Gesundheitswüste Deutschland?

in medizin •  6 years ago 

Eigentlich sollte man sich ja freuen, wenn man einen Arzt nicht ganz so oft zu Gesicht bekommt. Benötigt man dann aber doch mal einen, kann das durchaus schnell sehr streßig werden. Zwar hat man irgendwie doch immer mal wieder Geschichten gehört, aber kann das irgendwie nicht so ganz wahrhaben oder denkt, dass dies ein eher regionales Problem ist.

Habe neulich von einem Arzt gesagt bekommen: "Uh, das da auf der Haut sollten sie einmal von einem Fachmann ansehen lassen!". Okay, vermutlich eine Routine-Kontrolle, aber natürlich lässt man das dann doch ja einmal von einem Hautarzt gegen prüfen. Also heute zum Hörer gegriffen und auf die Suche nach einem gemacht, da ich bisher nicht bei einem gewesen bin. Entsprechend natürlich auch keine wirklichen Präferenzen mehr. Metropolregion, wie schwer kann dies schon sein?

Laut Handy ca. 80 Anrufe später dann die Ernüchterung. Ca. 20 Ärzte abgeklappert. 8 Stück waren überhaupt nicht zu erreichen, trotz Öffnungszeiten und man ging gar nicht dran oder es wurde direkt aufgelegt. Weitere 7 Ärzte unterbrachen einem bereits beim Begriff "Termin", teilten mit, dass man keine Patienten aufnehme und legten auf. Bei 5 Ärzten kam es zu einem Gespräch in den man mir mitteilte, dass es natürlich Termine gebe und zwar wieder ab Juni. Ich verzichtete darauf, bei allen Nachzufragen, ob man wirklich 2019 meinte oder doch lieber noch ein paar Jahre zusätzlich einplanen sollte.

Bester Hit soweit März 2019. Das ich nun nicht gerade in diesem Monat einen Termin kriegen würde, darauf habe ich mich ja schon eingestellt gehabt. Aber mit solchen Wartezeiten bei einem Hautarzt habe ich nun nicht gerechnet. Sehr zu meiner Verwunderung wurde man gar nicht erst nach der Krankenversicherung gefragt. Das ich mit einer gesetzlichen Kasse nicht gerade der Traumpatient bin, davon ging ich aus. Ich frage mich aber schon, ob es nun unter Privatpatienten vielleicht ein Zauberwort gibt mit dem man sich melden muss.

"Guten Tag, ich bin Privatpatient und zahle gerne doppelt!" ... oder so etwas? Habe ich da etwas verpaßt? Ist das wirklich so krass geworden, dass man Fachärzte nur noch im Jahrestakt buchen kann? Hausarzt geht in wenigen Tagen und der auch der Zahnarzt ist da normalerweise recht flexibel. Aber das man weder in Stadt noch dem flachen Land einen Arzt findet, lässt mich doch ein wenig schockiert zurück.

Ich bin ja ein Freund gesetzlicher Versicherungen, aber schaue ich mir so an, was ich jährlich einzahle, dann werde ich doch wohl erwarten können für eine ganz normale Untersuchung, die vielleicht 15 Minuten dauert einen Termin kriegen zu können. So fühlt man sich doch irgendwie ein wenig ausgeraubt und alleine im Regen stehen gelassen. Wenn es dann doch etwas ernstes ist, soll man das dann ein Jahr mit sich rumtragen? Kein Wunder, wenn dann die Zahl der Angststörungen in diesem Land permanent steigt.

Aber sind die Ärtze wirklich so überlaufen oder verdienen die zu gut, dass die keinen Bock mehr auf Patienten haben? Gefühlt haben wir hier mehr Hausärtze als HNO, Angilogen oder Orthopäden in der Nähe, aber scheinbar ist hier ja eine Pandemie von Hauterkrankungen auf dem Vormarsch. Was nun also tun? Den Suchradius auf 120km ausdehnen auf die nächste Metropolregion? Den Hausarzt bei der Suche um Hilfe bitten? Die Kasse informieren und um Hilfe bitten? Mal die Ärztekammer darauf aufmerksam machen, dass die dort scheinbar ein Versorgungsdefizit in der Region haben? Eine Postwurfsendung für alle Ärzte mit Erinnerung an den Hippokratischen Eid? Einfach zu einem Arzt fahren und mit den Geldscheinen solange wedeln bis man dran kommt? Ein Brief an den Gesundheitsminister, dass er sich nicht solange darum kümmern soll, was Harz4-Empfänger so tun und wieso man Todgeweihten das Morphium entzieht, sondern sich endlich mal auf dem Arsch setzt...

Mich dünkt es langsam, dass in diesem Land bereits der Versuch gesund zu werden einem wesentlich dichter an den Tod führt als es einem lieb ist.

Aber bei einem Zynismus und ohne Polemik. Kennt ihr dies auch bei Euch in der Region? Ist das ein Problem mit diesem Fachbereich? Wieso hat sich die Lage in den letzten 5 Jahren scheinbar trotz besser Ärtzeversorgung so verschärft?

