Gedanken zur Zeit von Neue-Horizonte Moderator Götz Wittneben
“Niemand ist hoffnungsloser versklavt als der, der fälschlicherweise glaubt, frei zu sein.” Dieser Spruch von Johann Wolfgang von Goethe hat an seiner Aktualität nichts verloren. Im Gegenteil, die (Selbst-)Täuschung erscheint, zumindest in der westlichen Welt, ein Maximum erreicht zu haben. „Du hast die Wahl!“ lautet der Werbeslogan eines Lebensmittel-Discounters in diesen Tagen und macht die Täuschung offenbar: Uns wird eine Wahlfreiheit suggeriert, aber eben in vorgegebenem Rahmen: Zwischen angebotenen Produkten, die vielleicht sogar aus ein und der selben Firma stammen, ja zuweilen den gleichen Inhalt haben, nur eben einen anderen Namen tragen und sich das eine im Hochpreissegment befindet, das andere im Niedrigpreissegment.
Stellen Sie sich einen Raum vor, der angefüllt ist mit den unterschiedlichsten Produkten (inkl. Symbolen für Dienstleistungen). Durch die Fenster haben Sie einen wunderschönen Ausblick, aber erst im zweiten Hinsehen fällt Ihnen auf, dass die Fenster in Wahrheit aufgemalt sind und der Raum künstlich beleuchtet wird. Sie haben Schwierigkeiten, sich zu entscheiden zwischen all den reizenden Dingen – vorausgesetzt, Sie verfügen über die nötigen finanziellen Mittel. Leben Sie am unteren Limit, haben Sie deutlich weniger zu entscheiden und fühlen sich im Mangel. Um aber über die zur Entscheidungs-“Freiheit“ notwendigen Mittel zu verfügen, haben sich die meisten Menschen schon in ein Hamsterrad begeben, das wir „Karriere“ nennen. Um zur Arbeit zu kommen, gebrauchen mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen ein Auto, für das in der Regel zuvor ein Kredit aufgenommen werden musste. In der Automobil-Werbung fahren die tollen Flitzer über einsame Landstraßen, die Realität der täglich an den Nerven zehrende Rush-Hour mit ihren Staus und Stop-and-Go’s werden sorgsam ausgeblendet. Zur Finanzierung des Kaufes dieses Wagens kommt natürlich noch der Unterhalt, Benzin, Versicherung, Reparaturen und immer wieder Steuern. Wie viele Menschen können noch zu fuß oder mit dem Fahrrad ihre Arbeitsstelle erreichen? Wie viele Menschen brauchen mehr als eine Stunde Fahrtzeit, um an ihren Arbeitsplatz zu gelangen? Millionen! Ein genial ausgeklügeltes System, bei dem die suggerierte Freiheit, mit dem Auto flexibler zu sein, ggf. auch ein wenig schneller, den Preis des Zwangs fordert, die für die Anschaffung und den Unterhalt des Autos notwendigen finanziellen Mittel zu beschaffen – eben durch in der Regel entfremdete Lohnarbeit.
„Urlaub“ kommt von „Erlauben“
Wir sind im Laufe der Industrialisierung daran gewöhnt worden, als Lohnabhängige zu arbeiten, also praktisch wie besitzlose Landarbeiter oder Leibeigene vor der Industrialisierung. Wenn wir den Arbeitsplatz verlassen wollen, ob für einen Tag oder zwei bis drei Wochen, müssen wir unseren „Arbeitgeber“ (eigentlich NIMMT er ja die Früchte unserer Arbeit) um Erlaubnis bitten. Wenn er sie gnädigerweise erteilt, dann freuen wir uns, dass wir Urlaub haben. Kaum jemandem ist bisher aufgefallen, dass dieses Prinzip des „Um-Erlaubnis-Bittens“ schon beim Toilettengang in der Schule beginnt im Rahmen eines riesigen Konditionierungsprogramms. Es gibt die Schulpflicht, der Staat verfügt darüber, wo sich Kinder jeden Tag aufzuhalten haben, ob sie es wollen oder nicht. Weigern sie sich, kann schon mal die Polizei die Kinder abholen. Wann die Kinder Ferien haben, wird von Schulbürokraten Jahre im Voraus festgelegt – für Millionen Kinder und ihre Familien. Von Selbstbestimmung keine Spur! Am Ende der Schulzeit dürfen dann die Schulentlassenen – je nach Abschluss – zwischen einer kleinen oder größeren Anzahl von Kanälen wählen, Berufen und Studiengängen, die schon längst die Berechtigung verloren haben, „Bildung“, oder gar „Höhere Bildung“ genannt zu werden, weil es auch hier spätestens seit dem sogenannten Bologna-Prozess vorwiegend um Bulimie-Lernen geht.
