Im letzten Artikel sprach ich ja ein wenig das Problem mit der eigenen Liquidität an. Gerade wenn man bereits zahlreiche Ideen im Kopf hat, was man am Markt noch so machen kann, fällt es einem besonders schwer das Geld bei sich zu halten. Dies ist natürlich insbesondere der aktuellen Zinspolitik innerhalb von Europa und auf weiten Teilen der Welt geschuldet.
Denn wer sein Geld bei seiner Bank auf dem Giro-Konto parkt, der macht defacto ein negatives Geschäft. Selbst wenn es noch ein paar Promille geben sollte, werden diese üblicherweise bereits von den Bankgebühren aufgefressen. Doch als wäre das nicht bereits schlimm genug, kommt noch on Top die Inflation, die zeitgleich auch noch wieder verstärkt aufquillt. Kein Wunder, dass einem da der Finger juckt, wenn man ein paar Aktien im Sinn hat und diesen Verlust bereits über die Dividende ausgleichen kann.
Aber Aktien sind eben kein Tagesgeldkonto. Wer dort investiert, sollte das Geld abschreiben und bereits sein es für mehrere Jahre eine etwaige Krise aussitzen zu können. Natürlich kann der Kurs auch wieder überraschend nach oben gehen, aber wer das Geld zu einem späteren Zeitpunkt braucht, wird sehr unruhig schlafen, wenn es dann doch einen Crash gibt und er es zu einem geringeren Wert abstoßen müsste.
Eine interessante Alternative dazu sind P2P-Kredite, die im Gegensatz zum Aktienmarkt den schönen Vorteil haben, dass man mit ihnen halbwegs kalkulieren kann. Die Zinsen werden regelmäßig gezahlt und die Kredite haben eben eine definierte Laufzeit. Dies hat allerdings eben zwei enorme Nachteile. Zum einen muss man die Laufzeit immer mit Vorsicht genießen. Denn Kredite fallen eben auch mal aus und es kann leicht passieren, dass man bis zu 3 Monate (oder je nach Anbieter) oder auch länger warten muss, bevor es das Geld wieder zurück auf das Konto gibt.
Zum Anderen möchte man auch Diversifizieren und nicht alles in einem Kredit anlegen. Wer aber eine Weile lang mehrere hundert Kredite hält, wird merken, dass dies leicht unübersichtlich werden kann. Gerade eben mit einem Auto-Invest. Ein Kredit platzt und wird vorzeitig ausgezahlt oder der Anbahner schüttet frühzeitig aus und es wird ein neuer Kredit gekauft, der plötzlich eine ganz andere Laufzeit hat. Schwer an dieser Stelle zu koordinieren, dass man zu einem bestimmten Zeitpunkt das Geld wieder auf dem Konto hat.
Bisher habe ich immer bei Mintos in kurzfristige Kredite (1-3 Monate) investiert. Damit erreichte man immerhin ca. 12% und konnte halbwegs sicher mit ~80% des Betrages innerhalb dieser Laufzeit rechnen. Ideal also um kleinere Summen bereit zu halten, ohne das die Euro auf dem Konto schimmeln.
Für eine Reserve eignet es sich jedoch nicht, da man eben schneller darauf zugreifen will. Eher geeignet, wenn man auf etwas hin spart und das Ziel ggf. auch nochmal ein paar Monate schieben kann. Also bleibt doch nur das Girokonto?
Bei diesem Gedanken fiel mein Blick jedoch diesmal auf Bondora und dort explizit auf deren Angebot „Cash & Grow“, dass bisher unter meinem ignoranten Auge als „wertlos“ eingestuft wurde. Bondora selbst ist eine größere P2P-Kredit-Plattform und vermutlich nach Mintos einer der bekanntesten. Gerade bei Krediten ohne Rückkaufgarantie, erfreut sie sich hoher Beliebtheit und hat auch eine Menge an Krediten mit höheren Zinsen im Portfolio. Natürlich muss man bei höheren Krediten auch immer mit mehr Ausfällen rechnen und diese bei seiner Rendite berücksichtigen.
Ich selbst habe für höhere Zinsen immer auf Iuvo gesetzt und bin zum größten Teil eigentlich eher ein Freund von Mintos. Ein gesundes Mittelmaß an Zinsen erscheint mir sinnvoller als eben ein zu hohes Risiko. Und das Wissen das die Anbahner eine Rückkauf anbieten, erlaubt es mir doch Nachts ruhiger zu schlafen als auf die Teilrückzahlung einzelner Ausfälle zu hoffen. Ich sprach bereits an, dass dies natürlich eine trügerische Sicherheit ist, gerade wenn es nur wenige Anbahner gibt.
