Der Dom in Meldorf war unser erstes Zwischenziel auf der langen Schlußetappe
23.7.2008 🚴♂️ 9. Etappe St. Michaelisdonn – Lütjenholm über 100 km. Wie immer kamen wir gegen 10:30 auf die Piste, nochmal durch St. Michaelisdonn, über welliges Wiesengelände, an einer schönen alten Windmühle vorbei und erreichten bald Meldorf. Zum Marktplatz, ging es über Kopfsteinpflaster von der Durchgangstraße steil bergauf.
Kommt auf dem Bild nicht raus: steil bergauf
Zentraler Punkt ist der mächtige Dom, der auch weit über Meldorfs Grenzen berühmt ist. Nach einer kurzen Besichtigung haben wir eine Probe der norddeutschen Backkunst im Cafe am Markt genossen.
Café am Marktplatz mit leckerem Kuchen
Unsere nächste Station war Heide. Wir hatten schönen Sonnenschein und mussten weiter gegen den Nordwest ankämpfen, der immer stärker wurde, je mehr wir uns der Küste näherten. Heide haben wir westlich umfahren, durch ländliche Ortschaften, mit schönen Gärten. Einer wurde gerade von seiner Besitzerin gepflegt. Im Vorbeifahren haben wir ihr zu verstehen gegeben, wie sehr uns die Anlage gefiel, worauf sie sich höflich bedankte. In Tönning fuhren wir über die Eider. Danach hatten wir an einem Knotenpunkt, Autobahnen, Bundesstraßen etc. Schwierigkeiten den Radweg nach Husum zu finden, bis wir an der B5 fündig wurden. Das war die beste Möglichkeit unser gestecktes Ziel, Lütjenholm zu erreichen, denn von St. Michaelisdonn bis dort waren es über 100 km. Der Radweg entlang der B5 hört sich schrecklich an, war aber sehr schön. Man sah genug von der Landschaft und er war „tiefergelegt“, wodurch man etwas windgeschützt fahren konnte. Wir waren sowieso froh, dass wir geübt sind im Windschattenfahren, wobei der Hintermann bekanntlich 20 % Kraftersparnis hat.
Husum, die graue Stadt heißt es, ist garnicht grau
Blick auf das Hafenbecken
In den zahlreichen Restaurants und Cafés war einiges los
In Husum angekommen, telefonierten wir mit der Alten Schmiede in Lütjenholm und waren erfreut zu hören, dass ein Zimmer für uns frei war. Jetzt konnten wir in Ruhe die letzten 45 km angehen. Aber vorher sind wir noch quer durch Husum gefahren und haben uns im Hafengebiet, zugleich Zentrum, gut umsehen können. Über Bredstedt fuhren wir dann Richtung Lütjenholm. Hier machten wir unseren üblichen Umweg, da wir uns dummerweise auf das Schild Radweg nach Lütjenholm eingelassen hatten. Nach ein paar Ecken wurden nur noch Symbole angezeigt, die uns ohne Radkarte nichts nutzten. So wurden aus den letzten 9 km bestimmt 15 ärgerliche km, obgleich die Gegend nicht hässlich war. Nach Gefühl fahrend schafften wir es doch ganz gut und waren froh als wir vor unserer Alten Schmiede standen, die wir von 2007 in bester Erinnerung hatten.
Zur Alten Schmiede in Lütjenholm
Wie gewohnt bereitete der Wirt uns ein gutes Abendessen und da das der eigentliche Abschluß unserer Radtour war, haben wir den Abend ausgiebig begossen. Später setzte sich noch der Wirt zu uns, als wir die einzigen Gäste waren, hat noch eine Runde ausgegeben, Frau Wirtin gesellte sich auch noch zu uns und wir konnten noch ausgiebig quatschen. Als wir zu Bett gingen waren wir schon gespannt, wie der letzte Rest der Etappe ablaufen würde. Am anderen Morgen konnten wir das Frühstück nicht recht genießen, denn wir wollten möglichst schnell nach Langenhorn zum Bahnhof und den ersten Zug nach Westerland erwischen.
