Stellungsname eines Fotografen zum #bodypositivity Trend

Body positivity ist in aller Munde. Auf social media boomt der Hashtag #bodypositivity, alle feiern ihre kleinen Schönheitsfehler und versuchen so für ein gesündere Selbstwahrnehmung zu sorgen.

Das ist ja schön und gut ...

Ich finde es wirklich toll, dass man zu seinen kleine Schönheitsfehlern stehen kann. Ich meine kein Körper ist perfekt und das sage ich als Fotograf der nicht selten mit Profi-Modellen arbeitet. Eine gesunde Selbstwahrnehmung ist wichtig für das eigene Selbstbewusstsein. Alles in allem finde ich die Debatte also durchaus positiv.

... aber

Als Fotograf arbeite ich hauptsächlich in der People und Fashion-Fotografie. Im Gegensatz zu Event oder Street-Fotografen sehe ich mich jedoch nicht in der Pflicht die "Realität" abzubilden. Ein Event-Fotograf muss die Stimmung eines Events möglichst authentisch auffangen und wiedergeben können. Da muss nicht immer alles perfekt sein. Ich aber als People-Fotograf sehe mich in der Pflicht, eben genau nicht die Realität einzufangen. Es wird getrickst mit Licht, dem Winkeln, mit Makeup und natürlich auch mit der Postproduction.
Die Modelle die Fotos von sich haben möchten, kommen nicht zu mir weil sie die Realität abgebildet haben wollen, sie kommen zu mir um sich schön zu fühlen. Würde ich auf eine Postproduction verzichten, hätte ich in kürzester Zeit keine Aufträge mehr, da bin ich mir sicher.

Ich werde auch in Zukunft nicht auf eine Postproduction verzichten, meine Aufgabe ist es nicht die Realität abzubilden sondern Illusionen zu erschaffen die die Menschen nunmal haben wollen.

Ziel der Debatte sollte es nicht sein den Einsatz von Photoshop zu regulieren sondern ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass solche Bilder eben NICHT real sind.