Wenn die Erde flüstertsteemCreated with Sketch.

in hive-105106 •  22 hours ago 

Eine Elegie in Grau, und ein Funke Grün


Mit jedem Tropfen Schweiß blutet das Grau Grün..jpg

Die Welt atmet nicht mehr. Sie keucht.

Asche klebt an der Zunge, Rost fraß sich in den Himmel.
Hier, wo einst Wälder rauschten, stehen nun verkohlte Totempfähle.
Ihre Äste: gebrochene Uhrzeiger. Ihre Wurzeln: offene Adern.
Flüsse schlängeln sich nicht mehr, sie röcheln, träge, vergiftet von unserem Schweigen.
Der Boden? Ein leeres Versprechen. Ein Grab ohne Namen.

Schwarze Hunde, keine Tiere, keine Geister.

Bestien aus Stahl und Profit, die sich in unseren Atem krallen.
Sie fressen sich durch Jahreszeiten, nagen an der Haut der Erde, bis nur Schuppen bleiben.
Ihr Heulen ist der Lärm von Kettensägen, das Zischen von Pipelines, das Flüstern von Zu spät.
Sie hinterlassen Narben: Wälder, die wie Fackeln lodern. Luft, die nach Metall schmeckt. Wasser, das die Haut zerfrisst.
Alles, was einst lebte, trägt nun ihr Fell aus Grau.

Alles ist inszeniert, flüstert der Wind, doch die Lüge bröckelt.

Der Himmel ist keine Leinwand mehr, sondern ein gesprungener Spiegel.
Regen fällt nicht, er stürzt, ätzend, berechnend, ein Angriff in Tropfenform.
Und wir? Wir stehen im Nieselregen der Apokalypse und tun, als wäre es nur ein Spiel.
Als könnten wir die Bühne verlassen, wenn der Vorhang fällt.
Doch die Erde dreht sich weiter. Sie dreht sich ohne uns.

Doch dann, ein Riss im Grau.

Ein Kind kniet in der Ödnis, Hände voller rissiger Erde.
In der Faust: ein Samen, so klein, dass er fast unsichtbar ist.
Fast.
Die Schwarzen Hunde bellen, doch das Kind gräbt weiter.
Es spricht kein Gebet, es kennt keine Statistiken, es glaubt.
Mit jedem Kratzer im Boden wird die Stille lauter.
Mit jedem Tropfen Schweiß blutet das Grau Grün.

Es gibt noch Glut unter der Asche.

Irgendwo pflanzt eine Frau Olivenbäume in verseuchten Boden.
Irgendwo reißen Jugendliche Beton auf, um Moos zu säen.
Irgendwo, ein Atemzug, der nicht nach Rauch, sondern nach Hoffnung schmeckt.
Die Hunde heulen, doch ihr Bellen erstirbt, als das erste Blatt durchbricht.
Ein Winseln. Ein Rückzug. Nichts als der Wind, der ihre Spuren wegfegt.

Die Erde schreibt kein Script.

Sie ist kein Theater, wir sind keine Götter.
Doch in jedem Samen steckt eine Revolte. In jedem Funken Grün ein Vielleicht.
Die größte Lüge der Schwarzen Hunde? Dass das Grau das Ende ist.
Dabei ist es nur die Pause, ein Augenblick, in dem wir uns entscheiden können:
Weiterzuschauen oder die Ärmel hochzukrempeln und die Kulissen einzureißen.

Ein Morgen im Jahr 2o42.

Irgendwo blüht eine Distel durch Asphalt. Irgendwo singt ein Fluss wieder.
Und das Kind? Es wartet. Der Samen schweigt. Doch unter der Erde: ein Zittern.
Kein Laut. Nur dieses eine Ding:
Ein Keim. Ein Herzschlag.
Ein Anfang.

Dieser Text ist kein Requiem. Er ist ein Streichholz im Dunkeln.

Zündet es an.



Herr Grau-Grün.jpg


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Muss !man etwa zur kommenden Hochzeit gratulieren ?


Melancholische Hoffnung und grausamster Schnulzenpunk , was ist denn da blos´ im Busch , husch husch ??

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