Aufsatzreihe auf Deutsch: Blockchain Technologie und Gesellschaft. #1: persönliche Einführung

Ich bin das erste Mal näher mit Bitcoin – und somit mit der Blockchain Technologie - 2014 in Berührung gekommen. Bei meiner Keynote „Game Crime wtf ^^“ auf der F.R.O.G. Konferenz im Rahmen der Game City / Wiener Rathaus habe ich aufgezeigt, wie mit Bitcoin potentielle Geldwäsche aus dem Verkauf von virtuellen Gütern betrieben werden kann. 

 Mit virtuellen Gütern habe ich jene Güter definiert, welche zu FIAT Geld (Währungen wie US $, € etc.) gehandelt werden, obwohl dies von den Spielehersteller nicht vorgesehen bzw. in einigen Fällen wie in World of Warcraft definitiv nicht erwünscht war. Zu diesem Zeitpunkt gab es auch nur sehr wenige Spielkonzepte, bei denen man um echtes Geld – via dem Spielehersteller – virtuelle Güter kaufen konnte.

(Fotocopyright: http://universe.entropialife.com/earn-money/trading.aspx)

„Planet Entropia“ / „Entropia Universe“ war eines der wenige „Vorreiterspiele“ im Hinblick auf diese Mechanik – bzw. dem offiziellen Verkauf von Gütern auf einer speziellen vom Spielbetreiber gehosteten Handelsplattform, bei welcher der Spielehersteller eben pro Einkauf bzw. Verkauf Provision erhielt. 

Nur wenige Monate nach meinem Vortrag startete dann der Boom sogenannter „Free to Play“ Spiele insbesondere auf mobilen Endgeräten. Diese sind kostenfrei zu installieren bieten aber immer wieder Situationen bei denen die Spielerin, der Spieler um FIAT Geld virtuelle Güter kauft.  Zwei bekannte Beispiele am mobilen Sektor sind „Clash of Clans“ und „Candy Crush“. Am PC müssen in Bezug auf virtuelles Geld sicher der Shop von „League of Legends“ und die speziellen Mechaniken von Eve Online hervorgehoben werden. Bei Candy Crush kauft man sich die Möglichkeit das „Level“ nochmals zu versuche, ohne warten zu müssen bis der Timer – welcher angibt wann man nochmals probieren darf – abläuft. Man kann sich auch spezielle „Bomben“ kaufen damit Levels einfacher werden. Für solche Mechaniken hat sich der Begriff „Pay to Win“ etabliert. 

Bei Clash of Clans kann man Juwelen um FIAT Geld kaufen und diese in die Spielressourcen „Elixier“, „Dunkelixier“ und „Spielgold“ tauschen. Damit kann man Truppen ausbilden, Truppen verbessern, Gebäude bauen und von diesen drei genannten Mechaniken die Zeitdauer bis zur Erfüllung beschleunigen.  

Die Bereitschaft der Spielerinnen und Spieler FIAT Geld für virtuelle Ressourcen auszugeben dürfte dem Hersteller Supercell im Jahr 2016 2.3 Milliarden US $ an Umsatzerlösen gebracht haben. Mit 2 Spielen – dem oben genannten Clash of Clans und dem Schwesternspiel „Clash Royale“.[1] Im selben Jahr investierte der chinesische Internet Konzern Tencent 8,6 Milliarden US $ in die Übernahme der Firma Supercell.

 Bei League of Legends kann man im Shop u.a. sogenannte „Skins“ erwerben. Dies ist im Prinzip ein schöneres Aussehen der eigenen Spielfigur ohne Auswirkung auf die Spielmechanik. Das kaufen dieser „Skins“ bringt dem Spielebetreiber Riot über eine Milliarde US $ an Umsätzen.[1] Neben den Skins kann man noch Objekte erwerben die einem die Spieleinstellungen pro Charakter im Vorfeld erleichtern. Jedoch kann nichts um Geld erworben werden, um Spielvorteile pro Runde zu bekommen. Bzw. nichts, was nicht auch mit im Spiel verdienten Punkten möglich wäre.  

Riot – der Spielehersteller von League of Legends – hat zwei Mechaniken eingefügt. Die „Riot Points“ welche man eben kaufen kann. Und Punkte die man aus dem Spiel erlangen kann. Alle spielmechanikrelevanten Dinge kann man mit der erspielbaren Währung kaufen. Verschönerungen zum Großteil nur mit „Riot Points“.   

Geschenkkarten, welche FIAT Geld in “Riot-Points“ umwandeln sind mittlerweile – auch in Österreich – an fast jeder Tankstelle zu bekommen.  Bei Eve Online handelt es sich um Onlinerollenspiel ähnlich wie World of Warcraft, welches in einem Weltraum Setting stattfindet. Ähnlich wie bei Entropia Universe können um reales Geld Spielgegenstände erworben und gehandelt werden. Eve Online geht aber einen großen Schritt weiter. Wenn etwas verloren geht oder zerstört wird ist das virtuelle Gut – adequat zu einem realen Gut – eben verloren oder zerstört. Ein Beispiel welche finanziellen Ausmaße dies annehmen kann zeigt ein Kampf zwischen 4000 Spielerinnen und Spielern bei dem Raumschiffe im Gegenwert von 330 000 US $ zerstört wurden.

Nun sind die oben genannten Spiele nicht auf Blockchain Technologie aufgebaut. Die virtuelle Währung ist lediglich ein Datenbankeintrag im Spielerprofil der Spielerinnen und Spieler. Zentral am Server des Spieleherstellers abgelegt. Von diesem gibt es sicherlich laufende Backups auf verschiedenen Servern – an verschiedenen Orten. Trotzdem ist es sozusagen in „zentraler Hand“.  

Warum also diese Beispiele aus der digitalen Spielewelt in der Einleitung dieser Aufsatzreihe?

Einerseits gehe ich davon aus, dass digitale Spiele und deren virtuelle Güter in den letzten Jahren massiv dazu beigetragen haben, dass letztendlich digitale Währungen[1] (und hier meine ich nun Blockchain-basierende Währungen und Tokens) eine vermehrte Akzeptanz gefunden haben. (Diese Annahme müsste man natürlich noch validieren – siehe am Ende dieser Aufsatzreihe Conclusio). 

Andererseits halte ich es für möglich in Zukunft Spiele wie „Clash of Clans“ dezentralisiert in den Händen der Spielerinnen und Spieler zu sehen. Spielsysteme, welche von einer Community erfunden, finanziert, entwickelt, betrieben, und gehostet und letztendlich natürlich gespielt werden sind „dank“ der Blockchain Technologie ein mögliches Szenario in Hinblick auf die Zukunft des Spielemarktes. 

Auf den kommenden Seiten möchte ich einen Überblick über die Blockchain Technologie und deren Einsatz in verschiedenen gesellschaftlich relevanten Bereichen geben. 

Dies soll letztendlich zu ersten Gedanken führen, wie Fragenstellungen bzgl. der Blockchain Technologie in der Soziologie oder Medienpsychologie aussehen könnten.