Das herrschende Schulsystem dient also dazu, in den Köpfen der jungen Menschen das Gefühl von Selbstverständlichkeit zu erzeugen – das Leben ist halt so, das ist eben normal, dass jemand anderes über meine Lebenszeit bestimmt – das Kostbarste, was ich als Mensch besitze – und nicht ich selbst! Die Sklaven im alten Rom oder die in den Staaten von Amerika wussten, dass sie Sklaven sind. Die Menschen von heute sind von Beginn an hirngewaschen und erkennen ihre Ketten nicht, weil ihre Ketten unsichtbar sind, mit denen sie an das System gebunden sind. Karriere, Auto, Eigenheim (im Grundbuch steht in der Regel die Bank) und Urlaub – unsere Fesseln sind schön bunt geworden, nicht wahr?
Free your mind – auch Freigeister werden gut beschäftigt
Immer mehr Menschen wachen auf und erkennen, dass die Medien ihnen eine Scheinwelt vorgaukeln, sie zu manipulieren versuchen und mit psychologisch durchgestylter Propaganda überhäufen – seit mindestens zwei Jahren vor allem wieder mit Kriegspropaganda. Seit Milliarden von Menschen im September 2001 „9/11“ am Fernseher mitverfolgt haben, läuft ein Ruck des Erwachens über den Globus. Millionen und Abermillionen Menschen – und es werden täglich mehr – glauben den offiziellen Erklärungen über den Einsturz der Zwillingstürme des World Trade Centers nicht mehr, von dem des WTC 7 ganz zu schweigen, das auch ohne Flugzeugberührung in sich zusammensackte. Insoweit hat dieses grausame Ereignis seine positiven Folgen, dank des Internets können sich weltweit Menschen eine eigene Meinung über diese „Weltzäsur“ bilden.
Aber darin liegt gleichzeitig auch eine Gefahr, die des „Zuviels“. Ständig tauchen im Netz neue Theorien über die Art und Weise auf, wie diese Gebäude zu Staub verwandelt wurden – jeder Siebtklässler weiß, dass das keine Flugzeuge schaffen. Dieses Streben nach der Wahrheit ist nur allzu verständlich, natürlich und gut. Aber ich kenne viele Menschen, die sich fast ausschließlich mit diesen Themen befassen, sie sind wahre Experten neuester Theorien, wie diese Verschwörung vonstatten ging und welche Auswirkungen wir noch heute erfahren. Ihr ganzes Denken wird von diesen Themen absorbiert, ja, ich bin versucht zu sagen: In einen Kanal gelenkt, während das Leben doch eher einem Fluss gleicht mit Stromschnellen, Mäandern und mit Auen. Jeder Mensch ist mit dem Potenzial geistiger Kreativität ausgestattet, ist fähig, schöpferisch tätig zu sein, sich und sein einzigartiges Wesen auszudrücken. Statt diese zutiefst menschlichen Fähigkeiten aber im Sinne des „Erkenne dich selbst!“ zu nutzen, lassen eben auch die sogenannten „Freigeister“ ihr Denken richten, selbst wenn sie nicht die Tagesschau konsumieren, jene Nachrichten, nach denen wir uns richten sollen.
