Hexenkunst ist nicht böse

in hexenkunst •  7 years ago  (edited)

Liebe Leser,

ich versuche möglichst in Reimen und Gedichten hier präsent zu sein, aber wenn die Sachzusammenhänge komplexer werden, ist das natürlich schwer. - Hier schreibe ich eine „Antwort“ auf ein Blogbeitrag im Steemitnetzwerk von @jeanviete, der einen Text geschrieben hat namens: „Ist Hexerei und Zauberei Schlecht? Gibt es ‚Weiße Magie‘?“

Ich möchte keinen unnötigen Konflikt auf seinem Blogbeitrag starten, aber ich biete auf meinem Blog eine alternative Auffassung zu diesem Thema an und der Leser darf gern darüber entscheiden. Dabei schreibe ich hier seine Behauptungen auf, die ich dann mit meinem Wissen widerlegen möchte bzw. ergänze.

Behauptung: „Sowohl für Christen als auch für Juden macht die Bibel deutlich, dass Hexerei und die damit verbundenen Praktiken (Nekromantie, Medialität, Wahrsagerei usw.) streng verboten sind...“
Es gibt im alten Testament die Figur Josef (Sohn von Jakob) der Traumdeutung und in dem Zusammenhang auch Wahrsagerei betrieben hat. Darüber hinaus gibt es Propheten und die Offenbarung des Johannes. Diese Aussage ist also höchstens ein Beleg für die Widersprüchlichkeiten des christlichen Systems.

Behauptung: Das einfache Heidentum betet die Schöpfung an und nicht Gott.
Das hängt vom Weltbild ab. Eine pantheistische Weltanschauung etwa sagt (je nach Strömung) entweder, dass das Universum das gleiche ist, wie Gott, oder dass das Universum ein Teil von Gott ist. Die christliche Weltanschauung ist eine theistische und trennt ganz klar Gott von seiner Schöpfung. Hier dazu ein informatives Video:

Behauptung: Das einfache Heidentum war die Religion der Ungebildeten.
Sicher ist, dass Heiden nicht viel über das Christentum wussten, weil sich die katholische Kirche bis zur Rebellion von Martin Luther geweigert hat die Bibel zu übersetzen. - Aber „das Heidentum“ bestand im wesentlichen aus Ritualen, die die Fruchtbarkeit der Erde förderten, wenn der Erde eben etwas geopfert wurde, was gleichzeitig ein guter Dünger ist, oder wenn alte Frauen nach ihrer Kräuterkunde befragt wurden. - Zaubersprüche wurden dabei genutzt, um sich die Rituale bzw. die Zutaten besser zu merken und das ist eben auch eine Form von Bildung. (siehe Bauernregeln)

Behauptung: Ignoranz führt zum Bösen.
Ich weiß nicht, ob ich dem immer zustimmen kann, aber da fällt mir spontan die Tatsache ein, dass den Menschen über ein Jahrtausend das Wissen um die Inhalte der Bibel verwehrt blieb und so einiges im Mittelalter unter christlicher Flagge geschehen ist, das wir heute als Menschenrechtsverletzung werten. Insoweit liest sich diese Behauptung wie eine Projektion.

Behauptung: Hexenkunst ist der Versuch den Willen Gottes mit dem eigenen Willen zu umgehen.
Das ist definitiv falsch. Als Hexenkunst wurde von der katholischen Kirche jedes Handwerk zusammengefasst, dass die alte weise Frau betrieben hat, um es dann zu verteufeln. Nimmt man da die Verteufelung raus, dann reden wir von Kräuterkunde, Geburtshilfe, Hellseherei und so weiter. Der Anlass, diese Tätigkeiten zu verteufeln war eben, dass die Frau eine wichtige Rolle in der Gemeinschaft hatte und somit ein Konkurrent für das Patriarchat darstellte. - Als die Frau mit der schwarzen Katze an ihrer Seite aus der Medizin vertrieben wurde, tauche über Europa übrigens der schwarze Tod auf, der oftmals durch eine Rattenplage sich leichter verbreiten konnte.

Behauptung: Bei der Hexerei wird göttliche Energie angezapft.
Genau das geschieht immer, wenn man isst. Das göttliche steckt nach einer pantheistischen Weltansicht überall und vor allem im Essen.

  • Dann wird kurz ein Vergleich zwischen dem Gebet (einer demütigen Bitte) und einer Beschwörung gezogen. Während der Autor selbst das Gebet so darstellt, dass es tatsächlich hierarchisches Denken sozialisiert, was nicht dafür spricht, dass der Anwender des Gebets eigenständig denken lernt, ist die Beschwörung auch falsch dargestellt.

