Ein Guide für Newcomer-Modelle von einem FotografensteemCreated with Sketch.

in fotografie •  7 years ago  (edited)

Viele Frauen träumen vom Traumberuf "Model" aber jedes Model fängt mal klein an. Folgender Post richtet sich an sogenannte Newcomer-Modelle welche die ersten Fotoshoots vor sich haben.
Ich selbst bin Fotograf und möchte dir ein paar Tipps mit auf deinen Weg geben.

1. Überleg dir, wo du als Model stehst

Als erstes sollte man sich überlegen wo man als Model steht und nicht, wo man sich wünscht zu stehen. Es kommt tatsächlich manchmal vor, dass Mädchen für ein Shooting Geld verlangen möchten, obwohl diese noch nie professionell vor der Kamera standen. Das ist natürlich völlig absurd! Modeln ist nicht einfach und die wenigsten die bisher bei mir waren, waren Naturtalente.
Mach dir bewusst, dass ein Duckface-Selfie mit Snapchatfilter nichts mit Modeln zu tun hat. Wer hübsch ist, ist noch lange kein Model.
Überlege dir, wie "Posing-sicher" du bist. Kannst du posen? Oder denkst du nur, dass du kannst posen? Weisst du, wo bei welcher Pose falten in der Haut entstehen? Weisst du, wie du dein Körper zur Blitzanlage drehen musst? Wenn nein, sei dir im klaren, dass du eine Anfängerin bist. Das ist nicht schlimm, aber es ist wichtig, dass dir sowie dem Fotografen bewusst ist, dass du nicht viel Erfahrung hast. Wenn der Fotograf ein Profi erwartet und danach mit einem Amateur arbeiten muss, ist das für ihn eher anstrengend. Wenn er sich allerdings von Anfang an auf ein Newcomer einstellen kann, wird er auch seine Anweisungen und Erwartungen an dein Skilllevel anpassen können.


Das hat nicht viel mit Modeln zu tun...

2. Schafft euch ein anständiges Portfolio an

Viele Profi-Fotografen sind bereit euch auf ein TFP (Time for Pictures/Print) Shooting einzuladen, wenn ihr ihn überzeugen könnt, dass ihr was zu bieten habt. Um ihm zu zeigen, dass ihr was besonderes seit, braucht ihr ein anständiges Foto-Portfolio. Das sind gute Fotos von euch selbst die euch in verschiedenen Szenen zeigen. Der Fotograf kann anhand dieser Fotos abschätzen, ob ihr für ihn in Frage kommt. Dieses Portfolio schickt ihr am besten schon bei der ersten Kontaktaufnahme mit dem Fotografen mit. Früher oder später will er eh sehen mit wem er arbeiten wird.

Das Portfolio eines Profimodels

Woraus besteht ein gutes Portfolio?

Ein gutes Portfolio besteht aus ca 4-8 Fotos, dass müssen am Anfang keine Profi-Bilder aus einem Fotostudio sein. Einfache "Selfies" erfüllen den zweck auch. Wichtig ist, dass die Bilder gut belichtet und scharf sind. Alles in allem kann man sagen das folgendes in ein Portfolio gehört:

  • Close-up Portrait ohne Makeup (möglichst keine Haare im Gesicht)
  • Close-up Portrait mit Makeup (möglichst keine Haare im Gesicht)
  • Body-Portrait-Frontal in enger körperbetonter Kleidung (Jeans oder Leggings)
  • Body-Portrait-Seite in enger körperbetonter Kleidung (Jeans oder Leggings)
  • Optional ein Bikini/Unterwäsche Foto auch Frontal/Seite

Zusätzlich dazu darf das Portfolio mit weiteren guten Fotos von euch ausgeschmückt werden. Gerne gesehen sind Fotos die euch in verschiedenen emotionalem Stimmungen zeigen.

Was gehört in keinem Fall in ein Portfolio?

Ich erhalte immer wieder Fotos, die für ein Portfolio schlichtweg absolut nichts taugen. Hier eine Liste der Fotos die ihr unbedingt vermeiden solltet:

  • Schwarzweiss Fotos
  • Verrauschte oder unscharfe Fotos
  • Extrem unter- oder überbelichtete Fotos
  • Fotos aus einer Makeup-App
  • Fotos mit Instagram oder Snapchat Filtern

Solche Bilder von euch bringen einem Fotografen nichts, auch wenn die Bilder eurer Meinung nach gut aussehen.

3. Den Fotografen ausfragen

Ihr habt einen Fotografen gefunden und freut euch auf das erste Shooting? Klärt vorher ein paar wichtige Dinge ab.
Es gibt unter Modellen wie auch Fotografen leider ein paar schwarze Schafe die man meiden sollte! Stellt dem Fotografen folgende Fragen um zu erfahren ob er seriös arbeitet oder nicht:

Darf ich jemanden mit ans Shooting bringen?

