Götz Wittneben im Gespräch mit Harald Leng, dem Gründer der Praxis für Unternehmertum, zum Thema „Verwöhnung“
Die meisten Menschen denken „verwöhnen“ sei doch gut und zeige dem Kind, wie lieb man es hat. Leider bedenken Sie nicht, welche Folgen sich aus der Verwöhnung für die Entwicklung des jungen Menschen ergeben.
Nach dem Postulat, dass alle Handlungen eines Mensch Sinn haben, auch wenn der Handelnde das so nicht versteht, muss verwöhnen aus Sicht des Handelnden einen Sinn ergeben. Der Sinn der Verwöhnung könnte u.a. darin liegen, dass der Verwöhnende die Absicht verfolgt, den Verwöhnten an sich zu binden. Leider funktioniert das nicht auf Dauer, da der Verwöhnte mit seinen Ansprüchen grenzenlos wird, die dann nicht mehr erfüllt werden können.
Da der Mensch freiheitlich geprägt ist und sich in der Gemeinschaft entwickeln will, nimmt Verwöhnung dem Verwöhnten die Möglichkeiten, seine eigenen Fähigkeiten bei der Lösung von schwierigen Aufgaben zu erleben und im Ergebnis sein Selbstbewusstsein und damit seine Wirksamkeit zu spüren. Die nicht erlebte Selbstwirksamkeit führt dazu, dass der verwöhnte Mensch sich weniger zutraut und darauf vertraut bzw. fordert, dass es immer hilfreiche Geister gibt, die für ihn (unbequeme) Aufgaben erledigen. In der Folge entsteht dann ein entmutigtes, um nicht zu sagen ängstliches Verhalten.
Leider hört Verwöhnung nicht in der Familie auf, sondern findet seine Fortsetzung in den Betrieben und der Gesellschaft. Es gibt viele unsichtbare Verwöhnungstools, die unsere Veränderungsbereitschaft lähmen. Nicht umsonst fühlen wir uns in unserer Komfortzone wohl. Ich denke hier z.B. an die Berieselung durch Television, Handy und soziale Netzwerke, die uns viele Ablenkungsmöglichkeiten geben, damit wir nicht aktiv sein müssen. Im Arbeitsleben sind das Annehmlichkeiten, die den Mitarbeiter an das Unternehmen binden. Im Verhältnis zu unserem Staat sind das die Annehmlichkeiten der sozialen Absicherung, die zu Ausgaben führen, die leicht die ein Großteil unseres Bundeshaushaltes ausmachen. In der Werbung sind das u.a. die Versprechen, die uns suggerieren das die Nutzung bestimmter Produkte den Einzug ins Paradies versprechen.
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