Adventures sind nicht so ganz Eure Sache? Vielleicht ist das heutige Aufbauspiel dann ja etwas für Euch. Ihr seid gerade Bürgermeister geworden, der Treibhauseffekt ist kein Thema mehr, die Menschen haben das Eigentum überwunden und eine egalitäre Gesellschaft aufgebaut. Soweit klingt ja noch alles gut. Ist es aber nicht!
Im Spiel „Frostpunk“ ist die Welt wie wir sie kennen untergegangen. Entgegen aller Erwartungen ist die Temperatur nicht weiter angestiegen, sondern plötzlich massiv abgefallen. Und zwar nicht nur um ein paar Grad, sondern richtig tief unter Minus und beginnt nun langsam einzufrieren. Eine kleine Gruppe von Überlebenden schließt sich in London einem Trek an, der hinaus in die Eiswüste fährt um irgendwo eine neue Chance zu finden.
Sie bleiben am Ende in Mitten eines riesigen Kraters stehen, der wenigstens ein wenig Schutz vor der klirrenden Kälte widmet. Kurzum wird ein riesiges Kohlekraftwerk im Zentrum gebaut, dass ein wenig Schutz vor gnadenlosen Umwelt liefert. Just in diesem Moment übernimmt man selbst das Spiel als „Captain“, der versucht das Überleben der Menschen mit den knappen Resourcen zu ermöglichen.
Instinktiv tendiere ich dazu zunächst auf den Kohlehaufen zu stürzen, doch ich erahne bereits, dass Holz für den Aufbau der Kolonie sehr wichtig werden könnte. Ein paar Holzkisten in der nähe können eine Weile reichen und so errichte ich ein Sammellager dort. Sofort stapfen einige der Bürger durch den tiefen Schnee in diese Richtung um das Lager aufzubauen. Damit es künftig besser funktioniert, ziehe ich noch eine Straße dorthin.
Bereits jetzt wird klar, dass die Entscheidung gut war, da das Holz bereits knapp wird. Während ich noch ein wenig mit dem UI kämpfe und versuche alles zu verstehen, bricht die Nacht über das Lager hinein und mir wird schnell klar, dass ich etwas sehr wichtiges vergessen habe. Es gibt keine Behausungen, die bei -20° die Menschen am Leben erhalten können. Zunächst noch guter Dinge, überbringt man mir die schlechten Nachrichten.
22 Menschen sind über Nacht eingeschlafen und nicht wieder aufgewacht. Die Bürger verlangen sofort ein neues Gesetz, dass die Bestattung der Toten regelt. Wir können sie in einem Schneehaufen verscharren oder einen Friedhof einrichten. Ich entschließe mich für letztes, da dies vermutlich für die Familien der leichtere Weg ist. Sofort errichte ich mit dem frischen Holz noch ein paar Zelte rund um den Reaktor.
Gleichzeitig nehme ich das Kohleprojekt in Angriff. Ich ordne der Kohlgruppe wahlweise Arbeiter oder Ingineure zu. Diese beginnen mit dem Abbau und es füllen sich langsam die Lager. Genug, damit wir wenigstens über Nacht die Anlage anfahren können und das Kraftwerk zünden können. Unter lautem Krachen, steigt der schwarze Rauch in den Himmel hinauf. Wenn das Greta wissen würde. Doch den Menschen gefällt es, da es nun Nachts ein wenig wärme gibt.
Doch gerade durch die Arbeitsbedingungen im Kalten fangen die ersten Menschen an krank zu werden. Die ersten Lazarette werden errichten und müssen mit Ingineuren besetzt werden. Normale Arbeitskräfte lassen sich für diese wichtigen Jobs nicht einsetzen. Zusätzlich entwickeln die Techniker Heizkörper, so dass wir die Krankenlager ein wenig mehr heizen als den Rest. Was tut man nicht alles für ein gesunden Wohlfahrtstaat :)
Prompt klopft das nächste Problem an der Tür. Die Menschen haben Hunger, also werden Jagdhütten errichtet und sofort eine große Gruppe von Menschen raus in die Kälte zum jagen geschickt. Ich realisiere, dass diese rohe Nahrung nicht wirklich sättigt und noch ein Speisehaus errichtet werden muss, was nahhaftes Essen daraus macht.
