Postmortem – BASF

in postmortem •  6 years ago 

In einem Punkt habe ich das gleiche Ziel wie die Kinder von Friday for Future. Wir beide wären sehr froh, wenn die Klimaerwärmung eingedämt wird und die Sommer nicht immer trockener werden. Was zunächst ein wenig merkwürdig klingen mag, wird aber durchaus klar, wenn man sich das Ergebnis von BASF im vergangenen Jahr näher ansieht.

Das Unternehmen aus Ludwigshafen ist nämlich besonders auf den Abtransport von Gütern per Schiff angewiesen. Da der Rhein auf Grund des sehr heißen Sommers im letzten Jahr nur sehr wenig Wasser führte, ging leider ein nicht unerheblicher Teil des Gewinns durch zusätzliche Logistikkosten drauf.

Trotzdem kann ich als Aktionär von BASF mich nicht beklagen. Dieses Jahr wird eine Dividende von 3,20€ pro Aktie ausgeschüttet. Das sind immerhin 10¢ mehr als im letzten Jahr oder eben knapp 3,2% mehr. Das ist kein besonders starker Anstieg, aber gerade in einem Jahr der Schwäche ist es immerhin doch ein sehr interessantes Signal. Sofort als ich den Bericht erhielt, schlug ich daher gleich die Bilianz auf. Rund 2 Milliarden weniger langfristige Schulden, rund 8 Milliarden mehr kurzfristige Schulden.

Dies fasst eigentlich die Situation von BASF recht gut zusammen. Es ist eines jener Unternehmen, die man am liebsten Lieben würde und es einem trotzdem so unglaublich schwer machen. Kaum gibt es irgendwo eine gute Nachricht, ist eine schlechte meist nicht weit entfernt. Insgesamt zeigt sich die Aktie sehr stark saisonal und man schlingert immer wieder teilweise sehr extrem von einem Ende zum anderen.

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Dies wird eben auch auf dem 5 Jahres Chart sehr deutlich. Ob man mit BASF glücklich wird, hängt im wesentlichen davon ab, wann man gekauft hat. Kaufte man auf einem der Spitzen, ist man tief in den roten Zahlen. Kaufte man in einem der Täler, wird das Depot sich eher grün färben. Und obwohl man immer wieder Stärke zeigt und aus einem solchen Tränental heraus kommt, so ist es eben nur eine Frage der Zeit, bis man wieder einmal gen Süden wandert. Es kann sich also durchaus lohnen mal die Füße still zu halten und ein wenig abzuwarten, wenn es mal wieder eine größere Talfahrt gibt.

Hintergrund ist eben gerade auch die Rahmenbedingung. Erfreute man sich vor einigen Jahren noch über einige Deals mit Gazprom und einem stärkeren Russlandgeschäft, musste man kurze Zeit danachc im Rahmen der Ukrainekrise dann miterleben, wie eben genau dieses unter die Räder kommt und sich seitdem eben nie wirklich ganz erholte. Überhaupt lief die Übernahme der Tochter Wintershall von DEA nur schleppen voran und machte bisher keine wirkliche Freude.

Das mag ein wenig so klingen als wäre ich mit der Aktie unzufrieden. Das ist aber absolut nicht der Fall. Sie tut es nur so unglaublich schwer geliebt zu werden. Gerade das sehr breite Sortiment des Unternehmens macht es eben gerade trotz solcher Krisen in Teilsparten sehr robust.

Die Sparte „Chemicals“ erwirtschaftete mit ca. 16,5 Milliarden Umsatz in etwa so viel wie im Jahr zuvor und blieb damit sehr stabil, wenngleich der Gewinn eben durch höhere Logistikkosten sank. „Performance Products“ mit Produkten im Bereich Nutrrition und Health im Endkundenbereich fiel um ca. 400 Millionen.

„Functional Materials & Solution“, die insbesondere mit Produkten im Automobil und Elektronikbereich unterwegs war, steigerten den Umsatz um 700 Millionen. Auffällig ist „Agricultural Solutions“, die mit knapp 500 Millionen zulegt und damit indirekt vom Mosanto-Deak von Bayer profitierte. Da die Übernahme Auflagen enthielt trennte sich Bayer von einem Teil seines Geschäfts im landwirtschaftlichen Bereich und BASF stand für eine Übernahme bereit. Entsprechend gestärkt geht man eben aus dem letzten Jahr heraus.

Somit stieg der Umsatz um 2,4%, was eigentlich für ein Unternehmen mit einer solchen Marktstellung ein eher mageres Ergebnis ist. Immerhin sehen ja viele Aktionäre ein besonders ausgeprägten Umsatzanstieg als guten Indikator für ein solides Geschäft aus. Da ich nicht gierig bin, kann ich mich durchaus damit anfreunden.

Doch ein Blick auf den Gewinn verhagelt einem ein wenig die gute Absicht. Rund 22% sank eben dieser und hielt nun auch im ersten Quartal 2019 in ähnlicher Höhe an. Dies ist natürlich etwas, dass man nicht mehr so toll findet. Ich tröste mich damit, dass ein nicht unerheblicher Teil der zusätzlichen Kosten in den beiden Hauptpositionen „Zusätzliche Mitarbeiter“ und „Umweltschutz“ ausgegeben wurde.

Gerade im Angesichts der bereits in vielen Teilen vorherrschenden Trockenheit im Land, bekommt man schon ein wenig Sorge, dass auch dieser Sommer wieder einen großen Teil des Gewinns auffressen wird. Es bleibt zu hoffen, dass man dieses Mal eine entsprechende Antwort parat hat und nicht wieder hilflos dabei zusehen muss, wie die Logstikkosten einen auffressen.

Breit aufgestelltes Sortiment und eine gute Dividendenrentabilität eines internationalen Unternehmens. Ich würde die BASF durchaus gerne lieben, aber sie tut sich leider manchmal ein wenig schwer. Sollte der Sommer doch „gut“ werden oder vielleicht die Übernahme von DEA oder eben auch die Russland-Sanktionen eingestellt werden, könnte man hier durchaus einen interessanten Sprung nach oben machen.

Doch zuviel Träumen sollte man auch nicht. Immerhin hat man in der letzten Woche ein Kursminus von 9% verkraften müssen. Da ist zwar auch bereits die Dividende drin enthalten, aber trotzdem ist dies natürlich ein nicht unerheblicher Absturz. Wer weiß, vielleicht werde ich ja doch noch einmal schwach und lege bei einem niedrigen Kurs nach. Wenngleich dies auf Grund der bisherigen Größe im Portfolio doch eher unwahrscheinlich ist.

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