Ethos Anthropos Daimon

in hive-146118 •  6 months ago 

Die Einstellung des Menschen ist sein Gott.

Der Mensch kann alles was er will,
was freiem Willen stehts gelingt,
da alles was du wirklich willst,
du auch sicherlich erringst.

Die Einstellung, sie steht für dich,
wie und was dein Denken ist,
diese Gedanken wähle weise,
denn sie bestimmen deine Reise.

Doch nicht die Oberfläche soll dich leiten,
nein,
wie delische Taucher, lass dich in die Tiefe gleiten,
wo die wahren Schätze liegen,
wo nur der rechte Mut kann siegen.

Der Mensch,
er ist ein problematisch Wesen,
das in Gut und Böse ist belesen,
jauchzend sich zum Himmel schwingt,
zu Tode betrübt zur Erde sinkt.

Das menschliche Maß, ja das ist klein,
doch dünkt es uns im Riesenheim,
darob Verzweiflung ihn ganz gern versucht,
was dem wesen vielfach schaden tut.

Da der Mensch ist klein und schwach,
ist seine Einstellung, seine Superkraft,
wo Tiere stark und schnell und giftig sind,
liegt für den Menschen kein Gewinn.

Weshalb diese seinem Gotte gleich,
wird zum Leitstern seiner Lebensreis´,
da des Menschen Schicksal ist gewiss,
wie sein Ethos sich bemisst.

Reinhard Fürst

Dieser Satz des antiken Philosophen Heraklit ist heute so gültig wie am ersten Tag als er ausgesprochen und niedergeschrieben wurde. Wir können ja alles erreichen was wir uns vorstellen, solange wir es auch tatsächlich wollen. Und es nicht einfach nur bekunden.

Doch was wir wollen ist Großteils bestimmt durch unsere Einstellung. Gehe ich mit offenem Blick durch die Welt, verberge ich ihn oder sehe ich nur bestimmte Dinge?
Lasse ich Erkenntnis zu, verneine ich sie oder lasse ich nur bestimmte Erkenntnisse zu?
Verwerfe ich etwas dauerhaft, auf Zeit oder gar nicht?
Aber auch, nehme ich Anteil, ignoriere ich etwas oder nehme ich nur bei bestimmten Dingen Anteil?

Je nach dem wie und was ich wähle, wird sich meine Lebensreise gestalten. Weshalb es klug ist seine Einstellungen gut zu überlegen. Schließlich werde ich meine zukünftigen Entscheidungen auf der Grundlage dieser Einstellungen treffen. Auch welche Taten ich tue, werden maßgeblich von meinen Einstellungen geleitet.

Die obgenannten Fragen sind nicht so ohne weiteres zu beantworten. In jungen Jahren schon gar nicht und später immer noch nicht viel besser. Erfahrung und das Sammeln von Wissen beeinflussen Einstellungen oft in der einen oder anderen Weise. Weshalb es auch nicht ungewöhnlich ist, oder wäre, wenn sich grundlegende Einstellungen im Laufe des Lebens wandeln.

Weshalb man weise wählen sollte, oder zumindest gelegentlich seine Einstellungen reflektieren sollte, liegt in der Problematik des Wesens Mensch begründet. Der Mensch ist ja weder gut noch böse. Ansonsten wäre sein Handeln ja vorherbestimmt, was es allerdings nicht ist. Er kann jedoch gut sein, bzw. böse sein, je nachdem. Er ist eben problematisch. Was die Wahl nicht erleichtert.

Weshalb ist dies nun so wichtig für den Menschen, auf seine Einstellung zu achten?
Der Mensch ist klein. Und schwach.
Zwar denkt der Mensch gerne er wäre ein Superheld. Das ist er auf der Ebene des Individuums allerdings nicht. Als Spezies ja, als Individuum nein. Diese Diskrepanz verursacht oft Probleme, da die Überheblichkeit dazu führt Mensch mit Menschheit gleich zu setzen. Was schwierig ist.

Da also der Mensch klein und schwach ist, wie kann er dennoch obsiegen und überdauern? Durch sein Bewusstsein. Ein Teil davon ist seine Einstellung. Die Einstellung des Menschen ist wie ein Kompass, doch viel mehr. Seine Einstellungen sind wie sein Gott. Sie sind sein Gott. Sie werden sein Gott.
Man denke nur daran mit welchem Elan Menschen ihre Einstellungen verteidigen oder daran fest halten. Sie über den Haufen werfen oder hin und her springen wie eine Fahne im Wind.
Der Mensch neigt dazu daran fest zu halten, koste es was es wolle. Um ein hehres Ziel zu erreichen ist dies auch ein lobenswertes Tun, wenn man sich verrannt hat, eher weniger.
Wie das Ethos eines Menschen sich demnach gestaltet, so wird sich sein Schicksal gestallten.

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Das Festhalten an (religiösen) Glaubenssätzen hat tatsächlich etwas gemeinsam mit dem Beharren auf bestimten politischen Ansichten, Klischees oder Vorurteilen...

Im Gegensatz dazu finde ich es allerdings schon recht erstrebenswert, seinen eigenen Überzeugungen treu zu bleiben (und damit sich selbst). Daß diese sich ändern können im Laufe eines Lebens, bleibt unbenommen. Aber genau daran darf man sich messen (lassen)...

Servus

Und guten Morgen!
Man braucht eine gute Mischung aus Beharren und Loslassen. Diese Grenze ist unglaublich schwierig zu erkennen. Nicht um sonst sagt man so treffend, dass man nach vorne lebt aber nach hinten versteht.
Um bei der Religion als sehr provokantem Thema zu bleiben. Ich denke, dass ein wahrer Gläubiger sowieso kaum einen Krieg vom Zaun brechen würde. Wer versteht wie schwer es ist ein gutes Leben zu führen, mit all seinen täglichen Herausforderungen und Versuchungen, hat wenig Zeit anderen Vorhaltungen zu machen. Deswegen mag ich Klöster so gerne :)
Wir Katholiken sagen dazu, jeder muss sein Kreuz tragen. Und ein Kreuz ist schwer, leicht wird es erst mit der Zeit, aber am Anfang erdrückt es dich fast. Wobei das "dich" eigentlich nur der Ballast deines Lebens ist :)

Der Gedanke andere an ihrer Entwicklung zu messen gefällt mir. Denn klau ich dir :)

Geschenkt ;-))