Doch nun merke ich, dass ich vielleicht zu viele Leute zur Jagd geschickt habe. Ich habe keine Arbeiter mehr übrig und die Ingineure kämpfen um das Leben der Patienten. Auf Nachwuchs braucht man in diesem täglichen Überlebenskampf gar nicht zu denken, doch wir haben ja noch Reserven in die Kolonie.
Ich erlasse ein neues Gesetz, dass die Kinderarbeit einführt. Als Kompromiss dürfen sie nur ungefährliche Tätigkeiten nachgehen und z.B. in der Suppenküche als Köche arbeiten. Dies bringt sofort ein Grummeln der Eltern mit sich, die aber am Ende eben doch einwilligen, weil sie nach der Kohlegrube am Abend etwas in den Bäuchen haben wollen.
Langsam habe ich es drauf. Der Abbau wird immer effizienter, ein Expertenteam mit einem Ballon wird zum Erkunden in die Welt hinausgeschickt. Es muss drausen noch weitere Überlebende vom Konvoi geben. Die Freude ist groß als sie einige Tage später tatsächlich ein paar Menschen wiederfinden und diese mit zum Krater bringen. Eilig werden einige neue Zelte errichtet, damit diese nicht gleich in der Nacht wieder erfrieren. Dies ermöglicht es die Produktion noch weiter aufzubauen.
Die Stimmung in der Kolonie wird immer besser. Als die Späher dann noch einen alten Roboter finden, der auch Nachts in der Kälte noch ackern kann, wähne ich mich im Aufschwung. Während der Roboter langsam durch die Eiswüste in Richtung krater stapft, entsende ich die Späher weiter. Noch bevor der Roboter ankommt, berichten sie allerdings von einem schrecklichen Fund. Dort wo eigentlich eine kleine Siedlung erwartet wurde, liegen nur Erfrorene in den Straßen.
Die Nachricht verbreitet sich umgehend in der Kolonie und lässt die Hoffnung ins bodenlose Sinken. Verzweifelung und Unruhe macht sich breit. Statt einen religiösen Kult zur Beruhigung zu gründen, entscheide ich mich einen Sicherheitsdienst einzurichten. Als wäre das Drama nicht schon perfekt, bricht über Nacht ein neuer Negativrekord an. -60° machen ein Arbeiten in den Außenbezirken nahezu unmöglich.
Die Kohlegruppe wird weiter betrieben und sofort kommen die ersten Meldungen rein. Über 40 erkrankte, 22 davon mit schwersten Erfrierungen. Einige davon müssen amputiert werden und das eingerichtete Pflegeheim läuft sofort über. Ich evakuiere die Arbeitslager umgehend und ziehe alles in den warmen Kern zurück.
Doch in der Nacht werden die ersten Wächter angegriffen und attackiert. Ihre Mannstärke ist zu gering als das sie etwas ausrichten können. Dazu entsteht eine neue Fraktion namens „Londoner“, die die Aussichtslosigkeit der Operation verkünden und in einigen Tagen in Richtung London aufbrechen wollen. Wir sind uns sicher, dass dies deren sicherer Tod wäre, sie allerdings sicherlich einen Teil der Resourcen mit sich nehmen würden. Also tue ich alles um diese Fraktion so gut wie möglich zu schwächen, was angesichts der vielen kranken und zusammenbrechenden Arbeitsketten nicht ganz trivial ist.
