Meine Fettnäpfchen beim Bund.

in deutsch •  4 years ago 

Ich habe keines ausgelassen.


Hallo aus Uruguay,

mein Dickkopf hat mir schon viele Scherereien im Leben gebracht, dennoch geh ich meinen Weg und wenn ich einmal Hüh sage gibt es kein Hott mehr, selbst wenn mir das eventuell zum Nachteil gereicht.

Wenn ich also etwas nicht will, dann will ich nicht und wenn ich was will, dann am liebsten gestern schon.

Daran hat sich bis heute nichts geändert, ich bin lediglich etwas ruhiger geworden.

In einer Welt in der Mann nichts zum Sagen hat und auf die Befehle Anderer hören muss, passt das nicht unbedingt. Ergo eckte ich, wo immer ich nur konnte, an.

Selbst auf dem Übungsplatz verweigerte ich den Befehl und schmiss meine Knarre in die Ecke weil es mir dort zu kalt wurde. Es war minus 8 Grad und wir mussten durch die Nässe robben, die Klamotten waren feucht und wenn wir dann mal Pause machten gab es Tee und Margarine Brote. Die Margarine aus der Tube war natürlich gefroren und der Tee kalt bis wir an den Platz kamen wo wir essen durften.

Irgendwann reichte es mir und ich legte es darauf an in den Bunker zu kommen, denn da wäre es wenigsten warm gewesen.

Nein bis auf eine Ermahnung blieb es ohne Folgen.

Ein anderes Mal verstieß ich gegen einen Befehl und wurde prompt von meinem "Freund" dem Feldwebel erwischt.

Zur Strafe sollte ich einen Aufsatz über Befehl und gehorsam schreiben.

Das tat ich dann auch!

Darin enthalten: "Wenn der Befehls Gebende seine Befehle nach Sympathie und Antisympathie erteilt, dann zeugt das von einer gewissen geistigen Schwäche des Befehls Gebenden welcher seine Position ausnutz.. usw."

Nein nein ich habe keinen Namen genannt.

Dann hatte ich mal wieder Wache am Knochenende. Montags Morgens, ich war gerade in der Kantine und hatte mir mein Frühstück geholt, kam der Schreibstubenlaufbursche zu mir mit der Order ich solle sofort beim Feldwebel erscheinen. Also alles stehen und liegen lassen usw.


Stramm stehen... und dann Einen fahren lassen!

Na ja ich wußte schon was auf mich zukam. Also ging ich grinsend in die Stube zum Feldwebel. Machte Männchen, stand also stramm und grüßte, in der linken Hand hatte ich den Kakau gehalten und in der rechten meine Brötchen welche ich zum Gruß mit an den Kopf führte.
Sorry muss gerade nochmals lachen.

Ja und dann kam die Frage, oh ja ich war schon Gefreiter damals: "Gefreiter Junge, wen meinen sie denn damit in ihrem Aufsatz?" Oh ich konnte mir ein grinsen nicht verkneifen. Erwiderte aber vollkommen trocken: "Herr Feldwebel, der welcher gemeint ist wird sich schon angesprochen fühlen."
Seine Antwort: "Ja da meinen sie ja wohl mich!"
Darauf ich dann wieder, wir waren ja unter 4 Augen: "Herr Feldwebel wenn sie das so sehen, dann könnte das so sein."

Er wurde sichtbar weiß im Gesicht, dann wechselte die Farbe ins rötliche und ich sah Rauchschwaden aus seinem Kopf qualmen. Er explodierte mit nur einem Wort: "RAUS!"

Ich ein: "Zu Befehl", habe mich umgedreht und schleunigst seine Bude verlassen.

Am nächsten Morgen ging ich dann auf die Krankenstation und erzählte die Story dem Stabsarzt, der grinste sich Einen und sagte: "Du bleibt jetzt erst einmal hier auf der Station und dann bist Du für den Rest Deiner Zeit hier Innendienst krank". Das hieß ich durfte in der Baracke bleiben und zu keinem Außendienst mehr herangezogen werden. Das war natürlich etwas was dem Herr Feldwebel, mit den roten Haaren und kurzen krummen Beinen, ganz gehörig gegen den Strich ging. Er konnte aber nichts gegen diese Entscheidung machen und ging mir fortan aus dem Weg.


Im Trainingsanzug vor der Krankenstation.

Ich denke es waren noch ca. 6 Wochen welche ich auszuharren hatte. Eine davon blieb ich auf der Krankenstation und die restliche Zeit kloppte ich in der Waffenkammer tot. Da hatte ich wenigstens meine Ruhe.