Behauptung: Zaubersprüche und Beschwörungen werden benutzt um Geister aus egoistischen Gründen zu manipulieren und so wird der Wille Gottes umgangen.
Zaubersprüche waren oft einfach nur Gedichte, die dazu verwendet wurden, um sich und der Gemeinschaft wichtige Informationen zu vergegenwärtigen. (Bauernregeln) - Wenn man so will, werden damit Geister manipuliert bzw. die Information im kollektivem Gedächtnis gespeichert. Es ist also erstens nicht egoistisch und zweitens hat Gottes Wille damit nichts zu tun.

Behauptung: Auch weiße Magie ist damit böse.
Dass weiße Magie nicht böse ist, sollte nach meiner Ausführung klar sein, ABER die Unterteilung in weiße und schwarze Magie ist wieder die ganze Sache aus einer christlichen Perspektive betrachtet: Magie ist wie ein Messer. Du kannst damit kochen oder jmdn. erstechen, aber das Messer ist erst einmal neutral.

Behauptung: „Im Laufe der Jahrhunderte hat Satan Hexerei immer wieder neu verpackt und umbenannt...“
Für die Menschen, war Hexerei ein Teil ihrer Lebenspraxis und ihr Leben hing davon ab, dass es funktionierte. - Das war nicht so, wie heute, dass man einer Mode nachging. Man erklärte sich mit Mythen und Gleichnissen warum man auf einen harten Winter sich vorbereiten musste und mit Gesängen wurde auf die nächste Schlacht vorbereitet, indem die Moral gesteigert wurde. - Die neue Verpackungen bzw. Verteufelungen der Hexerei ging eher vom Christentum aus.

Behauptung: Hexerei sei eine Form von religiösem Penisneid.
Es gibt so viele Phallussymbole in heidnischen Praktiken… der Maibaum zum Beispiel ist ein großer Phallus, der bei Beltane im Mittelpunkt der religiösen Praktik steht. Das klingt für mich nicht nach Penisneid.

Behauptung: Hexen listen Gott als patriarchalischen Unterdrücker auf.
Hexen kennen in der Regel sowohl Gott als auch Göttin, die sie verehren. (Gemeint damit ist die Erde, also Mutter Natur und die Sonne, der beispielsweise Ra, Baldur, Apollon usw. genannt wird.)

Behauptung: Der Wohlstand findet sich vor allem bei den Christen und Juden.
Eigentlich findet der sich vor allem in säkularen Staaten, also dort, wo der politische Griff des Christentums geschwächt ist. - Mit Blick auf Nordeuropa, Japan oder Neuseeland wird klar, dass das einfach nicht stimmt. - Umgekehrt hat das Christentum und der Islam besonders dort starke Verbreitung, wo das Elend besonders groß ist.

Behauptung: Magie ist Masturbation.
Es spricht aus meiner Sicht weder etwas gegen Magie, noch gegen Masturbation. An dieser Stelle erinnere ich mich wieder an die sexuelle Unterdrückung durch das Christentum.

Behauptung: Magie wirkt nur gegen Leichtgläubige.
Im Mythos erklärt Odin die Magie der Runen so, dass Runen jeweils Worte bilden und Worte ganze Sätze. Und wenn jmd. etwas liest, dann wird er es zunächst glauben selbst wenn das eine Lüge ist. - Klingt ein wenig nach der Ursprungsbehauptung.
So gesehen nutzt das Christentum mit seinen hebräischen Buchstaben, ebenfalls eine sehr starke Form von Magie.


Ich habe diesen Text, den ich hier kommentiert habe gefunden, weil ich auf Steemit nach Hexenkunst gesucht habe, um zu sehen, ob ich hier Gleichgesinnte finde und bin schockiert und traurig darüber, dass ich nur diesen Text gefunden habe. - Zumindest wollte ich meine Gegenmeinung dazu preisgeben und hoffe, dass irgendjmd. das liest und nachvollziehen kann, wie ich mich fühle.

Ich liebe den Frieden.


Nachtrag: Ich möchte mit diesem Text keinen Christen attackieren. Fakt ist, dass auch viele Christen die Kirche mittlerweile kritisieren und vor allem distanziert sich jeder mittlerweile von der mittelalterlichen Praktik der Hexenverfolgung. - Den Text, den ich kommentiert habe, hat offensichtlich die mittelalterliche Propaganda als Grundlage übernommen und das ist das eigentliche Problem. Es mag auch sein, dass moderne Hexenkunst nicht exakt das gleiche ist, was es in vorchristlicher Zeit war, aber wichtig ist nur, dass Magieinteressierte auch nur Menschen sind. - Um es mal mit den Worten Jesu zu sagen: Urteile nicht, damit du nicht verurteilt wirst.

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