Freiheit erfordert die Bereitschaft zur Selbstverantwortung
Der Philosoph Jean-Jacques Rousseau sagte einmal: „Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern dass er nicht tun muss, was er nicht will.“ Wenn ich diese Wahrheit ernst nehme, erkenne ich, dass es in der DDR vielleicht mehr wirklich freie Menschen gab, als im Westen. Wie vielen bin ich begegnet, die z.B. aufgrund ihrer inneren Überzeugung „Bausoldaten“ geworden sind und anschließend die sich daraus ergebenden beruflichen Nachteile in Kauf genommen haben. Okay, Kriegsdienstverweigerer gab es im Westen auch und ich war einer davon. Aber wir hatten in der Regel keinerlei beruflichen Nachteile davon zu befürchten. Wo sind sie alle geblieben, jene freien Geister?
Seit 1990 läuft hier im Osten ein Umerziehungsprogramm massivster und gleichzeitig subtilster Art ab: Freiheit wird reduziert zur Konsumfreiheit. Damit ist der Mensch, der aufgrund seiner geringen finanziellen Mittel weniger konsumieren kann, per Definition auch weniger frei, ist im Mangelbewusstsein. Wenn nach jüngsten Umfragen mehr als 80 Prozent der (lohn-)arbeitenden Bevölkerung keine Freude an ihrer Arbeit hat, sich also täglich mehr als acht Stunden im Zustand der Nicht-Freude befindet, dann ist das ein verdammt hoher Preis, den sie für die vorgegaukelte Freiheit bezahlt. „Endlich Wochenende!“ „Endlich Urlaub!“ „Wenn ich in Rente bin, dann fang ich an zu leben!“ – wenn sie dann noch leben. Das sind Aussprüche, die uns eigentlich sofort in den Ohren klingen und uns hellhörig werden lassen müssten, dass wir uns mit unserer modernen Arbeitsgesellschaft auf einem krankmachenden Weg befinden. Ist es darum nicht an der Zeit, unseren konditionierten Begriff von Freiheit als das zu entlarven, was er ist: Eine große Illusion/Simulation.
Natürlich mag der geneigte Leser an dieser Stelle eine Benennung der „Schuldigen“ vermissen, jene Vertreter der Hochfinanz, die Illuminati, die Großkonzerne oder Vertreter der NWO. Ich bin aber tief und fest davon überzeugt, dass es hier, wie immer, um einen wechselseitigen Prozess geht und möchte das kurz am Beispiel Gesundheitswesen skizzieren. Mein Vater war ein Landarzt vom alten Schlag, ein typischer Vertreter des „Halbgott in Weiß“, zu dem die Menschen aufgeschaut haben, dem die Menschen im Prinzip die Verantwortung für ihr Leben übergeben haben. Als dann mein Bruder die Praxis übernahm, fragte er die Menschen, was sie glaubten, dass ihnen jetzt guttäte. Er verlor ein Drittel der Patienten meines Vaters, weil sie nicht bereit waren, die Verantwortung für ihre Gesundheit, für ihr Leben zu übernehmen, also den Arzt nur als Berater, nicht aber als den „Halbgott in Weiß“ zu sehen.
Aber in der Gesellschaft vollzieht sich seit zwei bis drei Jahrzehnten ein Wandel. Tatsächlich übernehmen immer mehr Menschen die Verantwortung für ihr Leben und ihre Gesundheit. Die Zahl der Heilpraktiker erfährt ein exponentielles Wachstum, die Zahl der Impfgegner wächst rasant. Auch in Bezug auf das Schulsystem und das damit einhergehende Leid unzähliger Familien kann ich eine Bewegung zu mutiger Selbstverantwortung ausmachen, wenn ich die stetig wachsende Zahl der „Freilerner“ oder „Homeschooler“ betrachte.
Freiheit ohne Selbstverantwortung hat mit Selbstbestimmung nichts zu tun, darum ist die „Konsumfreiheit“ eben eine große Simulation von Freiheit. Selbstverantwortung bedeutet, dass ich bereit bin, alle Konsequenzen meines Handelns auf mich zu nehmen und niemand anderem die „Schuld“ zu geben – „Wem du die Schuld gibst, dem gibst du die Macht“. Die Bereitschaft, hundertprozentige Selbstverantwortung zu übernehmen, ist nichts anderes als „erwachsen werden“ – und das hat mit dem biologischen Alter nichts zu tun.
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