I. Teil - Wollen
Wollen tut ein jeder was er will,
darauf weist ja schon der Wortstamm hin,
das da sei der Wille,
dass Maß der ganzen Dinge.
Das Wollen,
das ist ein zweischneidiges Schwert,
gibt Gut und Böse gleichermaßen Ehr´,
wollen kann man bekanntlich viel,
allein, entscheidend bleibt die Frage,
nach Zweck und Ziel.
Ich kann Gutes wollen,
den Tugenden, schuldigen Respekt, zu zollen,
aus freien Stücken, ich mich ihnen weihe,
damit Seel´ und Leben mir gedeihe.
Wollen kann man auch das Böse,
Todessünden gern zu frönen,
was nicht sehr gedeihlich ist,
den Menschen, endlich, zu Grunde richt´.
Die Frage ist halt,
Was ist dir lieber?,
und diese stellt sich immer wieder,
ob gut, ob böse sei das Wollen,
entscheidest du allein,
in jeder Situation, aufs Neue.
Reinhard Fürst
Heutzutage ist es ja modern den eigenen Willen zu betonen. Dabei scheinen wir allerdings völlig Maß und Ziel verloren zu haben. Wir reden von unseren Wünschen und unserem Willen als wäre er, per se´, gut. Was völlig falsch ist!
Denn, nur weil ich etwas will, heißt das ja nicht das es das Richtige ist, von gut ganz zu schweigen. Zur freien Willensausübung gehört unausweichlich auch das Problem des Irrtums dazu. Ansonsten müsste ich ja im Voraus schon wissen wie eine Sache ausgeht, was nur selten der Fall ist. Und selbst wenn es der Fall ist, passieren nur allzu gerne Hoppalas die nicht einkalkuliert waren.
Weswegen Erfahrung so wichtig ist. Doch ist auch diese nur von Nutzen, wenn man daraus etwas lernt. Doch dazu ein andermal mehr.
Das Risiko des Irrtums und des Scheiterns ist ein Faktor der gerne ausgeblendet wird. Antrieb, Zweck und Ziel eines Wollens ist von entscheidender Bedeutung. Will ich etwas weil mein Magen oder meine Geschlechtsteile etwas wollen (wo sich dann die Frage stellen würde in wie weit diese eigentlich Ich sind?) oder weil ich das Richtige will?
Auch Zweck und Ziel sind bedeutsam. Nicht jeder Zweck heiligt das Mittel und das aus gutem Grund.
Nicht außer Acht sollte man lassen das man auch das Böse wollen kann. "Der Hölle Rache brennt in mir!" singt schon die Königin der Nacht in der Zauberflöte. Menschen können anderen Menschen unbeschreibliche Dinge antun. Und das mit voller Absicht. Denn die wenigstens Boshaftigkeiten geschehen aus Versehen. Aus Versehen macht man Fehler oder irrt sich. Eine Boshaftigkeit ist allerdings, qualitativ, etwas völlig anderes.
Das Wollen des je einzelnen Menschen also einfach auf ein Podest zu stellen, gleichsam als ein goldenes Kalb, ist also ein sehr scharfes, zweischneidiges, Schwert! Es lohnt sich daher immer, Antrieb, Absicht und Ziel des eigenen Wollens zu hinterfragen.