Ich durfte auch an den Knochenenden nach Hause fahren.

Wobei mir dann doch am letzten Sonntag beim Bund ein Malheur passierte auf das ich sehr gerne verzichtet hätte. Aber nein auch dieses musste ich erleben und mitnehmen, ich ließ nichts aus. So leid mir das immer noch tut. Es ist passiert, aber ich kann und werde es niemals vergessen.
Allerdings prägte es mich für mein ganzes Leben.

Wo ich vorher noch recht ungestüm mit Allem umging wurde ich nach diesem Erlebnis ruhiger.

Ein Beispiel noch für mein Ungestümes.

Ich hatte Mittwoch Führerscheinprüfung und bin den Montag davor schon mit dem Auto meines Vaters in der Kaserne gewesen. das heißt, ich fuhr ca. 200 km ohne Führerschein hin und am Freitag mit Führerschein wieder zurück nach Hause.

Der besagte Feldwebel bekam am Mittwoch als ich den Führerschein schon bestanden hatte, mit, dass ich schon mit dem Auto da war. Sein Aussage: "Wenn ich das einen Tag früher erfahren hätte, hätten sie keinen Führerschein mehr gemacht."

Zum Glück hatte ich ja bestanden. Also ließ er Gnade vor Recht walten.

Ja na klar war das nicht richtig. Aber Mensch, wir waren alle mal jung und als junger Mann macht man halt so seine Dummheiten.

Dummheiten wie an Karneval noch während meiner Grundausbildung, ja damals feierte ich noch, was heißt feiern? Gesoffen wurde. Da hat man in Meenz als junger Mann und Soldat eben eine Reintour gemacht. Ich meine jetzt nicht den Rhein, sondern mal hier rein und dann da rein und dort rein. Kneipenwechsel am Rosenmontag und immer ein Bierchen und vielleicht noch ein Körnchen dazu. Fasching in Meenz und nüchtern nee nee, das passte nicht.

Es kam aber wie es kommen musste irgendwie weiß ich noch, das ich mich Höhe Hauptbahnhof befand und dann aber riss der Film. Aufgewacht bin ich in einem Kotzlazarett, war es vom roten Kreuz oder vom Malteser Hilfsdienst, ich weiß es nimmer, ist ja auch egal. Auf alle Fälle fehlen mir auch heute noch ca. 6 Stunden des damaligen Rosenmontags.


So könnte es gewesen sein mit mir...

Dass ich dadurch den Zug zur Truppe verpasste und mich auf einen Anschiss gefasst machen durfte sollte jedem klar sein, denn ich kam glatt 2 Tage zu spät in die Kaserne. Und mal ganz ehrlich, irgendwie ging es mir am Selbigen vorbei.

Tja, das waren die highligtes meiner Fettnäpfchen. Ich möchte nicht wissen wie meine Beurteilungen aussahen. Zur Reserve hat man mich jedenfalls niemals geholt und das Kapitel Bundeswehr war für mich nach meinem Ausscheiden dort weitgehend abgeschlossen. Nun, einmal wurde ich noch eingekleidet und bekam einen Seesack voll mit Klamotten. Den stellte ich so wie ich ihn bekam in den Keller und vergaß ihn bis ich diesen wieder abgeben sollte. Dazu fuhr ich Jahre später zur Abgabestelle und stellte ihn mit den folgenden Worten auf den Tisch: "Hier habt Ihr Euren Dreck wieder, macht damit was ihr wollt." Dann drehte ich mich herum und verließ diesen Laden. Ich bekam noch eine Rechnung für Fehlendes. Ob ich die bezahlt habe weiß ich nicht mehr.

Auf alle Fälle war damit die Bundeswehr für mich für immer abgeschlossen.

Übrigens, ich war ja immer noch Beamter als ich beim Bund war und ging dann nach der Entlassung wieder zur Bundesbahn zurück. Dort bekam ich eine neue Stelle bei der ich dann wieder an mein Gelerntes anknüpfen konnte.

Da ich noch jung war, gerade mal 21 hatte ich natürlich noch sehr viele Flausen im Kopf, welche nicht gerade förderlich für einen Beamten waren. Meist drehte es sich um "Weiber" und den Suff und ich kam besonders zur Frühschicht des öfteren mal zu spät. Das mir das nicht zum Vorteil gereichte muss ich, denke ich, nicht erwähnen.

Doch davon dann im nächsten Artikel.

