Denksportaufgaben aus 5 Jahrtausenden

Ein guter alter Freund ist unerwartet gestorben und ich habe eine Menge Bücher aus seinem Nachlaß geerbt. Leider kein Platz, alle unterzubringen, was gäbe ich nicht für eine große Bibliothek hinter schwarzen, dicken Samtvorhängen, einem bequemen Ohrensessel mit Fußhocker, einer gut erreichbaren kleinen Bar daneben und einer schönen alten Stehlampe .. 

So werden wohl etliche dieser Bücher weiterwandern müssen. Wer liest heutzutage noch? Dabei ist es die einzige Art, wie unser Gehirn neue Verbindungen aufbaut. Lesen auf dem Screen, auch auf Tablets oder e-Books nützt da gar nichts, es müssen Bücher oder zumindest großformatige Zeitungen sein - tatsächlich ist das Anwachsen der Intelligenz untrennbar mit der Alphabetisierung verbunden ... 

Ein altes Büchlein oder fast ein Heftchen ist besonders bemerkenswert: Denksportaufgaben aus fünf Jahrtausenden - Rätsel an denen Homer scheiterte oder der Lehrer von Karl dem Großen seinen Schülern aufgegeben hat. Manchmal muß man sich in die Lebensumstände der damaligen Zeit hineindenken, manchmal sind die gestellten Aufgaben zeitlos und es scheitern heute noch massenhaft Schüler daran .. 

Zu gewinnen gibt es bei mir leider nichts, ich habe ja selbst nix. 200 Kriminalromane könnte ich stiften, bei denen ich schon weiß, wer der Mörder ist ;-) Aber vielleicht macht es ja auch so Spaß ! 

Die Antworten stelle ich dann in ein paar Tagen rein - bis dahin grübelt mal schön : 

1. Ein Problem, das Homer nicht lösen konnte:

Homer, dem Dichter der Ilias und der Odyssee, sollen vom Fang heimkehrende übermütige Fischerjungen folgendes Rätsel aufgegeben haben: Was wir fingen, warfen wir fort, was wir nicht fingen, tragen wir heimwärts.

Homer soll es jedoch trotz schärfsten Nachdenkens nicht gelungen sein, hinter das Geheimnis zu kommen. 

2. Aus dem alten Indien der Brahmanen stammt das berühmte Käfigproblem, das mancher mit Humor begabte Mathematiklehrer damals wie heute zur Aufgabe gibt: 

In einem Käfig sind Kaninchen und Hühner eingesperrt. Die Tiere haben zusammen 35 Köpfe und 94 Füße. Wieviele Kaninchen und wieviele Hühner sind in dem Käfig ? 

3. Auch aus Indien, aber schon aus etwas neuerer Zeit, so von vor 500 Jahren, stammt das Rätsel der Lotosblumen: 

Aus einer Menge reiner Lotosblumen wurde Shiva der dritte, Vishnu der fünfte, der Sonne der sechste Teil als Opfer dargebracht. Den vierten Teil erhielt Bhavani und die übrigen 6 Blumen wurden dem ehrwürdigen Lehrer gegeben. Wieviele Lotosblumen waren es ? 

4. Nochmal Seerosen, diesmal heimische: 

In einem Teich wachsen zwei Seerosen. Sie haben die Eigenart, ihre Größe jeweils im Verlauf eines Tages zu verdoppeln. Nach zehn Tagen bedecken sie genau die Hälfte des Teiches. Wieviele Tage brauchen sie noch, um die gesamte Oberfläche des Teiches auszufüllen ? 

5. Doppelte Bedeutung: 

Der berühmte Philosoph Friedrich Schleiermacher hat der Nachwelt eine der schönsten Denksportaufgaben hinterlassen: 

Wir sinds gewiß in vielen Dingen

im Tode aber sind wirs nicht 

Die sinds, die wir zu Grabe bringen

und grade diese sind es nicht 

Und weil wir leben

sind wirs eben

an Geist und Angesicht 

und weil wir leben 

sind wirs eben

zur Zeit auch nicht 

6. Gewissensfrage für Männer: 

Kann denn überhaupt eine Frau jemals die Schwiegermutter ihrer eigenen Tochter werden ? 

7. Nochmal die leidige weibliche Verwandtschaft. 

Auf einer Bank sitzen zwei Frauen, jede mit einem kleinen Jungen im Arm. Sind das Ihre Kinder? fragt eine Vorübergehender. Ja, erhält er zur Antwort, die Knaben sind unsere Söhne, Söhne unserer Söhne, Brüder unserer Gatten und doch aus gesetzlicher Ehe. 

Wie geht das ? 

8. Angeblich eine echte überlieferte Geschichte: Der Schiedsspruch der Königin von Saba: 

Die Königin von Saba soll eine äußerst kluge Frau gewesen sein. Eines Tages wurde ihr in ihrem Reich folgender Rechtsstreit vorgetragen: 

Zwei Bauern lagen sich wegen eines kleinen Landstreifens in den Haaren. von dem jeder ein Stück für sich beanspruchte. Nun sollte die Grenzlinie so gezogen werden, daß keiner übervorteilt würde. Die Königin von Saba dachte etwas nach und schlichtete dann mit leichter Hand den Streit, ohne den Acker je gesehen zu haben. Wie lautete ihr Schiedsspruch ? 

