All Cats are grey at Night... - Part V / Nachts sind alle Katzen grau... - Teil V

Deutsch im Anschluß…

… if all cats seem to be under some kind of ban, perhaps this could prove to be a unique opportunity for him...?

Images began to form in his mind. Threatening images. Of remote-controlled cats that mechanically imitate what they are told to do. The loss of any independence and individuality. The adherence to norms, rules and procedures, when a cat's life should actually look very different. However: he saw the absolutely compliant animals in front of him.

Was it just the treats? Or was there a creeping social development - away from autonomy and personal responsibility and towards standardisation and lack of independence? And what does "creeping" mean, by the way? This development, if it marks a trend, is not creeping at all, but is happening quickly and with a roar!

The velvet paws have become collective movements that are also characterised by a particular self-righteousness: little Liberace, if he was noticed at all in his outsider mode, received contemptuous glances and shrugged shoulders.

These images were, of course, accompanied by others. More beautiful ones. Of infinite freedom, which Liberace could enjoy because all the other cats were only following their concerted routines: he could expand his territory beyond all reason. His forays would offer much more variety than before, perhaps his relationship with humans would change fundamentally...? After all, cats in general were undergoing a considerable change in nature. Some of the humanoids might like that. But the others would surely be just as disturbed as he himself was by the behaviour of his own kind...

Would it be possible for them all to wake up? Like after a hypnosis, so to speak? Looking at each other questioningly and having no explanation for the past moments? That would be very nice - Liberace already felt very alone among these... zombies. His feelings were more contradictory than ever before: dislike of the dullness, the monotonous harmony of the other cats. And a longing for belonging, for community, for the "good old days".

These thoughts gave rise to his plan; he would savour his life as a suitor for a while and seize every opportunity that came his way. After all, you're only young once! But then he would try to shake the cats awake, remind them of themselves and that they did not tend to be obedient and conformist like dogs, for example.

So he would first be the funny vagabond with exuberant joy of existence and then the saviour of the entire feline population. With this perspective in mind, he could doze off perfectly...

Only a little later he jolted awake - it wasn't a noise that had woken him up, but the exact opposite: the absolute silence, which seemed incredibly present and dominant after the pounding and booming singsong. A quick glance round reassured him - he saw no threat in his immediate vicinity. Nevertheless, he retreated a little deeper into the shadows.

Liberace noticed that groups had formed among the felines. There were the masses of those who had long since given up their independence. Would they even be able to survive if their leaders were taken away...? And there were other, smaller groups. In one of them, he saw the old cat whose stories he had listened to spellbound two days before.

Another was all about... Yes, about what, please? An artificial cat?! As it looked from a distance - a faithful replica of a beautiful Persian cat, which nevertheless only offered a poor imitation of such a noble appearance when running on batteries. What on earth was such a ridiculous gimmick doing here?

Liberace decided that the situation was far too confusing for him alone. He needed at least a team partner, a pillion. And spontaneously remembered an older cat, a street rover, from whom he had learnt a few tricks in his youth. He was curious whether his former mentor had found his way to the Council of Cats and whether he had given himself up in the dull and will-less crowd...

Deutsche Version:

… wenn alle Katzen unter einer Art Bann zu stehen scheinen, könnte sich das für ihn vielleicht als einzigartige Gelegenheit erweisen…?

In seinem Köpfchen begannen sich Bilder zu formen. Bedrohliche Bilder. Von ferngesteuerten Katzen, die mechanisch nachahmen, was ihnen vorgegeben wird. Der Verlust jeglicher Eigenständigkeit und Individualität. Das Festhalten an Normen, Regeln und Prozeduren, wo ein Katzenleben eigentlich so ganz anders aussehen sollte. Allerdings: er sah die absolut willfährigen Tiere vor sich.

Lag es nur an den Leckerlis? Oder gab es da eine schleichende gesellschaftliche Entwicklung – weg von Unabhängigkeit und Eigenverantwortung und hin zu Vereinheitlichung und Unselbständigkeit? Und was heißt übrigens „schleichend“? Diese Entwicklung, wenn sie denn einen Trend markiert, geht gar nicht schleichend vonstatten, sondern rasch und mit Getöse!

