Was du von Piloten lernen kannst - Zeitmanagement

in deutsch •  7 years ago  (edited)

Solltest du zur arbeitenden Bevölkerung gehören, ein ähnlich zeitaufwändiges Hobby wie das Gleitschirmfliegen haben und auch noch Freunde besitzen, dann warst du sicher auch schon in Zeitnot. Irgendwie wäre es schön, alles unter einen Hut zu bekommen und gleichzeitig noch genügend Zeit für sich selbst zu haben.

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2014 nahm ich an den X-Pyr teilnehmen. Einem Wettbewerb, bei dem die Teilnehmer zu Fuss und mit dem Gleitschirm von der spanischen Atlantikküste bis ans Mittelmeer fliegen bzw. laufen. Der Wettbewerb an sich brauchte natürlich neben einer Planung, vor allem Zeit. Und zwar nicht nur während des Bewerbs sondern natürlich auch in der Vorbereitung. Dabei galt es meine Arbeit, mein Studium und ein zeitintensives Lauf- und Flugtraining in den Alltag zu integrieren. Das ging natürlich nur mit einem guten Zeitplan. Als Gleitschirmpilot kommt noch erschwerend hinzu, dass das Flugtraining nicht fix geplant werden kann. Fliegen geht nur, wenn das Wetter passt. Also musste ich mir irgendwie die Zeit flexibel gestalten, so dass ich bei Bedarf auch zum Fliegen gehen konnte.

So kann ein gutes Zeitmanagement aussehen:

Inventur

Als erstes ist es wichtig zu erkennen in welchen Bereichen des Lebens welche Zeit benötigt wird. Also schrieb ich einfach mal alles auf:

• drei Mal die Woche 2 Stunden für ein Ausdauertraining

• 4 Stunden täglich für das Studium

• 5 Stunden täglich für meine selbständige Arbeit

• 10 Stunden wöchentlich für Haushalt

• 5 Stunden wöchentlich für Freunde

• usw.

Ob nun die erste Einschätzung stimmt, kann nur mit Hilfe einer schriftlichen Bestandsaufnahme erfolgen. Wie bei einer Inventur sollten nun in einem Kalender oder auf einem Blatt eine Woche genau „Buch geführt“ werden, was wird wie lange gemacht. Erst dann ist klar wie viel Zeit wofür verwendet wird.

Zeitfresser identifizieren

Nach der Inventur, gilt es diese genau zu überprüfen. Gibt es eventuell Aktivitäten, die gar nicht so wichtig sind oder die nur getan werden, um einer lästigen Aufgabe aus dem Weg zu gehen? Vielleicht gibt es aber auch Tätigkeiten, für die in Zukunft gerne mehr Zeit investiert werden soll. Dann muss natürlich irgendwo anders Zeit eingespart werden. Denn am Ende haben wir alle nur 24 Stunden am Tag zur Verfügung, das ist fix. Überlege, ob es eventuell Tätigkeiten gibt, auf die gut und gerne verzichtet werden kann? Setzte dir Prioritäten und streiche Aktivitäten die unwichtig sind. Dies kann vielleicht Unbehagen auslösen. Da du dich vielleicht an die ein oder andere unwichtige Aktion schon gewöhnt hast, aber als Gegenleistung für deinen Verzicht erhältst du mehr Zeit für die Wichtigen Dinge deines Lebens.

Zeitplan erstellen

Nachdem der Überblick verschafft wurde, geht es im nächsten Schritt an die Planung. Mit einem guten Zeitplan alleine schaffst Du dir schon Freiräume. Denn wer plant, weiß was als nächstes ansteht und muss sich darüber schon mal keinen Kopf machen. Wer ein Projekt plant, so wie ich meine X-Pyrenäen der sollte bei der Planung vom Enddatum anfangen. Also bei mir in der Vorbereitung beginne ich am Starttermin des Wettbewerbes und rechne zurück was ich wann, erledigt haben muss. Und danach orientiert sich nun auch der Monats-, Wochen-, Tagesplan. Jedem Tag werden bestimmte Aufgaben zugewiesen. Dabei können auch verschiedenste Ziele oder bestimmte Informationen die für die Tätigkeit wichtig sein könnten notiert werden.

Tipp: Gleichartige Tätigkeiten sollten zusammen erledigt werden. Wenn du einmal in einer Tätigkeit drin bist, fällt es leichter noch eine zweite oder dritte Aufgabe des gleichen Typs auszuführen. Das spart am Ende Zeit!