Sollte der Fotograf diese Frage verneinen, ist das eine grosse rote Flagge. Wenn er keinen verdammt guten Grund hat den Model zu verbieten eine Vertrauensperson mit zu bringen solltest du diesen Fotografen unbedingt meiden.

Kannst du mir den Modelvertrag im Voraus zusenden?

Seriöse Fotografen fotografieren Modelle nur mit Modelvertrag. Sollte der Fotograf keinen Modelvertrag haben bedeutet das, dass nicht geregelt ist, was wer mit den entstandenen Fotos machen darf und was nicht. Das ist ein sehr schlechtes Zeichen und kann im schlimmsten falle zu einem juristischen Chaos führen, sollte ein Streit um die Fotos entstehen.

Wer übernimmt welche Kosten?

Auch bei TFP muss es nicht heissen, dass niemand Geld ausgeben muss. Wer kommt für Reisekosten auf? Wer bezahlt die Makeup-Artistin? Es sollte abgeklärt werden ob nirgends irgendwelche Kosten für dich versteckt sind.

Was wird beim Shoot von mir erwartet?

Vor dem Shooting sollte abgeklärt werden, was der Fotograf vom Model erwartet. Der Stimmung tut es bestimmt nicht gut, wenn der Fotograf ein Bikini erwartet, ihr aber nur Abendkleider eingepackt habt. Desweiteren gilt abzuklären, wer das Makeup und die Haare macht. Macht ihr das als Model selbst oder benötigt ihr eine Makeup-Artistin und/oder Hair-Stylistin?

4. Den Fotografen durchleuchten

Nicht nur Modelle sollten ein Fotoportfolio haben. Auch Fotografen haben in der Regel ein Portfolio das sie vorweisen können. Seht euch die Fotos der Fotografen an. Entspricht das, was ihr seht dem was ihr erwartet? Damit will ich sagen, nur weil jemand eine teure Kamera hat, heisst das noch lange nicht, dass er auch damit umgehen kann.

Das Portfolio eines guten Fotografen

5. Das erste Shooting

Beim ersten Shooting mit einem für euch noch unbekannten Fotografen sollte ihr immer eine Vertrauensperson mitbringen. Danach geht ihr am besten gleich zu beginn des Shootings den Modelvertrag zusammen durch und unterzeichnet diesen.

Was für Outfits und Accessoires ihr mitbringen sollt, habt ihr ja hoffentlich schon mit dem Fotografen abgeklärt. Allerdings gibt es noch einige andere Dinge die nicht schaden, wenn ihr sie dabei habt.

  • Sicherheitsnadeln um Kleidung evt. zu modifizieren
  • Saubere Schuhe, denn Backdrops sind nicht umsonst
  • Farblich neutrale Unterwäsche. Am besten weiss, denn bunte oder schwarze Unterwäsche kann durch das starke Studiolicht gerne mal durch weisse Kleidung sichtbar werden.
  • Einen String, bei engen Kleidern kann sich ein Slip abzeichnen. Alternativ kann auch ganz auf Unterwäsche verzichtet werden, dabei fühlen sich aber viele Modelle nicht besonders wohl.
  • Einen trägerlosen BH, auch hier können die Träger stören, vor allem wenn sie farblich nicht zum Outfit passen.

"Pantielines" sollten vermieden werden

6. Deine Model "must haves"

Du denkst jetzt bestimmt, hier geht es um dein BMI, die Mindestgrösse oder dein Alter. Quatsch. Model kann grundsätzlich jeder werden. Zwar nicht in jedem bereich, aber jedes setting brauch ein passendes Model. Mit einer Körpergrösse von unter 174cm wirst du zwar bestimmt kein Laufsteg-model dafür stehen dir andere Türen offen.

Folgende Punkte musst du allerdings als Model erfüllen:

Ehrlichkeit

Wenn dich ein Fotograf zB nach deiner Kleidergrösse fragt, wird nicht geschummelt. Manchmal werden auch persönlichere Themen wie Körpermasse oder Körbchengrösse angesprochen, auch hier solltest du ehrlich und professionell antworten. Vorallem als Newcomer bist du vielleicht in der Versuchung zu sagen "Das geht dich nichts an!" aber das wäre ein no-go. Über solche Dinge muss man als Model offen und ehrlich reden können.

Pünktlichkeit

Fotografen haben in der Regel einen engen Zeitplan, schon 15 Minuten Verspätung können nerven.
Wenn du dich tatsächlich verspätest solltest, dann ruf deinen Fotografen kurz an oder schreib ihm wenigstens eine kurze Nachricht.

