Der (mexikanische) Krieg gegen die Drogen und der negative Filter

in drugs •  8 years ago  (edited)

 Disclaimer: Ich rauche nicht, ich kiffe nicht, ich nehme nichts stärkeres als Koffein zu mir. Und trotzdem trete ich für euer Recht ein genau dies zu tun. Und mehr.  

Als Voluntarist ist meine Einstellung zur Drogengesetzgebung ziemlich klar. Keine Opfer, kein Verbrechen. Mir ist zwar unverständlich wie irgendjemand den Einriff in die Verfügungsgewalt über den eigenen Körper durch Dritte (den Staat) gutheißen kann, aber die Leute sind einfach so daran gewohnt das sich in alle Lebensbereich eingemischt wird, dass man mit dieser, traurigen, Tatsache wohl vorerst leben muss. Schließlich ist reglementiert welche Glühbirnen ich erwerben darf während die EU Verordnungen über Ofenhandschuhe vorbereitet. Und nicht jeder interessiert sich für Geschichte.
 

Die Anfänge der modernen Drogenpolitik liege im Verbot des Opiums in China durch die Engländer, der im ersten Opiumkrieg mündete. Die feine Ironie der Geschichte dass die ersten Drogenverbote der modernen Geschichte direkt Kriegstote nach sich zog, scheint den meisten entgangen zu sein.
Der Versuch, den Alkohol in den USA zu verbieten, führte wiederum zur Entstehung des organisierten Verbrechens.  
Zwei Versuche die zu katastrophalen Ergebnissen führten sind natürlich der richtige Anlass um diese erfolgreiche Politik so richtig im großen Stil durchzusetzen. Und so ging es nach dem zweiten Weltkrieg so richtig los mit der Drogen(Verbots)politik. Natürlich ungeachtet der Tatsache, dass das Hustenmittel Heroin seit Jahren frei verkäuflich war und bisher keine größeren Probleme dadurch auftraten. Erst die Kombination aus Sozialpolitik und einem endgültigen Verbot (in der BRD 1971) führte endlich dazu dass die ersten Junkies auftauchten. Ähnlich lief es mit dem Kokain.  

Was mich wirklich an meinen Mitmenschen zweifeln lässt, ist dass sie sich die breite Masse immer noch mit den Ankündigungen der Politiker zur Drogenpolitik abgibt, statt nach den Ergebnissen zu fragen. Immerhin liegen mittlerweile seit Jahrzehnten Daten vor. Portugal ist ein wunderbares Beispiel wie eine, wenn auch nur teilweise, Entkriminalisierung, von Drogen zu einer wesentlichen Reduktion aller damit verbundenen Probleme führt. Inklusive eines Rückgangs der Anzahl der Konsumenten.  

Als ich vor ein paar Jahren in dem wundervollen Land Mexiko war, beschäftigte ich mich mit der Geschichte des Landes. Natürlich auch warum es, abgesehen vom allgegenwärtigen Sozialismus und der netten Intervention des großen Nachbarn im Norden, das Land in vielen Landesteilen so von Gewalt gebeutelt ist. Mir fiel eine kleine Statistik in die Hände, und ich begann nachzuforschen. 

Offiziell wurde der Drogenkrieg am 11. Dezember 2006 begonnen. Natürlich war der Drogenhandel vorher schon verboten, aber die Regierung war lange Zeit passiv. Wenn man realistisch ist, steckte die Regierung seit Langem mit drin. Trotzdem schaffte man es, irgendwie über die Jahre, 8000-9000 Menschen umzubringen. Diese sind aber „nur“ im weitesten Sinne durch den Drogenhandel verursacht. Vermutlich hat der Dorfpolizist mal wieder einen schlechten Tag gehabt oder der US-Grenzer wollte sein Aim verbessern.

 In den 20 Tagen im Dezember 2006 kostet der frisch begonnen „Krieg gegen die Drogen“ 62 Menschen das Leben. Im Jahr 2010 wurden in diesem Konflikt, je nach Quelle 11.000-15.300 Menschen ermordet. Bis zum heutigen Tage schätzt man die Anzahl der Todesopfer auf 185.000. Konsequenterweise nummeriert Wikipedia die mexikanischen Drogenkriege durch und führt Listen über die „Vorfälle“ vulgo Massaker

Ich erspare mir den Vergleich mit der Anzahl der Todesopfer durch Drogenmissbrauch in den USA im gleichen Zeitraum, da ich Leichenberge so ungern gegeneinander aufrechne. Außerdem ist der Effekt dass die Nachfrage, das Angebot und die Anzahl der Konsumenten von Drogen in den USA steigt. Das kommt einem nur widersinnig vor wenn man davon ausgeht das ein staatliches Programm nicht fast immer das Gegenteil von dem bewirkt das es offiziell bewirken sollte. Ich nenne diesen Effekt, bzw. die Art wie man ihn erkennen kann den „negativen Filter“. Ich denke mein nächstes Posting wird sich mit dem negativen Filter beschäftigen. Wenn man Glück hat, sind staatliche Maßnahmen einfach nur nutzlos und kosten Geld.    

Es bedarf also einer ungeheueren Ignoranz und religiöser Unterwerfung unter das politische System diese Zahlen und Fakten entweder nicht zur Kenntnis zu nehmen oder daraus keine Schlüsse zu ziehen. Wenn das was du tust, forderst, billigst oder auch nur stillschweigend in Kauf nimmst in 10 Jahren 185.000 Leichen produziert solltest du dich nicht wundern wenn mir in einer Diskussion über die Freigabe aller Drogen, bei der Antwort „aber die Krankenkassen“ der Kragen platzt. 

Der Staat handelt getreu dem Motto: Drogen sind gefährlich, schädigen deine Gesundheit, zerstören dein Leben und im schlimmsten Falle bringen sie dich um. Deswegen bringen wir dich in Gefahr, schädigen deine Gesundheit, zerstören dein Leben und bringen dich um!

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Ausgezeichnete Darstellung, Danke!
Die Schäden für Lateinamerika sind garnicht bezifferbar.

Gerne. Immer wieder. Wie immer verdienen ein paar wenige, während anderen unendlich viel Leid widerfährt.

Ein großartiger Artikel. Sehr informativ. Mach weiter so!

Danke.