"Die Weihnachtsferien waren anstrengend. Ich habe mich die ganze Zeit an dem Gedanken festgehalten, dass ich am ersten Schultag direkt einen Termin bei meiner Psychologin und einem Psychiater habe. Aber das einzige worüber sie geredet haben waren Medikamente.
Ich konnte überhaupt nichts dazu sagen. Manchmal ist mir alles zu viel, ohne dass ich es merke. Ich falle einfach in eine Schockstarre und blende alles aus, was um mich herum passiert.
Ich merke im ersten Moment gar nicht, wie durcheinander ich bin.
Als wir wieder zu Hause waren, hatte ich noch eine Stunde bis die nächste Schulstunde anfing. Ich sagte meinen Eltern, dass ich früher hin will, um meine Freunde in der Mittagspause noch zu sehen. Dann habe ich die letzten beiden Stunden geschwänzt und bin in den Wald gefahren, um mich zu betrinken.
Ich weiß nicht, was abging. Das ist nicht meine Art. Ich habe noch nie vorher die Schule geschwänzt. Das ist überhaupt nicht meine Art.
Später am Tag habe ich Klavier gespielt, um mich zu beruhigen. Ich wurde langsam wieder nüchtern... Plötzlich bin ich in Tränen ausgebrochen. Ich war völlig am Ende.
Meine Mutter kam rein und hat versucht, mit mir zu reden. Aber nach einer Weile ist sie wortlos aufgestanden und weggegangen.
Ich hatte ihr gesagt, dass ich glaube, dass sie mir nicht helfen können und dass sich nie etwas ändern wird. Und dass ich keine Antidepressiva schlucken möchte.
Ein paar Minuten später kam meine Vater und hat gesagt, dass Mama ihm erzählt hätte, dass ich die Medikamente nicht nehmen möchte.
Er hat angefangen auf mich einzureden. Irgendwann sagte er: "Wir sind bereit, alles dafür zu tun, dass es dir besser geht. Aber wir erwarten das gleiche von dir."
Mit dem Satz hat er mich wirklich sehr verletzt.
Ich kann nicht genau sagen, was an den Medikamenten, mir solche Angst macht.
Ich fühle mich, als würde ich komplett die Kontrolle abgeben. Ein Problem ist, dass so viele Leute, so hartnäckig auf mich eingeredet haben. Ich kann überhaupt nicht gut Menschen an mich ranlassen. Sobald ich das Gefühl habe, jemand versucht, mich zu irgendwas zu drängen, tickt irgendwas in mir komplett aus und ich kriege eine unglaubliche Panik.
Ich hab Angst. Das alles, was passiert ist, hat mich so sehr aufgewühlt, dass ich mich momentan fühle, als stünde ich die ganze Zeit unter Strom. Jedes bisschen Stress, was hinzukommt, bringt mich dazu, die Nerven komplett zu verlieren.
Ich habe im Moment niemandem, dem ich wirklich vertraue. Niemandem bei dem ich mich komplett sicher fühle. Das ist ein großes Problem. Wenn ich jemanden hätte, mit dem ich reden könnte, ohne Angst davor haben zu müssen, dass das Gespräch noch mehr Stress auslöst, dann hätte ich etwas, woran ich mich festhalten kann. Etwas dass mir hilft runterzukommen. "
- 22.12.2018
'Find comfort in the chaos'
- anonymous