Galleria Borbonica: Tunnel im unterirdischen Neapel sind voll von alten Autos und KriegsreliktesteemCreated with Sketch.

in fun •  6 years ago 


Unter den Strassen des italienischen Neapel ist im 19. Jahrhundert auf Befehl des paranoiden Bourbonen-Königs Ferdinand II. ein grosses Tunnelsystem gegraben worden. Der ungeliebte, despotische Monarch wollte in unsicheren Zeiten einen sicheren Weg vom Königspalast zur Kaserne am Meer und damit zu seinen Schiffen haben. Sein Architekt hat die königliche Strasse quer durch die Wasserspeicher geführt, Brücken gebaut, Durchgänge verbreitert, alles tief unter der Erde natürlich und das alles gleich zweimal. Unter der Strasse für den Herrscher liegt eine für Frau Gemahlin samt Gefolge. Wegen des Todes von Ferdinand II. wurde das Projekt gestoppt und geriet nach der italienischen Vereinigung im Jahr 1861 in Vergessenheit. Im zweiten Weltkrieg wurde er dann als Luftschutzbunker gegen Bombenangriffe genutzt und in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts schliesslich zum Autoabstellplatz umfunktioniert.


Das Königspaar selbst hat dort kaum Spuren hinterlassen. Umso grösser ist das Erbe der vermutlich letzten Nutzer des gewaltigen Untertage-Bezirks, der italienischen Justizbehörden. In langer Reihe, mehrfach übereinander, türmen sich Autos aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren, ergraut von Staub und Alter, das Blech hauchdünn gerostet. Dazwischen, davor und dahinter stehen, liegen, stapeln sich die typischen italienischen Motorroller. Vespa-Friedhof wird dieser Abschnitt des Tunnels deshalb genannt. Als weite Teile des unterirdischen Neapels schon zugemauert, zugeschüttet, zugemüllt und vergessen waren, stellte die Justiz hier noch ihre Beute ab.


Tausende Menschen haben in dieser Kaverne im Zweiten Weltkrieg Schutz vor den Bomben gesucht. Weil der Auf- und Abstieg über schmale, gefährlich-glatte Treppen extrem beschwerlich war, sind viele nach dem Alarm nicht mehr in ihre Häuser zurückgekehrt, sondern haben es sich dort halbwegs erträglich gemacht. Und als immer mehr Bomben den Grossteil der gesamten Innenstadt in Schutt und Asche legten, hausten immer mehr Menschen tief unten. Am Ende waren es einige Zehntausend. Nicht wenige von ihnen blieben auch nach dem Krieg noch etliche Jahre. Denn oben gab es für sie keine Wohnung.


Der bourbonische Tunnel ist Teil des unterirdischen Neapels und lohnt eine Besichtigung. Es werden Abenteuertouren und Standardführungen durch die Höhlen angeboten. Nach der Besichtigung des Tunnels kann man einen schönen Spaziergang auf der nahen Promenade machen. Am Parkhaus Morelli im Stadtviertel Chiaia liegt einer der Eingänge zum unterirdischen Tunnel Borbonico, eines der Highlights von Neapel. Er wurde im Jahr 2014 in "Galleria Borbonica" umbenannt. Wer in den Tunnel eintritt, wird vom Kontrast zwischen moderner Parkhausarchitektur und den antiken Tuffsteinhöhlen beeindruckt. In seinen verzweigten Gängen stehen auch Autos und Motorräder aus den 30er-, 40er- und 50er-Jahren, die man bei einer Führung sehen kann.












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