Betriebsaufseher

in deutsch •  4 years ago 

Beamter im einfachen Dienst.


Hinten rechts die weiße Hütte war unser Arbeitsplatz.

Hallo aus Uruguay,

mit einer Urkunde verbrieft, war ich als Betriebsaufseher zum Beamten auf Probe ernannt. Die Urkunde enthielt einen Bundesadler und diverse Unterschriften. Die Überreichung erfolgte persönlich und eigentlich war man stolz auf das Erreichte.

Nach der Entlassung aus der Bundeswehr ging es dann wieder bei der Bundesbahn weiter. Ich bekam eine neue Aufgabe und wurde nach Bischofsheim versetzt. Dort durfte ich als Zugabfertiger, im 3 Schicht Betrieb, Güterzüge abfertigen. Das hieß, ich musste jeden Waggon aufschreiben, sein Geeicht notieren, schauen, dass die Waggons sauber mit einander verkuppelt waren und die Schläuche der Luftdruckbremsen sauber angeschlossen waren. Zusätzlich was ich für die Bremsprüfung verantwortlich und der Lokführer vertraute meinen Gewichtsdaten für seine Fahrt.


So ähnlich sah auch meine Urkunde aus. Nur auf die Lebenszeit habe ich nicht geschafft.

Ein vertrauensvoller Job würde ich sagen.

Ich war viel draußen, auch bei Regen oder Schnee, Züge können sehr lang sein und das Laufen an diesen entlang ist kein Spaziergang durch den Wald. Aber ok, das war mein Job.

Abends, sofern ich keine Spätschicht hatte, ging es dann in die Kneipen. Mann war ja noch jung und wollte natürlich was erleben. Jaja es war noch die Zeit wo man fast jede Frau angebaggert hat. Sex war und ist immer noch etwas sehr Schönes, nur damals kannte man noch nicht so viel und ehrlich ich wollte alles ausprobieren.

So hatte ich natürlich meine Stammkneipen.

Peters Pinte in der Meenzer Zanggass und unten drunter im Keller durch einen Eingang in der Hof Zufahrt gab es noch ein kleines verschwiegenes Kellerlokal, an dessen Namen ich mich leider nicht mehr erinnere. Der Wirt war der Dieter, das weiß ich noch und er hatte einen herrlichen Schäferhund mit dem ich ab und an Gassi ging. Dies Kellerlokal wurde zu einem weitern zu Hause für mich.


Die Zanggass von Meenz da kannte ich jedes Lokal und jede Bar.

Eines Abends kam ich da rein und da saß sie meine erste größere Dummheit, wie sich Jahre später herausstellte.

Dunkle lange Haare und blaue Augen. Super Figur in klasse Klamotten, nicht zu aufgetakelt und eigentlich ein etwas unnahbarer Gesichtsausdruck. Etwas älter als ich, 7,5 Jahre und sie hatte schon zwei Kinder. Ein lohnenswertes Ziel für einen Jüngling wie ich es damals war.

Nun ja man kam ins Gespräch und mit den Tagen sich näher. Ein paar Abende später durfte ich sie dann nach Hause fahren. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch meinen Audi 60 Variant der nach meinem schrecklichen Unfall wieder repariert war. Wir fuhren nicht auf dem direkten Weg zu ihr nach Hause. Nein unter einer Autobahnbrücke suchten wir uns ein verschwiegenes, so dachten wir, Plätzchen um dann zusammen die Rückbank auszuprobieren.

Nun ja die Scheiben des Wagens waren von innen beschlagen und so sahen wir nicht was da ankam. Der Trachtenverein Grün Weiß erschien und machte ausgerechnet bei uns eine Fahrzeug und Personen Kontrolle.

Zeit zum anziehen blieb nicht, ein offener Spalt im Fenster musste reichen um die nötigen Papiere rauszureichen. Diese Spielverderber.

Die Herren, damals gab es dort noch keine Damen, verabscheuten sich mit den Worten: "Habt ihr kein Bett zu Hause."

Dies war dann das Stichwort um zu mir nach Hause zu fahren damit wir dann dort weiter machen konnten. Aber auch das war dann noch sehr lustig, denn als Beamter verdiente man nicht viel, dementsprechend war meine Mansarden Bude natürlich nur mit gebrauchten Möbeln eingerichtet und mein Bett hielt die heftige Stöße nicht aus und krachte unter uns Beiden zusammen was uns herzlich lachen ließ.