Laut Fahrplan sollte der erste gar nicht in Langenhorn halten. Wir waren deshalb überrascht, dass er hier hielt und wir nicht auf den nächsten warten mussten. Unsere Freude wurde bald getrübt, denn eine Gruppe von etwa 15 Rollstuhlfahrern hatte sich angemeldet, was an den Zugbegleiter aber nicht weiter gegeben worden war. Der Zug war schon ziemlich voll und der Zugbegleiter, der das bestens managte, sagte uns: Ich kann ihnen nicht versprechen, dass sie mit den Rädern noch mitkommen. Mit Hoffen und Bangen sahen wir einen Rollstuhl nach dem anderen im Zug verschwinden. Dann erhielten wir den Hinweis, dass wir einen Waggon weiter zusteigen können. Versuchen sie ihr Glück. Und es klappte. Ein gutes Gefühl als der Zug anrollte und wir wussten, jetzt kann nichts mehr passieren, höchstens auf dem Hindenburgdamm. Vor einigen Jahren hatten wir dort Gleisalarm, mit 2 Stunden Aufenthalt auf freier Strecke, als wir einmal frühzeitig die Heimreise antreten wollten, dann solch eine Pleite. Der Zug füllte sich immer mehr. Wir standen bei unseren Rädern, auf der Verbindungsplattform zwischen 2 Waggons, dicht gedrängt mit anderen Reisenden. Eine Dame fragte sogar, ob sie ihren Arm, (nicht um mich), auf meine Satteltasche legen dürfe. Es war aber auch so voll hier, weil viele Leute „verhaltensgestört“ sind. Sie waren nicht bereit unaufgefordert zur Waggonmitte aufzurücken, was eigentlich selbst verständlich gewesen wäre. Auch das muß hier gesagt werden, das war früher anders. Heute ist es die Ausnahme jemandem seinen Platz anzubieten, wenn es die Situation erfordert. Nach dem Motto: Wer ist ein Gentleman? Der eine Frau mit Kind sitzen lässt.
Unsere Stimmung wurde mit jedem km besser und auf dem Hindenburgdamm, mitten im Watt, mit Blick auf Morsum Kliff und in der Ferne List, war sie auf dem Höhepunkt. Endlich hielt der Zug in Westerland und die Leute strebten dem Ausgang zu, was uns alles zu langsam erschien.
Es ist vollbracht, der Bahnhof von Westerland
Westerland strahlte im Sonnenschein, den wir mitgebracht hatten, denn die Zeit davor hatte sie sich nur gelegentlich blicken lassen. Innerhalb 5 Minuten sind wir zu Frau Wintjen, unserer Vermieterin gefahren, die uns wie immer freundlich, mit einem obligatorischen Hustenanfall (HB Filter) empfing.
Das war die schöne, glücklich verlaufene Radreise von Wertheim nach Sylt. Keine größeren Komplikationen, keiner wurde krank oder ist zu Fall gekommen. An diese „Traumreise“ werden wir immer gern zurück denken.
du schreibst toll
und ich finde es alles andere als langweilg
schöne fotos hast auch bei
beste grüße
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Liebe Elfie, vielen Dank fürs lesen und ich freue mich, daß dir der Beitrag gefallen hat, nicht zu langweilig war. Den Text hab ich vor 15 Jahren geschrieben. Ich habe von fast jeder längeren Radtour einen Schnellhefter oder dünnen Ordner mit Bildern und Text gemacht, worauf ich zurück greifen kann.
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Geniale Tour! Ihr seid echt tough unterwegs gewesen, Ihr beiden... Kann ich nur staunend bewundern. Ein Freund hat gerade seinen Job und die Wohnung gekündigt und fährt die Panamericana von Sud nach Nord. Knappe 26.000km auf dem Rad. In zwei Jahren will er in Alaska ankommen... Bewundere ich auch, aber mit Stirnrunzeln und Kopfschütteln...
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Die Tour war ohne Einschränkung schön und mal ein ganz anderer Einstieg in den Urlaub an der Nordsee. Wir waren damit gut vorbereitet auf unsere Aktivitäten: Schwimmen, wandern am Strand und natürlich Beachvolleyball im Sand. Da ist eine gute Kondition sehr vorteilhaft für Oma und Opa mit 131.5 Jahren, die wir damals zählten. Meine Frau meint, wir könnten das ja nochmal wiederholen, aber da müssen wir wohl zelten, bei der Menge an Radlern die unterwegs sind, seit es E-bikes gibt, hihi!!
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