Pausen berücksichtigen

Niemand kann ohne Pause arbeiten, studieren oder trainieren. Daher sind Erholungsphasen wichtig. Für mich ist das Ausdauertraining eine Pause zwischen Arbeit und Studium. Allerdings sollten auch wirkliche Regenerationsphasen eingebaut werden. Sogenannte Erholungsschleußen helfen mal abzuschalten und neue Energie zu tanken. Erholungsschleußen können alles mögliche sein, angefangen von einer Tasse Tee, einem Spaziergang, ein Gespräch mit dem Partner, ein Saunabesuch oder einfach ein kurzes Nickerchen. Wichtig bei Erholungsschleußen ist, allerdings, dass der Leistungsgedanke außen vor ist. Einzig und allein die Erholung steht hier im Mittelpunkt. Also mit anderen Worten, mein Ausdauertraining ist zwar eine Abwechslung zum Sitzen in Arbeit und Studium aber keine wirkliche Erholungsschleuße. Deshalb plante ich noch zusätzliche Pausen mit ein.

Zeitreserven einplanen

Nicht immer läuft alles glatt. Damit in solchen Situation nicht gleich der Stress oder die Panik ausbricht, ist es ratsam Zeitreserven mit einzuplanen. Im Schnitt werden 15% als Zeitreserve empfohlen. Dieser Puffer hilft Ruhe zu bewahren.

Im übrigen planen Piloten nicht nur bei solch einem Projekt wie den X-Pyrenäen die Zeit. Auch bei einem Streckenflug werden die Zeiten geschätzt, wann wo welcher Wendepunkt genommen werden muss, um am Ende das geplante Ziel erreichen zu können. Hier spielt nämlich ganz entscheidend der Stand der Sonne eine Rolle. Idealerweise fliegt ein Gleitschirmpilot immer an sonnenbeschienenen Hängen. Also morgens an Ost, mittags an Süd und nachmittags an Westhängen, um die dabei entstehenden Aufwinde ideal nutzen zu können.

Trotz aller Planung ist es natürlich wichtig flexibel zu sein, um auf ggf. Unerwartetes reagieren zu können. Eine Planung ist lediglich ein Hilfsmittel, welches dir hilft deine Zeit sinnvoll zu nutzen und nichts Wichtiges zu vergessen! Sollte mal was dazwischen kommen, dann wird der Plan eben geändert.

Viel Aufwind bei deinem Zeitmanagement wünscht

Yvonne • WinMental

PS: Diesen Artikel veröffentlichte ich vor einiger Zeit auf meinem Blog allerdings denke ich, er ist nach wie vor aktuell!

PPS: Wenn dir der Beitrag gefallen hat, freue ich mich über einen vote ;-)

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Ich versuche beruflich Leuten sowas wie Selbstfürsorge beizubringen. Natürlich befolge ich es dann selber nicht so. Weil die Zeit fehlt. Aber in kleinen Schritten scheint es dann doch besser und besser zu werden. Werde den Beitrag mal weitergeben, auch wenn ich noch keinen aktiven Tribe habe...

Ja, da dürfen wir uns wohl alle hin und wieder selbst an der Nase packen - Danke für deinen Kommentar und das weitergeben!

Bei mir haben sich die Umstände ein bisschen geändert, was ebenfalls eine Anpassung meines Zeitplans erfordert um somit auch meine Freundin, ihr Kind, meinen Job und vor allem endlich wieder den Sport unter einen Hut zu bekommen.

Alles wäre so einfach wenn ich meinen Job besser im Griff hätte, dummerweise ist es genau andersrum. Nicht Planbare überstünden, Arbeitszeiten und was alles noch damit einher geht wirft jeden noch so guten Plan aus dem Konzept.

Manchmal habe ich das Gefühl, meine Kollegen häufiger zu sehen als die Familie. Aber vielleicht sollte ich das auch einmal zu Papier bringen und ein bisschen visualisieren.

Vielen DANK für deinen Kommentar! Es ist nicht immer einfach alles unter einen Hut zu bekommen. Sich die Dinge aufzuschreiben und zu überlegen, was verändert werden könnte, ist sicher ein erster guter Schritt. - Falls du Untersützung brauchst, melde dich einfach!

Ich versuche auch immer, mir irgendwie ein vernünftiges Zeitmanagement zuzulegen, allerdings wird es oft durch die Realität zunichte gemacht :D