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Kann jetzt leider nicht mehr voten, da die Auszahlung zu nah ist.
Ich bin ja der Typ, der auch schon mal spontan bei Ärzten aufschlägt. Teilweise ist das meinem inneren Chaos geschuldet. Aber entweder ist etwas ernst oder nicht. Bei einem früheren Orthopäden hieß es, Notfälle gehen den Patienten im Wartezimmer vor (ich war kein Notfall, kam aber an dem Tag trotzdem dran). Auch Dermatologen haben meines Wissens eine Pflicht zur Notfallversorgung.
Was man am Telefon oder am Tresen sagen könnte, wäre, daß es gar nicht um Aufnahme als neuer Patient, sondern wirklich nur um das eine Muttermal ginge. Gut, klar, wenn 100 Leute das machen ... aber Hautkrebsvorsorge ist, fällt mir gerade ein, sogar eine Leistung der (meisten? aller?) gesetzlichen Krankenkassen; wenn man die nicht machen läßt, zahlt man die spätere Behandlung u.U. selbst.

Da scheinen bei dir in der Region ja alle an Hautleiden zu sterben. Hatte denn der Arzt keinen Fachmann zu dem du gehen könntest empfohlen?

Hast du auch nach Dermatologen gesucht?

Alle 3 Ärtze, die ich vom Hausarzt bekommen habe, waren ausgebucht. Und ja, auch nach Dermatologen gesucht. Mir ist ein solch radikaler Mangel ein echtes Rätsel. Das man auf den Radiologen bei etwas "unkritischem" mal 3 Monate wartet... okay... aber in der Größenordnung... Neuland und aus meiner Sicht völliges Versagen, da sich das kaum spontan aufgebaut hat.

Also in Großstädten sollte das Problem definitiv geringer sein. Gerade in den ländlichen Regionen wird die Situation noch erschwert, weil viele Ärzte älter sind und in Rente gehen.
Jemand aus meiner Familie ist Arzt und von daher würde ich dir sagen, wenn es zu einem Facharzt gehen soll, von deinem Hausarzt eine Überweisung geben lassen. Zudem hat dein Hausarzt in der Regel Kontakte, d.h. die Schwestern können dir da einfacher einen Termin vermitteln.
Eventuell könnte es sich lohnen zu einer Klinik in deiner Nähe zu gehen. Die haben i.d.R. eine ambulante Abteilung und da wird sich eventuell ein schichthabender Arzt dir annehmen.

"Aber sind die Ärtze wirklich so überlaufen oder verdienen die zu gut, dass die keinen Bock mehr auf Patienten haben?" Ersteres und zweiteres wird nur am Ende eines Quartals relevant.

"Den Hausarzt bei der Suche um Hilfe bitten? Die Kasse informieren und um Hilfe bitten? Mal die Ärztekammer darauf aufmerksam machen, dass die dort scheinbar ein Versorgungsdefizit in der Region haben?"
Ja (bzw. die Schwestern bei dem). Ja. Nein! (genausowenig sinnvoll wie was danach kommt).

"Kennt ihr dies auch bei Euch in der Region? Ist das ein Problem mit diesem Fachbereich?" Ja. K.A.

Danke für das Feedback. Vielleicht gehe ich doch mal über die Vermittelungsstelle der Krankenkasse.

Ich hoffe es ist durchaus durchgekommen, dass da auch eine ordentliche Portion Sarkasmus mit drin steckte. Den das wegklicken und auflegen und der unfreundliche Ton sind etwas, dass ich kaum nachvollziehen kann. Auch bei uns geht der Kunde einen auf den Senkel und wir schieben auch mitunter 12 Stunden Schichten. So einen Umgang dürften wir uns aber nicht erlauben. Den der Patient (Kunde) ist vermutlich die falsche Adresse um da seinen Frust abzuladen.

Gerade wenn man eine Webseite hat, kann man getrost auch dort eine Auskunft über die Situation geben, so dass man als Patient nicht stundenlang versucht jemanden zu erreichen. Wenn man will kann man da glaube ich doch einiges mit wenig verbessern.

Aber gut mal sehen, was das noch wird...

  ·  6 years ago (edited)

Du bist hier eben kein klassischer Kunde. Das Krankensystem hat durchaus etwas von einer Behörde. Ärzte haben öfters eine autoritäre Einstellung. "compliance" ist ganz wichtig, nicht Angebot von Behandlungen.

"Wenn man will kann man da glaube ich doch einiges mit wenig verbessern." Selbstredend. Nur geht es hier eben, wie im ersten Satz gesagt, nicht um ein kundenorientiertes Unternehmen.

Für mich hat das aber eben nichts mit kundenorientierter Unternehmung zu tun, sondern mit einem normalen und gesunden Umgang mit anderen Menschen. Das dies scheinbar gerade in einem sozialen Beruf neu zu sein scheint, stimmt doch ein wenig traurig ;)

Du kannst lieber dahin fahren und mit den den Geldscheinen so lange rumwedeln bis du ein Termin bekommst.

Ich hatte es einmal beim Hausarzt wollte nur das er mich mal durch checkt und was verschreibt da ich nicht so einer bin der bei einem kleinen Husten zuhause bleibt, die an der Rezeption heute ist nichts frei, ich dann was kostet es wenn ich es selber bezahle hat sie mir ein Preis gesagt und schon hatte der dr. Oder Arzt Zeit für mich

Die Geschichte ist nicht ausgedacht

Ja, durchaus. Ich würde ja auch privat zahlen ... aber das wurmt gleich aus 2 Gründen. Zum einen eben weil man bereits eingezahlt hat, dann könnte man gleich den Kram abschaffen und privat gehen. Zum anderen weil da eben viel Geld fließt, damit Leute das organisieren. Aber wie bereits hier geschrieben wurde... es wirkt mehr nach ner Behörde ... was könnte man alles sinnvolles mit dem Geld machen. Ich kann da teilweise auch die Krankenkasse nicht verstehen :-/

Ja das stimmt habe eine zeitlang in Holland gearbeitet da muss man privat zahlen fande es besser