Es gibt manchmal so Dinge, die man nicht wirklich verstehen muss. Die Europäische Union und die Schweiz liegen nun bereits seit Sommer 2019 miteinander im Clinch. Wer darauf spekuliert hatte, dass man hier nur ein wenig auf den Boden stampfen wird und danach den Kindergarten wieder sein lassen würde, wurde doch eines besseren belehrt. Tut so ein Schwachsinn heutzutage eigentlich wirklich noch Not?
Natürlich hat die Europäische Union ein Interesse daran, dass innerhalb ihres Wirtschaftsraumes ein einheitliches Recht gilt. Und jeder der bereits einmal an die Grenzen der europäischen Union gereist ist, wird es sehr zu schätzen wissen, dass man nicht an jeder Grenze ein neues Regelwerk rausholen kann, sondern es verbriefte Rechte gibt auf die man sich als europäischer Bürger berufen kann. Es könnte so einfach sein...
Doch ein Blick auf die Landkarte offenbart das Problem. Ein kleines gallisches... Verzeihung... eidgenossisches Dorf, liegt mitten im Herzen von Europa und leistet erbitterten Widerstand! Tatsächlich eigentlich nicht, denn die Schweizer sind sich natürlich ihrer Situation bewusst und haben daher zahlreiche Abkommen mit der Union.
Man denke nur einmal daran, dass die Schweiz seit 2008 mit im Schengenraum ist. Wer lediglich 90 Tage lang sich dort aufhält, kann dort so wie in jedem anderen europäischen Land leben. So manches Mal vergesse ich selbst, dass die Schweiz gar nicht in der Europäischen Union ist. So eng ist sie eigentlich daran gebunden... Verzeihung... assoziert.
Dabei gehöre ich zu den Leuten, die das sogar richtig gut findet. Ja, die Union baut sehr, sehr, sehr viel Scheiße und ja, die Führung davon scheint es darauf ankommen zu lassen eine Weltmeisterschaft im kollektiven Facepalming aufzustellen, aber trotz alledem sehe ich mich primär als Europäer. Und ja, die Schweizer eben als eben solche, die halt nur einen urigen deutschen Dialekt sprechen und halt gefühlt irgendwie alle unendlich reich sind ;)
Doch nun pokerte die Union ein wenig hoch und hat versucht ein neues Rahmenabkommen mit der Schweiz abzuschließen und darin neue Lohn- und Arbeitnehmerschutz zu erzwingen. Die Schweiz war darüber not amused und stellte sich quer ohne das es einen Fortschritt in den Verhandlungen gab.
Da dachte sich die Union, dass man dort ein wenig Geschwindigkeit rein bringen sollte und erkannte schlichtweg ab Juli die Schweizer Börsenregulierung nicht mehr als gleichwertig an. Und wie bei jedem europäischen Regulatorium bleibt dies natürlich nicht ohne Folge und verbietet defacto allen Banken und Brokern den Handel an der Schweizer Börse.
Garstig wie die Schweizer nun aber einmal sind, beugen sie sich dem Pax Europasalis aber nicht, sondern erklärten Schlichtweg, dass Schweizer Aktien auch nicht mehr an EU-Märkten gehandelt werden dürfen. Danach verzogen sich beide Seiten grunzend in ihre Ecke und schmollten.
Jeder der von uns eine Depotbank hat, wird den Rest der Geschichte sicherlich im eigenen Postfach vorgefunden haben. Defacto ist der Handel an der Börse aus der EU mit Schweizer Aktien nicht mehr direkt möglich. Zumindest nicht über die günstige Börse, sondern lediglich außerbörslich an der Schweizer Börse, die dann doch vom Preis her nicht ganz günstig ist gegenüber einem Trade beim Xetra.
Zunächst habe ich ja die Hoffnung gehabt, dass beide Seiten sehr fix wieder zueinander den Tisch finden würden. Taten sie allerdings nicht. Danach hoffte ich sehr, dass nach der Europawahl endlich das neue Regime sich einmal darum kümmern würde diese Peinlichkeit aus dem Wege zu schaffen. Aber okay, was wollen wir da auch von der Ursula in diese Richtung sinnvolles erwarten.
Nun kloppt man sich scheinbar um Nichtigkeiten. Die EU will eine „Kohäsionsmilliarde“ von der Schweiz, die wirtschaftlich benachteiligten Ländern wie Rumänien zur Verfügung gestellt werden sollen. Wer nun denkt, dass der Schweizer sich bei der Summe querstellt, wird sich wundern! Sie lachen einfach, dass da jemand an ihre Portokasse will und Bern gibt grünes Licht. Zack fertig und endlich vorbei? Nein, den man hat natürlich auch noch Stolz und will dies erst machen, wenn man die Schweizer Börse wieder als gleichwertig einstuft. Und zumindest soweit ich es überblicke, scheint die EU das wiederum nicht machen zu wollen. Getreu dem Motto: Wer zuerst bremst, verliert ... geht der Streit fröhlich weiter...
Nun schaue ich gerade im Crash durchaus mit Wasser im Mund in Richtung einiger Schweizer Aktien und bin gleichzeitig abgeschreckt dadurch, dass ich da höhere Gebühren entrichten soll. Wenn sich zwei Riesen schon miteinander beharken will ich doch nicht der Zwerg dazwische sein, der die Zeche zahlt! Und so erinnert mich eine Nachricht bei der Depotbank jedes Mal daran, dass es immer noch keine Lösung gibt.
Dabei sind sich beide Seiten im Kern völlig einig und blicken auf eine sehr lange Zeit guter Zusammenarbeit zurück. Es ist wirklich Schande, dass wir uns als Europa (nicht EU) in der Welt mit diesem Hinterhofkonflikt blamieren. Ich würde es zumindest sehr begrüßen, wenn ich als privater Anleger zumindest endlich wieder Schweizer Aktien handeln könnte. Sollen sich doch die Banken untereinander beharken!
Oder die Schweizer laden einfach die Kommision einmal zum Fondue-Wettessen ein bis Ursula und Co voller Bauchschmerzen unter Tisch liegen. Dann gibt es ein Foto davon in den Boulevard-Magazinen, man lacht miteinander ein wenig und gut ist. Oder wir verbrennen in Brüssel ein paar Schweizer Kräuterbonbons und geben ein demütigendes Statement ab, dass bei uns ein Kaffee nur 4€ im Cafe kostet! Danach laden wir jeden Schweizer auf einen Kaffee ein und fertig ist! Das wäre ein angemessener Umgang damit! ;)
Ich kann mich nämlich bisher nicht über die Geschäfte mit den Schweizern etwas negatives sagen. Gerade die Rückforderung der Steuer lief in einer Geschwindigkeit, Einfachheit und Freundlichkeit ab, dass ich zunächst fast verunsichert dachte, dass sie etwas von mir wollen und nicht anders herum. Erst nachdem die Steuer dann aufs Konto überwiesen wurde, konnte ich wirklich fassen, dass es so unproblematisch war.
Sowohl im deutschen Grundgesetz (Artikel 1) als auch bei den Schweizern (Artikel 7) wird die Würde des Menschens in den Fordergrund gestellt. Dabei ist es schon traurig mit anzusehen, wie unsere Politiker sich hier zum Affen machen und einen Konflikt beschwören, wo keiner sein müsste. Zum Ärgernis vom Kleinanleger, der ins Grübeln kommt, ob wir wirklich in einer globalisierten Welt leben, wenn man sich hier in Europa bereits einen solchen Kleinklein vollkommen ergibt. :-/
Spaltungsagenda ;)
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