Nüchtern kommen

Eigentlich traurig, dass diese Thema überhaupt angesprochen werden muss! Kommt aufjedenfall nüchtern zum Shooting. Nicht betrunken und nicht bekifft! Um die Stimmung etwas aufzulockern bietet dir der Fotograf eventuell ein Glas Wein an! Bei dem einen Glas sollte es aber auch bleiben! Ich persönlich breche ein Shooting sofort ab, sollte ich merken das ein Model betrunken oder auf Droge ist.

Offenheit

Als Model musst du offen sein und dich auch in unbekannte Gewässer wagen. Wenn ein Fotograf von dir eine Pose verlangt, die du nicht beherrscht oder bei der du dich unwohl fühlst, versuch es wenigstens ein oder zwei mal bevor du aufgibst. Das selbe gilt auch für Outfits. Wenn dir etwas zu freizügig ist, probier es wenigstens in der Garderobe kurz an. Falls du dich dann immer noch unwohl fühlst kannst du dich immer noch melden. Ein Model das nichts wagt kann recht anstrengend sein und es wird auch keinen persönlichen Progress machen.

Kommunikativ

Das steht vielleicht etwas im Konflikt mit dem Thema "Offenheit" ist aber mindestens genau so wichtig. Wenn du dich in einer Pose oder einem Outfit unwohl fühlst, sag es dem Fotografen. Du musst etwas die Balance finden zwischen "neuem ausprobieren" und "Nein" sagen. Merk dir, du darfst immer und überall "Nein" sagen, wenn du allerdings die Arbeit so zu fest einschränkst, wird dich der Fotograf möglicherweise nicht für ein Zweites Shooting einladen.
Fotografen schätzen es auch, wenn du dein eigenen Input gibst. Meistens haben Models ein besseres Verständnis für Mode und Accessoires als Fotografen. Hauptsache du bist nicht schüchtern.

Vertrauen

Das ist bestimmt schwer, vor allem wenn man zum ersten mal mit einem Fotografen zusammen arbeitet. Aber es ist wichtig, dass du dem Fotografen vertraust. Es wird passieren, dass unvorteilhafte Fotos von dir entstehen! Du musst darauf vertrauen, dass der Fotograf diese nach dem Shooting aussortiert, denn der Fotograf hat selbst kein Interesse an unvorteilhaften Fotos. Unterlass es bitte, den Fotografen jedesmal zu unterbrechen, wenn du denkst, du hastest die Augen geschlossen oder dein Gesicht irgendwie unvorteilhaft verzogen. Wenn du z.B. einen Minirock trägst, solltest du dem Fotografen auch genug vertrauen entgegen bringen, dass er dir nicht absichtlich unter den Rock fotografiert. Wenn du dir dauernd unsicher bist, sieht man das erstens auf den Fotos und zweitens verzögert es das Shooting da du dauernd damit beschäftigt bist den Fotografen zu kontrollieren.

7. Muss ich vor der Kamera nackte Haut zeigen?

Ganz klares NEIN mit einem grossen ABER.
Ein professioneller Fotograf wird dich bestimmt nicht zu einem Aktshooting überreden, wenn du das selbst nicht möchtest. Hier darfst du ganz klar nein sagen. Niemand hat das Recht dir zu sagen was du trägst und was nicht.

Jetzt zum "ABER":
Es ist eine belegte Tatsache das nackte Haut für mehr Impressionen sorgt. Das heisst nicht, dass Ihr nackt vor die Kamera stehen müsst, um erfolg zu haben. Jedoch müsst ihr euch der Tatsache bewusst sein, dass ein Schlabberlook nicht zum Erfolg führen wird. "Sex sells", dass war schon immer so und wird immer so bleiben. Ein Fotograf der weiss was er macht, sorgt dafür das ihr auf den Fotos nicht "billig" sondern stilvoll wirkt.

Das erste mal freizügig vor der Kamera?

Wenn es für dich das erste mal ist, dass du vor der Kamera mehr Haut zeigst (Bikini/Unterwäsche/teil Akt/Akt) und du dich unwohl fühlst, lass es den Fotografen wissen. Ihr könnt dann einen Kompromiss treffen. Zum Beispiel, dass ihr die Fotos vor der Veröffentlichung zusammen durchgeht und du gegebenenfalls "nein" sagen kannst. Oder das nur Bodyparts fotografiert werden (kein Gesicht) falls ihr einen  Reputationsschaden fürchtet.
Im Zweifelsfall dürft ihr als Model auch hier immer "nein" sagen.


Geschmackvolles Bikini-Portrait


Das war's fürs erste.
Ich wünsche euch viel Spass beim Shooten!

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