Iiih, weg da, das ist PFUI!

in pfui •  7 years ago  (edited)

In meiner Kinderzeit waren andere Dinge Pfui, als heute. Wenn freilich ein Kind in seiner Kaka spielt, ist es immer noch pfui. Weg sind der Kuppelparagraph oder der § 175, der Homosexualität unter Strafe stellte. Besonders wetterten die Kirchen, deren Würdenträger allerdings selbst oft Andersrum waren.

Zur Abschreckung belegte man Schwule mit drastischen Ausdrücken, auch uns Kindern gegenüber. Seltsam! Später merkte man, dass gerade die bessere Gesellschaft gerne rektal unterwegs war. Wer also stellte die Analytiker unter Strafe? Offensichtlich waren es auch militärische Gründe, weil man Wehrzersetzung befürchtete.

Jedenfalls sind diese Zeiten heute vorbei! Eine Gegenbewegung hat eingesetzt - scheinbar. Nachdem Ehe und Familienleben jahrzehntelang als Spießertum bekämpft wurden und die heterosexuellen ehemüde wurden, von Lebensabschnittsgefährten zu Lebensabschnittskurzzeitgefährten wechselten, wird heute die #EhefürAlle groß gefeiert. Ausgerechnet von einer Mindernheit von 7 Prozent der Bevölkerung, die auch noch als eher promiskuitiv bekannt sind. Jetzt wollen DIE plötzlich heiraten.

Eine allleinstehende oder geschiedene Frau hatte in meiner Kinderzeit etwas Anrüchiges. Heute ist in Berlin jeder zweite Haushalt ein Singelhaushalt. Eltern gehen mit ihren Kindern zum Christopher Street Day und zeigen ihnen die Herren, die am Hundehalsband über den Asphalt krabbeln. Das ist normal! Wir sind tolerant.

Aber die Toleranz hat Grenzen, besonders bei jenen, die ständig Toleranz einfordern. Nicht tolerant ist man gegen Rechts - auch der besorgte Bürger gilt als unerwünscht. Man möge ihn entsorgen, fordern heute instrumentalisierte Kinder.

Heute gibt es noch reichlich Pfui!

Der politische Gegner ist weiterhin eine "Schande" und richtet großen Schaden an. Da hat sich quasi nichts geändert.

Heute geht man wieder mit Gewalt gegen Menschen vor, welche die falschen Bücher lesen. Auf Buchmessen werden die Stände von "gefährlichen Verlegern" gestürmt. Ganze Straßenzüge werden angezündet, Brandsätze in Kneipen geworfen, weil dort der verhasste Gegner verortet wird.

Extra eingestellte hoch bezahlte Nudging-Regierungs-Experten erklären nun, was Pfui ist. Da kann der Bürger allerdings schon mal verwirrt werden, weil sich das manchmal börsentäglich ändert.

Heute hui, morgen pfui -

und umgekehrt. Das nimmt die Gesellschaft des Spektakels heute her, wie es gerade kommt, bzw. bezahlt wird.
Nur die Kirche bleibt sich treu. Kritisiert heute, was sie vor zwanzig Jahren schon kritisiert hat. Teure Mieten und soziale Ungerechtigkeit. Immer weniger hören ihr zu. Denn durch wissenschaftliche Erkenntnisse ist der Ruf der Kirchen kaum noch etwas wert.

[25.12.97] Christliche Kirchen wenden sich gegen Konsumdenken und Egoismus. Menschenwürde & Solidarität seien gefährdet; die Schere zwischen Arm und Reiche dürfe nicht weiter auseinander gehen. https://t.co/CCfzMy1gJ8

Frankenberger (@Denkelite) 26. Dezember 2017

Mal sehen, wie es weiter geht. Heute hat man andere Diffamierungslabel, wie "du Opfer" oder "du Reichsbürger". Ganz toll kann man jemand verhetzen, wenn man ihn zum Verschwörungstheoretiker machen kann. Und siehe da: die früher "Pfui" waren, verhalten sich heute auch nicht anders - haben ihr eigenes Pfui und zeigen auf andere. Es bleibt halt doch immer alles gleich, nur die Vorzeichen ändern sich. Linke, die lange vom Verfassungsschutz beobachtet wurden, zeigen heute auf andere, rufen Verschwörungstheorie, wenn etwa von Flugzeugabgasen die Rede ist.

Pfui von Land zu Land anders!

Von den Religionen her kennen wir das sehr gut, dass etwas Pfui ist. Man nennt es dort Sünde. Aber auch in den USA sind andere Dinge pfui. So hat man nun einen VW Manager eingesperrt, weil er die Umwelt verseucht hat. In Deutschland hat er nichts zu befürchten.

Ist ein Pfui allerdings groß genug, dann wird es wieder seltsam für den, der ein großes PFUI anrichtet. Während ein Mord ganz großes Pfui ist, wird Massenmord wieder anders gewertet. Aber wir sehen ja: heute hui, morgen pfui oder doch vor dem Richter?

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