9. Die Teilung der Weinfässer

Ein Vater bestimmte in seinem Testament: In meinem Keller befinden sich 15 Weinfässer, 5 davon sind voll, 5 halbvoll, 5 leer. Meine drei Söhne sollen sich darein teilen und zwar soll jeder gleich viel Wein und gleich viele Fässer haben. Natürlich darf der Wein nicht umgegossen werden, weil er sonst leiden würde. Wir war zu teilen ? 

10. Deutscher Evergreen : 

In Köln fährt morgens um 8 Uhr ein Schnellzug ab in Richtung Hamburg. In Hamburg ist bereits um 7 Uhr ein Personenzug in Richtung Köln abgefahren. Der Schnellzug fährt mit einer Geschwindigkeit von 90 km in der Stunde, der Personenzug mit einer Geschwindigkeit von 60 km in der Stunde. Welcher Zug ist im Augenblick der Begegnung näher bei Köln ? 

11. Probleme mit Grenzen und Währungen aus einer anderen Zeit in einem anderen Kontinent : 

In Kolumbien, wo früher ebenso wie im Nachbarstaat Venezuela die Dollarwährung galt, wurde eines Tages verfügt, daß der venezuelische Dollar bis auf weiteres nur noch mit 90 Cents zu bewerten sei. Daraufhin verfügte die Regierung von Venezuela hinsichtlich des kolumbischen Dollars die gleiche Abwertung. Recht verstanden, im eigenen Land galt also der eigene Dollar 100, im Nachbarland aber nur 90 Cents. 

Damals kostete ein Glas Whisky in beiden Staaten jeweils 10 Cents. Mister Kox aus Kolumbien, der gern Whisky trank, ging nun am Tag der Währungsveränderung - er wohnte unmittelbar an der Grenze - mit einem venezuelischen Dollar in der Tasche nach Venezuela hinüber, trank in einer Kneipe einen Whisky und bezahlte ihm mit dem venezuelischen Dollar worauf er sich einen kolumbischen Dollar (gleich 90 Cents) herausgeben ließ. Mit diesem kolumbischen Dollar ging er wieder über die Grenze, trank in einer kolumbischen Kneipe einen Whisky und bezahlte mit dem kolumbischen Dollar, worauf er sich einen venezuelischen Dollar herausgeben ließ. Und so wechselte er den ganzen lieben langen Tag herüber und hinüber. Am Abend war er kanonenvoll, aber immer noch hatte er einen Dollar in der Tasche. Und so wie Mister Kox machten es bald auch die anderen Männer an der Grenze. Die Wirte bekamen ihr Geld. Die Zecher behielten ihr Geld. Nur der Whisky ging den Weg alles Irdischen. Wer bezahlte ihn eigentlich ?? 

12. Aus der Zeit, als noch Drachen unter den Menschen lebten:  Der überlistete Drache

Ein Garten mit herrlichen Früchten wird von einem Drachen bewacht, der jedem den Eintritt verwehrt und dem, der sich etwa hinterrücks einschleichen wollte, beim Kragen zu packen pflegt. Eines Tages erwischt er einen Mann, der es auf die schönen Früchte abgesehen hat. Du bist des Todes, sagt der Drache. Aber ich will Gnade walten lassen und es von deiner Klugheit abhängig machen, auch welche Art du stirbst. Sprich eine Behauptung aus: Ist sie richtig, so wirst du erhängt, ist sie falsch, wirst du erdrosselt werden.

Der Mann denkt eine Weile nach und tatsächlich gelingt es seiner scharfsinnigen Überlegung, zu erreichen, daß ihn der Drache weder erhängen noch erdrosseln kann. 

Was hat der Mann geantwortet ?? 

13. Alkuin, der Lehrer Karls des Großen, liebte es, im Unterricht das Interesse durch scherzhafte Rätsel zu beleben. Von ihm stammt die folgende Denksportaufgabe: 

Ein Mann hatte die sonderbare Aufgabe, einen Wolf, eine Ziege und einen Krautkopf zur Stadt zu bringen. Solange er immer dabei sein konnte, ging alles gut. Nun mußte er aber auf dem Weg zur Stadt in einem Nachen über den Fluß und leider war der Kahn so klein, daß er die drei nur einzeln übersetzen konnte. Wir war das nun zu machen ? 

Der Mann überlegte hin und her: Wenn ich zuerst den Wolf mitnehme, frißt mir die Ziege inzwischen den Krautkopf. Nehme ich aber als erstes die Ziege mit und bringe den Wolf nach, so frißt mit bestimmt der Wolf die Ziege, während ich den Krautkopf hole. Setze ich aber den Krautkopf zuerst über, dann frißt .... ach es war zum Verrücktwerden. Aber nach einer halben Stunde hatte der Mann sein Trio doch ohne Schaden am anderen Ufer und konnte seinen Marsch fortsetzen. Wie hat er das gemacht ? 

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