Jetzt hat er wieder eine neue Freundin und ist zu ihr gezogen. Seine eigene Wohnung steht derweil leer und das schon seit Jahren. Aber ich kann ihn gut verstehen: Setzt er sich jetzt einen Mieter rein bekommt er den kaum mehr raus wenn er vielleicht doch bei seiner Freundin wieder ausziehen muss, da würde ich mir wohl auch die Rückkehrmöglichkeit offen halten.