Doch was ist dieses „Go & Grow“? Hierbei handelt es sich um ein Angebot von Bondora. Man zahlt einen Betrag auf das Konto ein und legt dies bei Bondora an. Dafür gibt es 6,5% per anno in Form von täglichen Zinsen, dass einem aufs Konto gut geschrieben wird. Eine Mindestlaufzeit gibt es nicht. D.h. wir können über das Geld wie über ein Tagesgeldkonto verfügen und müssen nicht darauf warten, dass ein Kredit seine Laufzeitende erreicht.
Wie funktioniert dies? Im Prinzip wie ein normaler P2P-Kredit auch. Nur das Bondora hier eine Mischkalkulation macht und in verschiedene Kredite investiert. Dafür übernehmen sie eben auch das Risiko und erlauben eine höhere Flexibilität. Der Nachteil für einem selbst ist eben, dass sie vielleicht im Hintergrund 15% Rendite einfahren und lediglich 6,5% an den Anleger durchreichen.
Wirklich reich wird man somit also nicht und sollte im Zweifel lieber auf eigene P2P-Kredite setzen. Ein Grund, wieso ich bisher das Angebot als „uninteressant“ eingestuft habe. Allerdings erscheint es mir durchaus ein gutes Angebot, um einen Teil seiner Reserve „zwischenzuparken“. Denn man kann Zugriff auf das Geld innerhalb weniger Tage nehmen. Absolut ausreichend, wenn sich in der Werkstatt ein kleines finanzielles Drama anbahnt
Und man muss sich eben auch nicht mehr die ganze Zeit so grämen, wenn man etwas Geld auf die hohe Kante legt, da man mit 6,5% durchaus in einem sehr soliden Zinskorridor bewegt mit dem man die meisten „Anleger“ locker schlägt. Bei immerhin 1000€, gibt es immerhin ~ 18¢ am Tag an Zinsen gut geschrieben. Oder jede Woche etwas mehr als einen Euro. Nicht viel, aber immerhin schon ein ganz netter Betrag. Legt einer dann mehrere Monatsnetto an, kann dort schon ein wenig extra bei rumspringen.
Meine Strategie hier ist es 50% Reserve ganz klassisch auf dem Bankkonto zu belassen, wo ich binnen von wenigen Minuten sofort Zugriff nehmen kann. Die restlichen 50%, sowie etwaige Sparbeträge für größere Anschaffungen kommen nach Bondora, wo ich binnen weniger Tage wieder dran komme.
Also alles super mit Bondora? Trotz seines Charakters, sollte man nicht den Fehler machen und es als „Sparkonto“ ansehen. Immerhin wird auch hier in P2P-Kredite investiert, die eben am Ende auch als „hoch Risikokapital“ anzusehen sind. Es kann also durchaus passieren, dass das Geld von einem Tag auf dem anderen Weg ist. Genauso eben auch wie bei Mintos mit Rückkaufgarantien. Niemand weiß so genau, wie sich die P2P-Plattformen in der nächsten großen Wirtschaftskrise schlagen werden.
Daher sollte man dies nie aus den Augen verlieren und stets damit rechnen. Dies ist eben auch der Grund, wieso ich einen Teil bei der klassischen Bank behalte. Auch greift hier eben nicht die 100k€ Einlagensicherung wie bei einer regulären Bank! Immerhin sind die 6,5% in dem Bereich durchaus realisistisch und sollte Bondora einen ordentlichen Buffer geben um der versprochenen Flexibilität nachzukommen.
Nach ca. einer Woche Testphase fange ich nun langsam an das Konto zu besparen. Da es eigentlich keine interessanten Kennzahlen dazu gibt, werde ich hier nicht so oft darüber berichten, aber vielleicht zum Jahresabschluss nochmal ein kurzes 1 Monats-Resümee ziehen.
Dieser Artikel soll als Idee dienen, wie man etwas mehr aus einem größeren Sparbetrag holen kann. Ich nutze dies selbst und berichte hier lediglich darüber. Es ist KEINE Empfehlung und es sollte klar sein, dass mit Hochrisikokapital auch immer ein „hohes Risiko fürs Kapital“ gemeint ist. Wählt solche Instrumente daher mit Bedacht und nie mit wirklich notwendigen Kapital!
https://www.bondora.com (ohne Referral)