All Cats are grey at Night... - Part VI / Nachts sind alle Katzen grau... - Teil VI

Deutsch im Anschluß…

He was curious whether his former mentor had found his way to the Council of Cats and whether he had given himself up in the dull and will-less crowd...

Attentive and focussed, he scanned one group after another. He continued to go unnoticed; the inconspicuous little Liberace was neither a serious threat to the crowd, which was all of the same calibre, nor was he particularly radiant. Grey, lean and always looking for cover, he crept through the depths of the barn.

A dozen cliques and troops later, he had to realise: Drago, the old cat to whom he owed a lot, was not among them. A few wistful thoughts came to him: was he well, the old warhorse? But he could also have been ill, had an accident or even died. Back then, when he took care of the youngster and taught him how to survive, he was an independent spirit, always on the road, always agile and on the move. What might have become of him? He felt regret; he would have loved to communicate with the experienced cat about the strange happenings here on the Great Council.

Suddenly he flinched - he was nudged from the side: the older cat, who had talked so enthusiastically about herrings and other creatures, looked at him in a friendly way. "You seem a bit lost, little friend?" He looked down sheepishly. He was pleased that she was talking to him, but... He couldn't understand her. "Not what you were expecting...?" "Don't be afraid! Nothing will happen to you... Only, maybe you don't belong here. Maybe I don't belong here either. My excuse is the good old habit. That might not work for you ;-))" She started to march towards the exit.

Liberace thought about it. The cat turned round again: " Whom were you looking for, if you don't mind me asking?" He just looked at her blankly. And then she finally realised. So that's why the little chap doesn't follow the monotonous suggestion spellbound like the others! What a tragedy. And what an opportunity!

At the same moment, new unrest arose among the cats. Whispering and murmuring, of which Liberace was of course unaware. The older cat, who had introduced herself to him as Athena, but he couldn't really hear that either, took a good look around and decided that there was no immediate danger. Apparently the treats suddenly ran out. No more supplies, the first ones had already run out at the buffets.

As was easy to guess, squabbles and feline arguments quickly ensued. Those who had managed to get a tasty morsel brought it to safety, those who had come away empty-handed tried to snatch something from the luckier ones. The dull lethargy had turned into a charged and irritable, food-envious mood. They shouted at each other, the confused animals. Claws were shown and, hissing and snarling, camps were formed to defend the last of the captured delicacies.

For Liberace, the matter was clear at this point: his interest in this event had vanished into thin air. Like Athena before him, he wanted to make a run for it. But she was now holding him back...

@weisser-rabe, 15th December 2023

Deutsche Version:

Er war neugierig, ob sein früherer Mentor den Weg zum Rat der Katzen gefunden hatte und ob er sich in der dumpfen und willenlosen Masse aufgegeben hatte…

Aufmerksam und konzentriert scannte er eine der Gruppen nach der anderen. Beachtet wurde er weiterhin nicht; der unscheinbare kleine Liberace war weder eine ernst zu nehmende Bedrohung für die gleich geschaltete Masse noch irgendwie besonders strahlend. Grau, mager und immer auf seine Deckung bedacht schlich er durch die Tiefen der Scheune.

‚Zig Cliquen und Truppen später mußte er einsehen: Drago, der alte Kater, dem er einiges zu verdanken hatte, befand sich nicht unter ihnen. Ein paar wehmütige Gedanken drängten sich ihm auf: ob es ihm wohl gut ging, dem alten Haudegen? Er könnte aber auch krank, verunfallt oder sogar bereits tot sein. Damals, als er etwas auf den Jungspund achtete und ihm das Überleben beibrachte, war er ein unabhängiger Geist, immer auf Wanderschaft, immer agil und in Bewegung. Was mochte wohl aus ihm geworden sein? Er spürte Bedauern; zu gerne hätte er sich mit dem erfahrenen Kater ausgetauscht über die seltsamen Geschehnisse hier auf dem Großen Rat.

Unvermittelt zuckte er zusammen – er wurde angestupst von der Seite: die ältere Katze, die so mitreißend von Heringen und anderem Getier erzählt hatte, blickte ihn freundlich an. „Du wirkst etwas verloren, kleiner Freund?“ Verlegen schaute er zu Boden. Er freute sich, daß sie ihn ansprach, aber… Er konnte sie ja nicht verstehen. „Nicht das, was Du erwartet hattest…?“ „Hab keine Angst! Dir wird nichts passieren… Nur, vielleicht gehörst Du nicht hierher. Vielleicht gehöre ich auch nicht hierher. Meine Ausrede ist die liebe alte Gewohnheit. Die dürfte für Dich nicht passen ;-))“ Sie machte Anstalten, sich in Richtung Ausgang zu bewegen.

Liberace überlegte. Die Katze drehte sich noch einmal um: „Nach wem hast Du eben gesucht, wenn ich fragen darf?“ Er sah sie nur verständnislos an. Und da begriff sie endlich. Darum also folgt der kleine Kerl nicht gebannt wie die anderen der eintönigen Suggestion! Was für eine Tragik. Und was für eine Chance!

Im selben Augenblick entstand neue Unruhe unter den Katzen. Geflüster und Geraune, wovon Liberace natürlich nichts mitbekam. Die ältere Katze, sie hatte sich ihm als Athene vorgestellt, aber auch das konnte er ja nicht richtig hören, sah sich gründlich um und entschied, daß es keine unmittelbare Gefahr gäbe. Anscheinend gingen auf einmal doch die Leckerli zur Neige. Kein Nachschub, die ersten gingen schon leer aus an den Buffets.

Wie unschwer zu erraten war, kam es schnell zu Zankereien und kätzischen Auseinandersetzungen. Wer noch einen Leckerbissen erwischt hatte, brachte ihn in Sicherheit, wer leer ausgegangen war, versuchte den Glücklicheren etwas abzujagen. Aus der stumpfen Lethargie war eine aufgeladene und gereizte, futterneidische Stimmung geworden. Sie schrien einander an, die verunsicherten Tiere. Die Krallen wurden gezeigt und unter Fauchen und Zischen bildeten sich Lager, in denen man die letzten erbeuteten Köstlichkeiten verteidigte.

Für Liberace war die Sache an dieser Stelle klar: sein Interesse an dieser Veranstaltung hatte sich in Luft aufgelöst. Wie zuvor Athene wollte er sich aus dem Staub machen. Die jedoch hielt ihn nun zurück...

@weisser-rabe, 15. Dezember 2023