Jüngst hat der Moralphilosoph Bernard-Henri Lévy anlässlich des Besuches von Pabst Franziskus in einem Flüchtlingscamp auf Lesbos überzeugend aufgezeigt[^1], wie falsch das – plastisch gesprochene – Totschlagargument ist: Wir können nicht das ganze Elend der Welt aufnehmen. Er arbeitet heraus, dass ein solcher Satz lediglich ein „Alibi für Gleichgültigkeit“ bilde und er u. a. deshalb nichts bedeute.
Dies greift jedoch zu kurz: Es handelt sich nicht bloß um ausgedrückte Gleichgültigkeit. Er bringt zum Ausdruck, dass sich dessen Verfechter nicht mit diesem Elend auseinandersetzen wollen. Dies bekräftigt ungeahnt gar Luhmann in Bezug auf die angesprochen kritische Dublin-Verordnung zur Asylantragspflicht im Ankunftshafen, wenn dieser „Normen“ als gegen Enttäuschungen immunisierte Erwartungen versteht. Noch weitergehend: Die Verfechter solcher Sätze wollen sich möglichst mit überhaupt keinen Problemen jenseits des vermeintlich eigenen Wirkungskreises beschäftigen müssen, diese ggf. nichtmals wahrhaben wollen. Darin liegt die gesellschaftlich tiefergehende Gefahr.
Es gilt mithin die fundierten Wollenselemente der gesellschaftlichen Mehrheit solcherlei Ignoranten gegenüber durchzusetzen.