Sie wurde dann meine erste Frau und ich somit Papa von zwei schon etwas größeren Kindern, denen wir dann noch eine Schwester schenken.

Beamter im einfachen Dienst, das hieß damals 1979 nur 1250,--DM monatlich. Für eine 5 Köpfige Familie zum sterben zuviel und zum leben zu wenig.

Also suchte ich mir noch einen Nebenjob um in meiner Freizeit noch etwas Geld dazu zu verdienen. Den fand ich bei der Autovermietung Interrent, der heutigen Europcar wo ich Mietfahrzeuge von einer Filiale in die Andere bringen durfte und auch reinigen ließ. Hat Spaß gemacht, denn bei der Gelegenheit durfte ich die verschiedensten Wagen fahren. Die Krönung waren natürlich die von denen ein armer Schlucker, wie ich damals einer war, nur träumen konnte. Mercedes 280 SE und was es sonst noch so gab in dieser Klasse. Auch Klein LKW -7,5 Tonnen gehörten dazu.

Dann bekamen wir die Gelegenheit das Elternhaus von Ihren Eltern zu erwerben. Bankschulden wurden aufgenommen, meine Mutter gab die Hälfte dazu und wir zogen in dieses Häuschen in Bretzenheim.

Es Geld reichte immer noch vorne und hinten nicht und ein neuer Job musste her.


Diese Gleisanlage von Frankfurt HBF sollte mein Arbeitsplatz werden.
Nein Danke!
Zu groß und zu gefährlich für einen Träumer wie mich.

Wozu bitte habe ich den Führerschein Klasse 2 beim Bund gemacht? Also konnte ich doch als LKW Fahrer arbeiten. Gesagt getan. Bei der Bahn wollte man mich wieder versetzen und ich sollte als Rangierleiter nach Frankfurt HBF gehen. Das hieße jeden Tag mit dem Zug von Mainz nach Frankfurt und wieder zurück. Dann noch eine Tätigkeit auf einem der größten Kopfbahnhöfen Deutschlands. Nicht ganz ungefährlich, weil man da zwischen den Gleisen rum laufen muss.


Bei denen machte ich meine ersten Erfahrungen als LKW Fahrer.

Nein dazu hatte ich keinen Bock und ich war neugierig auf das LKW Fahren. Ich fand einen Job in einer noch heute existierenden Spedition in Mainz - Hechtsheim. Es war der Hensel. Er war mutig genug mich Greenhorn, was den Fernverkehr anging, einzustellen. Natürlich machte ich meine ersten Fernfahrten nicht alleine sondern als Beifahrer zur Entlastung des Kollegen und damit wir schneller und länger fahren konnten, weil wir uns gegenseitig ablösten.

Um die Bahn und den Beamten war ich nicht traurig, da es keine Aufstiegsmöglichkeiten gab zu dieser Zeit, der Job als LKW Fahrer aber war dann auch schon wieder der Beginn des Endes meiner ersten Ehe.

Doch davon erzähle ich dann im nächsten Artikel.

Liebe Grüße aus Uruguay

Peter

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Spannende Geschichte.
Warum konntest Du nicht in Mainz bleiben - wurde dort Personal abgebaut ?

Weil zu der Zeit keine Planstellen frei waren.

Liebe Grüße
Peter

Ging es um eine Beförderung ?

Nein um eine Wiedereingliederung nach der Bundeswehr.

Und da ich nicht der Einfachste war und bin....

Ich habe Zuvieldienst gemacht, aber ich fand es eine Sauerei, dass ich von meiner Arbeit weg musste bei (damals) mehr als 4 Millionen Arbeitslosen.
Glücklicherweise kam ich wieder dorthin wo ich vorher war, allerdings war ich dann weiterhin U+K, weil diejenigen die während meinem Zuvieldienst neu kamen dann sozusagen vor mir waren.

Für mich waren das auch 15 verlorene Monate. Bis auf den Führerschein den ich gemacht habe.
Wer weiß ob ch jemals LKW Fahrer geworden wäre ohne diese Bundeswehr.

Ja das sind so Zufälle.
Hast Du die Arbeit als LKW-Fahrer geschätzt ?
Bist Du dann durch ganz Europa gefahren oder nur regional ?

Du wirst es lesen :)

Habe gerade einen weitere Teil veröffentlicht.

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Ich nenne dich Greenhorn!
Du hast da echt eine wunderbare Lebens-geschichte von dir geschrieben.
Freue mich auf mehr...

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