Das Buch, das noch geschrieben werden muß - geht weiter! / The book that still has to be written - continues!

english below...

Was zuvor geschah...:

https://steemit.com/hive-146118/@weisser-rabe/ein-moeglicher-anfang-das-buch-das-noch-geschrieben-werden-muss-a-possible-beginning-the-book-that-has-yet-to-be-written

https://steemit.com/hive-146118/@weisser-rabe/wie-versprochen-das-buch-das-noch-geschrieben-werden-muss-geht-weiter-as-promised-the-book-that-still-has-to-be-written

https://steemit.com/hive-146118/@weisser-rabe/das-buch-das-noch-geschrieben-werden-muss-geht-weiter-the-book-that-still-has-to-be-written-continues

Mitschüler gehörten nicht dazu – mittlerweile war ich nicht mehr mit meinem Vater unterwegs und besuchte eine POS (Polytechnische Oberschule) in Berlin. In meiner sehr kleinen Klasse waren neben mir 18 fein angepaßte und linientreue FDJ-ler (Freie Deutsche Jugend) aus staatstragenden Familien. Nein, eigentlich nur 17. Ein Mädchen war etwas abgeschottet, ausgeschlossen von sämtlichen Aktivitäten. Uns wurde erzählt, sie wäre „kirchlich“ und dürfe deshalb nicht wirklich eine von uns sein. Später wäre ihr z.B. das Abitur verwehrt… Daß ausgerechnet sie die Geduckteste und Angepaßteste von allen war, begriff ich erst mit viel Verspätung. Jedenfalls gab es in diesem Umfeld keine Reibung, keine Fragekultur. Es gab Oberflächlichkeit und das Verbot von zu viel „Freundschaft“, zu viel privatem Kontakt. Es gab außerdem Unterricht und Noten, Hausaufgaben und Prüfungen. Nichts davon hat mich ehrlich interessiert. Als helles Köpfchen bin ich trotzdem auf den bestmöglichen Schulabschluß hingesteuert – mit Ausnahme der Sportnote.

Nicht, daß ich nicht sportlich gewesen wäre. Schon sehr früh habe ich verschiedene Kampfsportarten ausprobiert, getanzt und mich auf dem Pferderücken wohler gefühlt als auf den eigenen Füßen. Ich hatte eine prima Kondition, eher wenig Kraft und dafür ein gutes Körpergefühl. Jedenfalls solange mein Körper sich auf dem Boden befand. Wasser hingegen war kein Element für mich. Es hat mir eine undefinierbare Angst gemacht, ich bin trotz vieler rühriger Versuche, mich entsprechend zu trainieren, Nichtschwimmer geblieben. Im Wasser werde ich panisch und stocksteif und zu keiner Bewegung mehr fähig. Was mich persönlich nicht groß gestört hat, da ich keinerlei Ambitionen verspürte, mich im und auf dem Wasser zu tummeln. Meiner Schule war das nicht ganz so egal und so wurde aus dem 1,0-Durchschnitt auf dem Abschlußzeugnis ein kleines Schandfleckchen in Form der Sportnote: ohne Schwimmstufe gab es automatisch nur eine 4…

Juckte mich wiederum wenig. Meinen ohnehin nicht vorhandenen Ehrgeiz hatte ich kurz zuvor endgültig in den Abgrund geschubst: nach der 9. Klasse war es an der Zeit gewesen, Bewerbungen für die spätere Berufslaufbahn abzuschicken. Ich habe keinen Hehl daraus gemacht, daß weitere Schuljahre auf einer EOS (Erweiterte Oberschule) für mich nicht in Frage kämen. Meine Zukunft konnte ich mir nur im engen Kontakt mit Pferden vorstellen. Meine Wahl fiel auf den Facharbeiter für Pferdezucht mit Abitur, eine dreijährige Ausbildung, an die ich später gerne ein Studium der Bioethik oder Pferdewirtschaft angehängt hätte. Die Bewerbung grenzte an Größenwahn – es gab genau 3 Lehrstellen pro Jahr in der ganzen DDR. Da ich mich nie für Wettkämpfe begeistern konnte oder für Vereinsmeiereien, hatte ich keinerlei Referenzen oder Fürsprecher in meiner Sache. Nach langem bangen Warten erhielt ich kurz vor Schulabschluß das Unglaubliche: meinen Lehrvertrag! Ich war ausgewählt und angenommen worden und bis heute könnte ich nur spekulieren, warum und weshalb. War mir in dem Augenblick total egal und ich der glücklichste Mensch unter der Sonne. Neben der Erfüllung meines Traums bedeutete diese Zusage auch eine Chance, von zu Hause wegzukommen; der Ausbildungsbetrieb wäre in Hasselfelde, einem kleinen Ort im Harz.

Fortsetzung folgt

Photo by Bernhard Kilian, alienated by me with little artifical help ;-))

english version:

What happened before...:

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Classmates were not part of this group - in the meantime I was no longer travelling with my father and attended a POS (polytechnic secondary school) in Berlin. In my very small class there were 18 well-adjusted and loyal FDJ (Free German Youth) members from state-loyal families. No, actually only 17. One girl was somewhat isolated, excluded from all activities. We were told that she was ‘church-going’ and therefore not really allowed to be one of us. Later, for example, she wouldn't be allowed to do her A-levels... I only realised much later that she was the most subdued and conformist of all. In any case, there was no friction in this environment, no culture of questioning. There was superficiality and a ban on too much ‘friendship’, too much private contact. There were also lessons and grades, homework and exams. None of that really interested me. As a bright mind, I was still aiming for the best possible school-leaving certificate - with the exception of the sports grade.

Not that I wasn't sporty. From a very early age I tried out various martial arts, danced and felt more comfortable on horseback than on my own two feet. I was in great shape, not very strong and had good body awareness. At least as long as my body was on the ground. Water, on the other hand, was not an element for me. It gave me an indefinable fear, and I remained a non-swimmer despite my many strenuous attempts to train myself accordingly. In the water, I panic and become stiff and unable to move. Personally, this didn't bother me too much as I had no ambition whatsoever to be in or on the water. My school was not quite so indifferent and so the 1.0 average on my school leaving certificate became a small blemish in the form of a sports grade: without a swimming certificate there was automatically only a 4...

Again, it didn't bother me much. My already non-existent ambition had been pushed into the abyss shortly before: after year 9, it was time to send off applications for my future career. I made no secret of the fact that further school years at an EOS (extended secondary school) were out of the question for me. I could only imagine my future in close contact with horses. I chose to become a skilled worker in horse breeding with a high school diploma, a three-year training programme to which I would have liked to add a degree in bioethics or horse management later on. The application bordered on megalomania - there were exactly 3 apprenticeships per year in the whole of the GDR. As I had never been enthusiastic about competitions or club activities, I had no references or advocates for my cause. After a long, anxious wait, I received the unbelievable shortly before finishing school: my apprenticeship contract! I had been selected and accepted and to this day I can only speculate as to why. I didn't care at that moment and I was the happiest person under the sun. As well as fulfilling my dream, this acceptance also meant a chance to get away from home; the training company would be in Hasselfelde, a small town in the Harz Mountains.

To be continued