Mein Wiedereinstieg -I-
Die Vorgeschichte
Ich wurde spät im Jahr geboren. Im November. Etliche meiner Kumpels hatten das Glück, früher im Jahr den sechzehnten Geburtstag feiern zu können und von ihren Eltern und/oder Verwandten ein Moped geschenkt zu bekommen. Das waren natürlich die Coolsten. Verratzte Jeans, lange Haare und mit einer Kippe im Mundwinkel lässig an (m)eine Maschine gelehnt. Das war der Look, den ich mir für mich auch ganz gut vorstellen konnte.
Meine Maschine! Das wäre entweder eine Kreidler Florett RS, eine Zündapp KS 50 oder eine Herkules K 50 Ultra gewesen. Wahrscheinlich eine Herkules, das waren damals die schnellsten.
In meiner Phantasie passte alles perfekt! Ich würde dazu gehören und mein Wirkungskreis wäre nahezu unermesslich! Alles Andere war nebensächlich. Klar, ich würde meine Lehre beenden und irgenwann irgendwas arbeiten...
Aber das war erst einmal unwichtig. Ich hätte eine Maschine und das war das was zählte.
Mit diesem Weltbild ging ich dann zu meinen Eltern. Von meinem Vater wusste ich, das er in seinen jüngeren Jahren eine Horex Regina 350 fuhr, mit der er auch mal gestürzt war. Von diesem Sturz rührte die kleine sternförmige Narbe auf seiner Wange. Meine Mutter war als Mädchen wohl schon mit der 500-er DKW ihres Vaters unterwegs.
Darüber erzählte sie nur soviel als daß das Auf- und Absteigen nicht ohne fremde Hilfe klappte, der Dorfpolizist eingeweiht war und Start und Ziel gut organisiert sein mussten.
Die Erfolgschancen für mein Vorhaben sollten also nicht ganz schlecht stehen. Wäre da nicht noch die leidige Sache mit der Finanzierung gewesen. Eigenmittel hatte ich außer etwas übriggebliebenen Konfirmationsgeld nicht und das würde nicht reichen. Wir waren keine reiche Familie. Von meinen Eltern konnte ich also nicht viel erwarten und Opas und Omas waren eh der Meinung, daß Motorradfahren viel zu gefährlich sei.
Ich habe bis heute keine Ahnung ob mir meine Eltern den Kauf eines Mopeds verboten hätten wenn ich die Kohle dafür zusammenbekommen hätte. Letztendlich brauchten sie nichts zu verbieten weil mein Traum an der finanziellen Realität zerschellte.
Zwei Jahre später (Ende 1973) hatte ich durch verschiedene Jobs immerhin das Geld für den Führerschein zusammen. Auch für den damaligen Einser, der dem heutigen A offen entspricht. Mit einer geliehenen Yamaha XT 500 konnte ich dann endlich meine ersten Kilometer auf dem Motorrad zurücklegen.
Es sollte noch viele Jahre dauern, bis ich dann endlich mit meinem ersten eigenen Motorrad auf Tour gehen konnte. Allerdings ohne Kippen im Mundwinkel 😉.