Aus den Samtpfoten sind kollektive Bewegungen geworden, die sich darüber hinaus durch besondere Selbstgerechtigkeit auszeichnen: der kleine Liberace bekam, wenn er überhaupt zur Kenntnis genommen wurde in seinem Außenseiter-Modus, verächtliche Blicke und Schulterzucken zugeworfen.

In diese Bilder mischten sich freilich andere. Schönere. Von unendlicher Freiheit, die Liberace dadurch genießen konnte, daß alle anderen Katzen nur noch ihren konzertierten Routinen nachgingen: er konnte sein Territorium über jegliche Vernunft hinaus vergrößern. Seine Streifzüge würden viel mehr Abwechslung bieten als bisher, vielleicht würde sich sein Verhältnis zu Menschen grundlegend ändern…? Immerhin waren die Katzen allgemein in einer erheblichen Wesensveränderung begriffen. Ein Teil der Humanoiden dürfte das mögen. Aber die anderen wären sicher ebenso verstört wie er selbst vom Verhalten seiner Artgenossen…

Ob es möglich wäre, daß sie alle aufwachten? Wie nach einer Hypnose sozusagen? Sich fragend ansahen und keine Erklärung für die vergangenen Momente hätten? Das wäre schon sehr schön – Liberace fühlte sich schon arg allein unter diesen… Zombies. Seine Gefühle waren widersprüchlich wie nie zuvor: Abneigung gegen den Stumpfsinn, den monotonen Gleichklang der anderen Katzen. Und Sehnsucht nach Zugehörigkeit, nach Gemeinschaft, nach der „guten alten Zeit“.

Aus diesen Überlegungen heraus ergab sich sein Plan; eine Weile würde er als Freier sein Leben auskosten und alle Chance ergreifen, die sich ihm boten. Man ist schließlich nur einmal jung! Dann aber würde er versuchen, die Katzen wach zu rütteln, sie an sich selbst zu erinnern und daran, daß sie nicht wie beispielsweise Hunde zu Gehorsam und Anpassung neigten.

Er wäre also zunächst der lustige Vagabund mit überschäumender Freude am Dasein und dann der Retter der ganzen kätzischen Population. Mit dieser Perspektive vor Augen konnte er vorzüglich einschlummern…

Nur wenig später schreckte er auf – nicht ein Geräusch hatte ihn geweckt, sondern das genaue Gegenteil: die absolute Stille, die nach dem stampfenden und dröhnenden Singsang ungeheuer präsent und dominant wirkte. Ein kurzer Rundumblick beruhigte ihn – in seiner unmittelbaren Nähe sah er keine Bedrohung. Dennoch zog er sich etwas tiefer in den Schatten zurück.

Liberace bemerkte, daß sich Gruppen gebildet hatten unter den Katzentieren. Da waren die Massen derer, die längst ihre Eigenständigkeit aufgegeben hatten. Würden sie überhaupt noch überleben können, wenn man ihnen die Anführer wegnähme…? Und da waren andere, kleinere Gruppierungen. In einer davon sah er die alte Kätzin, deren Erzählungen er zwei Tage zuvor gebannt lauschte.

In einer anderen drehte sich alles um… Ja, um was, bitte? Eine künstliche Katze?! Wie es auf die Entfernung aussah – eine originalgetreue Nachbildung einer wunderschönen Perserkatze, die im Batteriebetrieb dennoch nur eine schlechte Imitation einer solchen edlen Erscheinung bot. Was, bitte, hatte so eine lächerliche Spielerei hier verloren?

Liberace beschloß: für ihn alleine war die Situation viel zu unübersichtlich. Er bräuchte wenigstens einen Teampartner, einen Sozius. Und erinnerte sich spontan an einen älteren Kater, einen Straßenstreuner, von dem er in seiner Jugend so einiges an Tricks und Kniffen gelernt hatte. Er war neugierig, ob sein früherer Mentor den Weg zum Rat der Katzen gefunden hatte und ob er sich in der dumpfen und willenlosen Masse aufgegeben hatte...