Willkommen in der Welt von Frostpunk, dass von den Macher „This War of Mine“ kommt. Bereits in diesem Titel, musste man in einem Kriegsgebiet eine Gruppe von Zivilisten mit vielen schwierigen Entscheidungen am Leben erhalten. Doch hier geht es nicht um eine Gruppe, sondern den Fortbestand der Zivilisation. An Namen gewöhnt man sich lieber nicht, da zu viele Menschen sterben.
Ständig muss man vorausschauend planen und versuchen zumindest die wichtigsten Resourcen bereit zu halten und alles zu tun, damit die Leute nicht erfrieren. Lässt man die Heizung in den Krankenlagern höher laufen und verteilt Sonderrationen, damit diese wieder schnell fit werden? Immer wieder werden durch kurze Kommentare der Bürger, die Entscheidungen kommentiert. So fühlt sich eine Frau plötzlich auch ganz schwach, nachdem sie von den Sonderrationen hört.
Obwohl die Geschichte in einer fiktiven Welt einer nahe Zukunft spielt und den Anstrich eines Steampunk-Universum hat, kann man sich gut in die Probleme einfinden. Dabei fühlt man sich so manches Mal eher als Manager eines Gulags als einer echten Siedlung. Was macht man mit den Schwerkranken? Pflegt man sie einfach weiter oder führt Amputationen durch, damit sie wenigstens billiger im Pflegeheim versorgt werden können und vielleicht doch irgendwann noch in den Suppenküche aushelfen können?
Führt man Kinderarbeit ein, damit diese auch in den Kohlegruben schuften müssen? Denn wenn der Reaktor nicht läuft, sterben sie ohnehin. Überlebende sind zwar willkommende Arbeitskräfte, doch wollen sie eben auch etwas essen und ein Dach über den Kopf haben. Bricht dann wieder eine Rekordnacht herein, kann dies zudem die Krankenlager sprengen.
Der Aufbau der Anlage erfolgt dabei rund herum um den Reaktor und auch die Straußen werden in einem Ringsystem aufgebaut. Kohle, Holz, Stahl, Rohkost, Nahrung sind dabei die wichtigen Resourcen. Wer den Luxus übrig hat, entsendet Expetitionsteams, die immer wieder reiche Beute machen. Ingineure können Forschen und alle 24 Stunden kann man ein neues Gesetz erlassen, dass das Überleben erleichtert, zudem aber oft die Stimmung nicht gerade hebt.
Was der Spieler hier erhält ist ein klassisches Aufbauspiel mit einer echten Storyline und immer wieder moralischen Entscheidungen. Politik ist hier nicht nur ein Beiwerk, sondern hat ernste Konsequenzen für den Fortbestand. Dabei sollte man aber sehr behutsam mit seiner wichtigsten Resource umgehen... den Menschen. Denn mit arbeitsfähigen Nachwuchs braucht man nicht zu rechnen, wenn man nicht einmal weiß, wie man durch die nächsten Tage kommen soll.
Selten habe ich beim Aufbau einer Welt so schlechte Gefühle dabei gehabt und ständig so unter Druck gestanden. Das Gulag-Flair in einer schier aussichtlosen Situation funktioniert erstaunlich gut und ist mal ein völlig unverbrauchtes Setting jenseits von dem 0815-„Wir bauen eine neue Stadt auf“-Konzepten. Gerade die Balance zwischen „Unzufriedenheit“ und „Hoffnung“, gestaltet sich als Herausforderung. Denn die Menschen verstehen die Notwendigkeit einige Dinge, doch sie raubt ihnen eben auch den Glauben an eine bessere Welt.
Wir gerade einmal 12€ gibt es das Spiel momentan angeboten und wer Aufbauspiele oder „This War of Mine“ bereits kennt, sollte hier unbedingt einen Blick drauf werfen. Wer dieses ebenfalls noch nicht kennt, sollte auch dort ein Blick drauf werfen, da es den Krieg von einer Seite zeigt, der oft keine Beachtung bekommt.
Alles richtig gemacht, weiter viel Erfolg...
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