Liebe Grüße aus Uruguay

Peter



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Sei froh, das Du nicht bei den Briten in der Armee warst. Dort gab (und gibt) es allerdings keine Wehrpflichtigen, so waren die die dort waren eigentlich selbst Schuld.
Denn Typen, die irgendeinen Scheiß gebaut hatten, wurden dort ganz anders diszipliniert. Das ging bis in die späten 80er bis zur körperlichen Mißhandlung. Geschlagen wurde dabei niemand, dafür gab es andere Methoden. Beliebt war zB. den Delinquenten mit 2 Eimern Sand durch die Gegend zu scheuchen bis er kotzte. Gelegentlich ging dabei auch mal jemand drauf. Hinzu kamen bis zu 21 Tage Knast in der Kaserne und Soldabzüge (da die Berufssoldaten waren, gab es ja tatsächlich was zum abziehen, anders als beim Bund). Und die ganz Verstockten kamen vors Kriegsgericht und dann in ein Militärgefängnis wie Colchester, davor hatten alle richtig Schiß.
In den 90ern gab es dann allerhand Reformen, auch weil es einige Skandale gab um Tote usw., was einen riesen Krach in der Presse verursachte. Seither wird mehr mit Geldstrafen gearbeitet, sofern es nicht um richtige Straftaten geht. Und das wirkte auch, denn die waren gesalzen. Ich weiß noch wie einige Trottel an Weihnachten ein paar Mädchen in der Wachstube hatten, mit Drinks und allem. Einer von denen wollte dann mit seiner Knarre angeben und hat dabei seinem Kamerad in den Arm geschossen. Au warte, da war was los, ich sags Dir.
Es gab aber auch richtige Gauner. Einen Offizier (Hauptmann oder O-Leutnant oder so was) haben sie erwischt, wie er im großen Stil Autos verschoben hat. Die Briten in Deutschland durften nämlich Steuerfrei (MwSt) einkaufen. Auch Autos, und bei einem Mercedes für 75000€ macht das schon was aus. Aber jeder durfte nur 1 Auto pro Jahr kaufen und erst nach 1 Jahr wieder verkaufen ohne die MwSt nachzahlen zu müssen.
Nun hatten aber viele junge Soldaten kein Geld für sowas. Also hat der Offizier denen Geld für den Kauf gegeben und sie am Gewinn beteiligt. Die kauften die Karren dann auf ihren Namen, der Offizier hatte einen Haufen Garagen gemietet wo die 1 Jahr standen, und dann wurden die in England mit reichlich Profit verkauft.
Langer Rede kurzer Sinn... dem haben sie einen richtigen Einlauf verpaßt. Steuernachzahlung für zig Autos, Geldstrafe, sofort unehrenhaft entlassen - und das bedeutet auch keinen Pensionsanspruch mehr. Normal gehen die mit 55 in Pension und haben ausgesorgt.
So kanns gehen wenn man zu gierig ist...

Was ja nicht mehr als Recht und billig ist oder?

Ich war ja nicht kriminell nur aufsässig :)

Bin ich heute auch noch!

Danke für den interessanten Stoff.

Liebe Grüße aus Uruguay
Peter

Ja, könnte man sagen. Billig war da aber eher wenig. Ich erinnere mich an einen Typ, der hat bei einem Manöver sein Gewehr verloren. Vergessen, verlegt, was weis ich. Jedenfalls wars weg. Dafür haben sie ihm 2500 Pfund abgezogen, plus eine Geldstrafe. Und das für so eine Mistkrücke von L85A1

das eigentlich keiner haben wollte.
Für solche Sachen wie Du sie gemacht hast, hätten sie Dir bestimmt 500 Pfund abgenommen oder sowas in der Art.
Ich vermute aber, Du hast in gesamten Zeit beim Bund keine 500 Pfund bekommen, also ging das garnicht... :)

Unser Wehrsold lag so bei 100,--€ im Monat.
War nicht viel.

Dann gabs noch ein Entlassungsgeld. Frag mich nicht wie viel das war.

Reich konnte man davon nicht werden.

Liebe Grüße
Peter

Euro gabs ja damals noch nicht, da hatten wir noch richtiges Geld. 1974 gab es für einen Soldat 120,-DM/Monat, für einen Gefreiten 150,- Für besondere Qualifikationen gabs noch Zulagen.
Allerdings war damals das Britische Pfund noch um die 6,-DM wert.

Ja es war nicht viel was es damals gab.

Aber man bekam ja alles kostenlos was zum wirklichen Leben benötigt wurde.

Liebe Grüße
Peter

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