Der kleine Mann blickt hinaus in die große Welt - Foto wurde vor 17 Jahren geknipst

Unbeschwerte Zeiten: Einige, die meinem Profil folgen, wissen ja, dass wir sechs Jahre fast durchgehend mit einem Wohnmobil durch die Weltgeschichte gefahren sind und dann in Griechenland für 16 Jahre hängen geblieben sind.

Eine Zeit ohne Zwänge oder Druck von wem auch immer. Man musste sich keine Sorgen um Gelderwerb machen, man konnte einfach das Leben genießen. Ich hatte großes Glück im Leben, habe rechtzeitig die Kurve genommen - eine Woche vor meinem 40. Geburtstag - und bin in Richtung Freiheit abgebogen. Mehr oder weniger alles über Nacht verkauft und ohne groß nachzudenken ein großes Wohnmobil gekauft, uns reingesetzt und schon sind wir losgefahren.

Unser Sohn war nur einige Monate in der Grundschule in den verschiedenen Klassen, als wir überwiegend in den Wintermonaten auch in meiner Geburtsstadt verbracht hatten. Wir hatten unseren Sohn frei lernen lassen, was bedeutet, er konnte entscheiden, welches Wissen er sich aneignen wollte. Hört sich toll an, viele mögen diesen Weg gehen wollen, aber es gibt hier doch auch einiges zu beachten. Man darf nicht vergessen: Wir waren finanziell abgesichert, hatten über die ILS Auslandsschule die gesamten Schulunterlagen bezogen und einen Vertrag mit denen abgeschlossen, was bedeutet, dass hier Kosten alleine von über 2000 € im Jahr entstanden sind. Prüfungen oder Ähnliches musste er dort nicht machen, darauf haben wir bewusst verzichtet, aber das Schulmaterial, das zur Verfügung gestellt wurde, war schon hervorragend und auch dafür geeignet, sich Wissen selbst beizubringen. Seine Interessen, egal in welche Richtung sie sich bewegt haben, wurden gezielt gefördert. Da wurde auch mal eine teure Fotoausrüstung gekauft, entsprechende Computer oder Equipment für Videobearbeitung und Ähnliches.

Wenn er lernen wollte, hat er gelernt, wenn nicht, dann war es eben auch gut. Es gab keinerlei Zwänge. Der Trieb bei Kindern, gerade im Alter von 8 oder 12 Jahren, sich Wissen beizubringen, ist enorm. Wenn man hier ein wenig unterstützt und Wege aufzeigt, kann man sicher sein, dass sich Kinder und Jugendliche einen höheren Wissensstand aneignen als manch einer, der auf ein Gymnasium geht.

Aber ich will nicht verschweigen, dass es auch einige Tücken gibt. Man muss so einiges beachten. Darüber werde ich zeitnah einmal ausführliche Beiträge veröffentlichen und nach den ein oder anderen Aspekten listen. Es gibt viele Veröffentlichungen im Internet, die das Ganze verherrlichen, aber wie immer im Leben ist nicht alles Gold, was glänzt. Leider wird die Freilerner-Bewegung von einigen Aushängeschildern und Coaches und Ähnlichen gnadenlos zum Gelderwerb ausgeschlachtet. Bestes Beispiel ist die Familie Stern, beides promovierte Pädagogen, ein siebenstelliges Konto, und die Kinder wurden von klein auf in meinen Augen missbraucht für den Gelderwerb der Eltern. Man kann solche Familien eben nicht mit der Otto normal Familie vergleichen, die ihren Kindern freies Lernen ermöglichen wollen. Ob diese ein tolles Leben hatten, bezweifle ich. Aber viele andere reisende Familien, hier wurden die Kinder nur benutzt, um Geld zu verdienen. Okay, damit konnten auch die Reisen bezahlt werden, aber ich stand mit vielen in Kontakt und stehe heute noch mit einigen der Kinder in Kontakt und weiß, dass viele nicht so glücklich waren und deren Interessen, aber auch die Wege, die sie gehen wollten, nicht gefördert worden sind.

Und bevor Fragen aufkommen: Mein Sohn hat mit 16-17 Jahren schon als Freelancer 50 US-Dollar in der Stunde verdient, hätte sofort gut bezahlte Jobs bekommen können, aber das war nicht der Weg, den er gehen wollte. Sein Ziel ist ein akademischer Weg und vielleicht, dass er eines Tages selbst unterrichtet. Das bedeutet, er hat seinen Realschulabschluss sowie das Fachabi abgelegt. Denn in Deutschland kann man jeden Abschluss nur durch eine Prüfung erlangen, ohne auch nur einen Tag in einer Schule gewesen zu sein. Gegenwärtig studiert er im dritten Semester Wirtschaftsinformatik und schlägt gerade die Fachrichtung Mediengestaltung ein. Im Internet findet man so einige Apps und Tools, die er schon programmiert hat, auch im Bereich der Blockchain-Technologie, sowie einige Spiele, die er auf verschiedenen Plattformen herausgebracht hat, wo er von dem Spielekonzept bis zur Musik alles selbst konzipiert und programmiert hat.

Dadurch, dass unsere kleine Familie so viele Jahre auf engstem Raum gereist ist und wir auch in Griechenland sehr abseits gewohnt haben, sind wir doch sehr zusammengewachsen, und der Zusammenhalt hält bis heute, obwohl unser studierender Sohn das 25. Lebensjahr bald erreicht hat. Auch das ist ein Vorteil, denn Zusammenhalt verbindet. Was früher einmal gegenwärtig war, selbst das ist heute ja nicht mehr allzu oft anzutreffen - ein enger Familienverbund ist schon etwas Besonderes.

Oh Mann, warum müssen meine Beiträge nur immer so lang werden. Wenn ich anfange zu erzählen, denn ich diktiere ja meine Beiträge, da kommt eben viel Text zusammen. Vielleicht sollte ich das Ganze wirklich mal automatisiert umwandeln, dass man es sich auch anhören kann, denn ich bezweifle, dass allzu viele immer die Beiträge bis zum Ende durchlesen :)